Unter dem Teebaum
herangeschlendert. »Na?«, fragte er. »Ist alles in Ordnung?«
»Was sollte denn nicht in Ordnung sein?«, fragte Amber unschuldig zurück.
Dann machte sie sich auf den Weg nach Tanunda.
»Natürlich leihe ich dir das Geld. Du weißt, ich benötige nicht viel. Du kannst dir mit der Rückzahlung so lange Zeit lassen, wie du brauchst. Die nächste Ernte wird wieder besser werden.«
Amber seufzte erleichtert. »Ich danke dir, Ralph.«
Sie sah ihn an, und die Worte drängten aus der Seele in ihren Mund. Aber Amber hatte Angst, sie auszusprechen. Es war noch zu früh. Sie musste erst noch einige Dinge in Ordnung bringen. Abrupt drehte sie sich um und wollte die Praxis verlassen, aber Ralph hatte ihr angesehen, dass da noch etwas war.
Er hielt sie am Arm fest. »Würdest du mit mir essen gehen?«, fragte er.
Amber sah ihn an. Lange. Sie hielt sich an seinem Blick fest wie an einer Rettungsleine. Dann schüttelte sie ganz langsam den Kopf. »Noch nicht, Ralph. Aber bald. Das verspreche ich dir.«
Zwei Wochen später waren die Schulden dank Ralphs Hilfe beglichen. Der Wein reifte in den Fässern und Tanks. Es war zwar viel weniger als erwartet, doch er versprach eine gute Qualität. Die Trockenheit hatte die Weine der anderen Winzer sehr süß und schwer gemacht. Amber aber hatte ihre Weinberge hin und wieder bewässert, sodass ihre Weine leichter und frischer waren. Außerdem waren da noch alte Bestände, die sich in diesem Jahr vielleicht verkaufen ließen. Sie hoffte es wenigstens.
Amber hatte bemerkt, dass Steve überall nach den Geschäftsunterlagen gesucht hatte. Er würde sie nicht finden. Nicht in Jonahs Jagdhütte, nicht in ihrem Zimmer, nicht im Büro und auch nicht in dem Zimmer, das ihr Vater bewohnt hatte. Die Akten waren bei Saleem und Aluunda, die seit Jahrzehnten ein kleines Häuschen auf dem Gut bewohnten. Steve war niemals dort gewesen, und Amber war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt wusste, wo die beiden lebten, wenn sie nicht im Gutshaus waren.
Steve hatte Jonah im Verdacht, und Amber musste zugeben, das sie tatsächlich kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, die Akten zu Jonah nach Adelaide schaffen zu lassen. Aber sie wollte ihren Sohn wirklich nicht mehr, niemals mehr, mit Steve belästigen.
Steve hatte gesucht und gesucht, doch er hatte nichts gefunden, und Amber hatte getan, als bemerke sie nichts.
Heute aber war er nach Adelaide gefahren, und Amber wusste, dass er vor morgen Mittag nicht zurückkehren würde. Sie hatte freie Hand.
Zufällig hatte sie gehört, dass er Peena gedrängt hatte, mit ihm zu kommen.
»Niemand braucht dich hier, der Alte ist tot. Also komm mit«, hatte er gesagt. Amber hatte sich über den harschen Ton in seiner Stimme gewundert, sich aber nicht weiter darum gekümmert.
»Ich will nicht nach Adelaide«, hatte Peena geantwortet.
»Wenn ich dir sage, dass du mitkommen sollst, dann hast du gefälligst zu gehorchen.«
Peena hatte geschwiegen. Steve versuchte es deshalb auf eine andere Tour.
»Jetzt stell dich nicht so an. Du erledigst, was du zu erledigen hast, und danach machen wir uns zwei schöne Tage. Ich könnte dir ein Kleid kaufen oder mit dir tanzen gehen. Na, jetzt komm schon.«
»Nein!« Peenas Stimme war energisch. »Ich werde nicht mir dir kommen. Ich bleibe, und dies ist mein letztes Wort.«
»Guuut«, hatte Steve erwidert und das u dabei sehr in die Länge gezogen. »Guuut, wie du willst. Aber ich kann dir natürlich nicht versprechen, dass du weiterhin auf dem Gut bleiben kannst. Der Alte ist tot, die wirtschaftliche Lage nicht besonders. Niemand braucht dich mehr hier. Und du wirst verstehen, dass es sich in diesen Zeiten kein Unternehmen leisten kann, nutzlose Mäuler zu stopfen.«
»Ich werde gehen, wenn die Missus es mir sagt«, hatte Peena stolz erwidert.
Dann war sie weggegangen.
Heute Nachmittag hatte Steve sich herausgeputzt. Er trug gut sitzende schwarze Jeans und ein weißes Hemd, das seine gebräunte Haut betonte. Obwohl er die Fünfzig überschritten hatte, war er noch immer ein sehr attraktiver Mann. Die eisblauen Augen hatten nichts von ihrer Eindringlichkeit verloren. Das Haar war inzwischen an den Schläfen ergraut, und die Lesebrille, die er nun manchmal brauchte, verlieh ihm einen klugen Anstrich.
Er war nicht mehr so attraktiv wie vor fünfundzwanzig Jahren, doch er sah noch immer passabel für einen Mann seines Alters aus. Kein Gramm zu viel trug er am Körper, sein Brustkorb und die Armmuskeln waren
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