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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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nickte.
    Er sah sie an, doch das, was er in Aluundas Gesicht las, ließ die Freude ersticken.
    »Ist er gesund?«, fragte er und seufzte.
    »Ja«, erwiderte Aluunda. »Gesund ist er.«
    »Wo ist Steve?«, fragte er.
    »Jetzt ist er draußen in der Halle. Er wollte Amber und das Baby schlafen lassen. Doch bei der Geburt war er dabei.«
    Der Master nickte und stieg langsam die Treppe hinauf. Leise klopfte er, dann betrat er das Zimmer. Amber lag mit dem Baby an ihrer Seite im Bett und lächelte, als sie ihren Vater sah.
    »Es ist ein Junge«, sagte sie.
    Er nahm das Baby auf den Arm, betrachtete verzückt die winzigen Händchen, strich behutsam über den schwarzen Haarflaum, doch er verlor kein Wort über den Vater des Kindes.
    »Wie willst du es nennen?«, fragte er.
    Amber zögerte. Sie war noch immer sehr erschöpft, hatte kaum noch Kraft, ihre Augen offen zu halten. Die Geburt hatte sie sehr angestrengt. Sie ahnte jedoch, dass das, was noch vor ihr lag, ihr alle Stärke abverlangte, die sie hatte.
    »Ich werde es Jonah nennen, nach seinem Vater«, erwiderte sie schließlich. Leiser Trotz klang in ihrer Stimme, aber auch Wehmut. Sie wusste, dass sie zwar ein Baby bekommen, aber auch etwas verloren hatte.
    »Hältst du das für eine kluge Entscheidung?«, fragte ihr Vater, und sein Gesicht verriet deutlich, dass er die Namenswahl alles andere als begrüßte.
    »Ich wünschte, du würdest es Walter nennen«, versuchte er eine letzte Rettung.
    Amber schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin es Jonah schuldig, dass er wenigstens im Namen und in der Gestalt seines Sohnes weiterlebt. Ich muss das Kind Jonah nennen. Auch wenn es unklug erscheint.«
    Die Haut des kleinen Jungen wurde von Stunde zu Stunde dunkler. Die Wiege stand neben Ambers Bett. Sie hatte sich die Kissen so in den Rücken gelegt, dass sie das Kind betrachten konnte.
    Amber war verunsichert und ängstlich. Sie seufzte. Steve würde sicherlich bald kommen, um nach ihr und dem Kind, das er für seinen Sohn hielt, zu sehen.
    Amber lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie wollte nicht daran denken.
    Als sie Schritte auf dem Gang hörte, setzte sie sich auf, nahm das Kind aus der Wiege und barg es schützend an ihrer Brust.
    Steve kam herein, setzte sich auf die Bettkante. Er beugte sich so, dass er das Kind sehen konnte. Ambers Blick war fest auf sein Gesicht gerichtet. Sie sah, wie Steves Lächeln erlosch.
    Er kniff die Augen zusammen, seine Kiefer mahlten, das Kinn wurde weiß und kantig. Amber sah, dass er die Hände zu Fäusten ballte. Er hielt die Lippen fest aufeinandergepresst, als hätte er Angst vor den Worten, die dahinter lauerten.
    Er sah Amber an, doch sein Blick war so vollkommen leer, dass sie sich abwenden musste. Dann stand er wortlos auf und ging.
    Zwei Wochen später sollte die Taufe in der katholischen Kirche von Tanunda stattfinden. Obwohl alle Nachbarn wussten, dass Amber einen Sohn bekommen hatte, und auf eine Feier warteten, wurde die Taufe unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne anschließende Feier vollzogen. Nur Amber, Walter Jordan, Aluunda und Saleem waren gekommen. Steve hatte das Kind zwar als sein Kind anerkannt, doch hatte er sich gleich danach auf den Weg in den Norden des Landes gemacht, nach Darwin, wo angeblich ein Onkel wohnte. Niemand hatte von diesem Onkel gewusst, niemand glaubte an seine Existenz. Steve hatte kein einziges Wort mehr zu Amber gesagt und die Nächte im Jagdpächterhaus verbracht.
    »Kommt er wieder?«, fragte Amber eines Abends ihren Vater. Es war inzwischen November geworden, und der Frühling war schon beinahe vorüber. Die Temperaturen erreichten in der Mittagssonne manchmal schon fast vierzig Grad. Der Eukalyptus ließ bereits wieder die Zweige hängen, denn auch die Regenzeit war vorüber. Papageien, Wellensittiche und Kakadus bevölkerten den Himmel und machten besonders in den Morgenstunden ein solches Geschrei, dass an Schlaf bei offenem Fenster nicht zu denken war.
    Walter wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Im Grunde weiß ich gar nichts von Steve. Er war wie die anderen Männer in seinem Alter, saß mit ihnen im Pub und redete über Football und Kricket und Frauen. Aber wie er wirklich ist, das weiß ich nicht. Und ich gebe zu, dass es mich auch nie interessiert hat.«
    Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht richtig. Ich habe mich wohl für ihn interessiert, aber ich bin einfach nie auf den Gedanken gekommen, ihn zu

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