Unter dem Teebaum
würde, eine Lösung zu finden.
Margaret aber winkte ab. »Wenn Ihr mich fragt, dann fehlt hier ein bisschen Zucker. Eine Prise Zimt könnte auch nicht schaden.«
Sie wunderte sich, als Amber und Bob lachten, aber schließlich lachte sie mit.
»Was ist denn hier los?!«
Bob zuckte unter dem Gebrüll zusammen. Steve stand in der Tür, das Gesicht vom Alkohol gerötet.
»Warum bist du nicht bei deiner Arbeit?«, brüllte er hasserfüllt weiter.
»…«
Bob gelang es nicht, die Buchstaben auf seiner Zunge zu Wörtern zusammenzusetzen. Amber antwortete an seiner Stelle. »Ich habe Bob gebeten, heute für mich im Keller zu arbeiten. Gerade eben haben wir den neuen Wein verkostet. Und die Dame hier neben mir ist Margaret Lorenz, die Mutter unseres Arztes, die mir ein wenig zur Hand gehen wird. Das wolltest du doch, Steve, nicht wahr? Jetzt kann ich mich schonen.«
»Wir haben kein Geld für zusätzliche Dienstmägde«, knurrte Steve und musste sich am Rahmen festhalten, um nicht zu stürzen. »Haben kaum Geld für das Nötigste, weil du das Gut so verkommen lässt.«
Amber antwortete nicht. Margaret sah kurz zwischen den Eheleuten hin und her, dann trat sie zu Steve und reichte ihm die Hand: »Ich bin gekommen, damit Ihr Kind keinen Schaden nimmt. Amber ist sehr erschöpft. Sie wissen ja, dass sie gestern einen Zusammenbruch hatte, nicht wahr? Und Sie brauchen keine Angst um ihr Geld zu haben. Ich bin gern hier, und ich bin aus freien Stücken gekommen. Aber wenn Sie mich unbedingt entlohnen wollen, so dürfen Sie mir gern eine Flasche Wein schenken, sobald das Baby auf der Welt ist.«
Kaum hatte Margaret von dem Kind gesprochen, entspannten sich Steves Züge. Er schwankte auf Amber zu und wollte ungeschickt eine Hand auf ihren Bauch legen, doch Amber wich zurück, sodass er erneut taumelte. Er fing sich, dann grinste er, drehte sich um und verschwand torkelnd.
Auch Bob fand wohl, dass er für heute genug getan hatte. Er tippte einen Gruß an seinen Hut und verließ ebenfalls den Weinkeller.
»Das war mein Mann«, sagte Amber und schämte sich für seinen Auftritt.
»Oh, er ist ganz reizend«, erwiderte Margaret lächelnd.
Amber riss die Augen auf. »Steve? Reizend?«, fragte sie töricht.
»Aber ja! Haben Sie nicht gesehen, wie er sich auf sein Kind freut?«
Amber schüttelte den Kopf. Margaret aber lachte. »Man sieht immer nur das, was man sehen will. Wussten Sie das, meine Liebe? Ich glaube, ich habe erst nach meinem fünfzigsten Geburtstag begriffen, dass dies so ist. Deshalb habe ich für meinen Teil beschlossen, nur noch das Gute sehen zu wollen. Und wissen Sie was: In vielen Fällen verschwand das weniger Gute ganz von selbst.«
»Ja, vielleicht haben Sie recht«, erwiderte Amber, dann umarmte sie die Frau spontan und fügte hinzu: »Es ist schön, dass Sie da sind.«
13
Dr. Lorenz und Margaret waren bei der Geburt dabei. Steve wartete auf der Veranda, eine angebrochene Flasche Rotwein vor sich, von der er sehr zurückhaltend trank. »Zu viele Köche verderben den Brei«, hatte er gesagt, als Margaret ihn holen wollte.
»Es ist ein Mädchen«, sagte Dr. Lorenz. »Und es ist genauso schön wie seine Mutter.«
Er bat Margaret, Steve zu holen, damit er die Nabelschnur durchtrennen sollte.
»Ein Mädchen?«, fragte Steve, als er ins Zimmer kam. Er sah schlecht aus mit der grauen Haut und den dunklen Schatten unter den Augen.
»Doktor, können Sie mir versichern, dass es ein weißes Kind wird, oder hat meine Frau mir wieder ein schwarzes Kind untergejubelt?«
Dr. Lorenz räusperte sich verlegen, doch Margaret nahm Steve einfach beim Arm. »Reden Sie keinen Unsinn. Sehen Sie nur, wie schön Ihre Tochter ist. Ich wette, sie bekommt Ihre blauen Augen. In ein paar Jahren müssen Sie sie festbinden, sonst rennen Ihnen die jungen Burschen die Bude ein.«
Margarets Wirkung auf Steve war erstaunlich. In ihrer Nähe wurde aus dem missmutigen Mann ein charmanter Gentleman. Sie zeigte ihm unverhohlen, dass sie ihn mochte, lachte, wenn er brummte, und lobte vieles, was er tat. Seit sie auf dem Gut war, blieb auch Steve zu Hause. Er kümmerte sich wieder um seine Arbeit und redete mit seinen Arbeitern wie mit normalen Menschen, wenn Margaret in der Nähe war. Nur um Jonah scherte er sich nicht. Da konnte Margaret noch so locken; Steve mochte den Jungen nicht und zeigte es ihm täglich aufs Neue.
»Na, ist sie nicht schön?«, fragte Margaret. Steve schluckte, dann nickte er, durchtrennte die Nabelschnur und
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