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Unter dem Teebaum

Unter dem Teebaum

Titel: Unter dem Teebaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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wehtun.
    »Geh hinaus«, rief sie. »Geh und kümmere dich um den Priester. Es ist deine Tochter, die getauft werden soll.«
    Als er sich umwandte, sah er verletzt aus. Amber war befriedigt.
    Dr. Lorenz war mit seinen Instrumenten fertig. Er legte einen Arm um Steves Schulter und zog ihn zur Tür. »Wir sollten im Keller nach einer guten Flasche Wein suchen und mit Walter anstoßen«, schlug er vor. »Ein so prächtiges Mädchen muss begossen werden.«
    Seine Worte richteten Steve auf und brachten ihn in den Alltag zurück.
    »Ja«, sagte Steve mit einem Anflug von Resignation.
    Margaret lehnte mit dem Rücken neben dem Fenster und sah ihnen nach. »Ich fürchte, die Männer werden sich betrinken«, sagte sie.
    »Warum eigentlich?«, fragte Amber. »Warum betrinken sich Männer?«
    Margaret zuckte mit den Achseln. »Sie haben Angst vor Gefühlen. Wenn man genügend getrunken hat, fühlt man nicht mehr so deutlich. Vor allem spürt man nicht mehr, was einem fehlt. Ralph betrinkt sich nach jeder Geburt.«
    Diese Nachricht erstaunte Amber. »Wirklich?«, fragte sie ungläubig. »Warum?«
    Margaret neigte den Kopf. »Er wünscht sich eine Familie, glaube ich. Er ist zwar ständig unter Menschen, aber im Grunde sehr allein.«
    Amber wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hatte Ralphs Einsamkeit vorhin genau gesehen, doch gehofft, sie wäre nur eine Laune des Augenblicks.
    Margaret ging in das angrenzende Badezimmer und füllte eine Handwanne mit Wasser.
    »Wenn du einverstanden bist, kümmere ich mich um die Kleine, während du dich zurechtmachst.«
    Amber nickte. Sie sah auf die Uhr, die auf ihrem Nachtkästchen stand. Zwanzig Minuten war das Kind gerade auf der Welt.
    Und doch schien ihr, als wäre inzwischen sehr viel Zeit vergangen.
    Sie strich dem Säugling über die blutverschmierte Wange. »Gleich wirst du gewaschen«, flüsterte sie. »Gleich wird alles von dir abgespült, was von meinem Körper an dir ist. Dann bist du du selbst, dann bist du richtig angekommen.«
    Das Kind schlief. Es hatte die Augen geschlossen, lag da, in ein weiches Tuch gehüllt, war noch verschmiert von Blut und Schleim, war schon da, aber noch immer mehr Amber als alles andere.
    »Sei willkommen, kleines Mädchen«, flüsterte die Mutter. »Sei mir und allen anderen auf dieser Welt willkommen.«
    »So taufe ich dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf den Namen Emilia.«
    Der Priester benetzte die Stirn der Kleinen mit Weihwasser, das er in einer Flasche mitgebracht hatte. Als die Kleine schrie, lachten alle, auch die beiden Paten Margaret und Ralph Lorenz.
    Steve hielt seine Tochter im Arm und betrachtete sie so voller Wärme, dass in Amber die Sehnsucht erneut erwachte.
    »Komm zu mir«, sagte sie leise und klopfte neben sich auf das Bett. Steve wollte ihr das Kind reichen, doch Amber schüttelte den Kopf. »Dich meine ich, den Vater des Kindes.«
    Zögernd und mit großem Abstand zu seiner Frau setzte er sich.
    »Nun«, der Priester rieb sich die Hände. »Dann wollen wir mal die kleine Familie in Ruhe lassen und hoffen, dass hier bald wieder eine Taufe stattfindet.«
    Jeder wusste, dass der Priester es eilig hatte, in das Wohnzimmer zu gelangen, in dem Aluunda ein Festmahl aufgetischt hatte. Auch die anderen hatten genug von diesem Raum, in dem die Gefühle wie ein schwerer, undurchdringlicher Nebel hingen.
    Nur Ralph Lorenz blieb an der Tür stehen und sagte: »Aus ärztlicher Sicht hoffe ich nicht, in diesem Hause wieder eine Taufe zu erleben. Amber sollte keine Kinder mehr bekommen. Es könnte sie umbringen.«
    Dann, noch ehe ihn jemand näher dazu befragen konnte, verschwand er.
    Steve sah betroffen aus. »Ich dachte, die Geburt sei normal verlaufen«, sagte er und setzte leise hinzu: »Geht es dir gut, Amber?«
    Amber nickte. »Ich weiß nicht, was Ralph gemeint hat. Vielleicht hat er sich getäuscht, ich werde ihn später noch einmal danach fragen.«
    Sie sah Steve in die Augen, sah ihn seit langer Zeit richtig an. Sie spürte seine Verletzlichkeit, die Schwäche und die Sehnsucht in ihm. Es war dieselbe Schwäche, Verletzlichkeit und Sehnsucht, die auch in ihr wohnten.
    »Steve«, sagte sie und fasste nach seiner Hand, doch plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, und Jonah kam herein.
    Ein Lachen lag auf seinem Gesicht, Neugier auf das Schwesterchen, doch als er Steve sah, erstarb das Lachen. Er blieb stehen, sah unsicher zu seiner Mutter.
    Amber hatte gesehen, wie sich Steves Gesicht

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