Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
wird da sein.«
Mein Magen zog sich zusammen. Nachdem Peter bereits solche Reaktionen in mir hervorgerufen hatte, hatte ich geradezu Angst davor, herauszufinden, wie ich auf seinen anderen Bruder reagieren würde. Vielleicht würde es sogar noch schlimmer sein, und selbst wenn nicht – ich wollte nicht riskieren, Maes Ehemann zu begehren. Das wäre peinlich und würde sich anfühlen, als betröge ich sie.
» Er wird dich mögen. Glaub mir.« Dann lehnte er sich zu mir und sagte mit sanfter, leiser Stimme: » Es wird nicht so sein wie bei Peter.«
» Woher weißt du das?«, fragte ich steif, wobei ich selbst nicht wusste, ob ich meinte, woher er wusste, wie es bei Peter gewesen war, oder woher er wusste, dass es dieses Mal anders sein würde.
» Ich weiß es einfach«, sagte er und stieß mich wieder neckisch mit der Schulter an. » Du weißt doch, dass ich es weiß. Ich weiß wirklich nicht, warum du immer bei allem nachbohren musst.«
» So bin ich eben, schätze ich.«
» Was ist das?«, fragte er und nahm, ehe ich ihn davon abhalten konnte, die Cosmopolitan von meinem Schoß. Peinlicherweise war noch immer der Psychotest aufgeschlagen, den ich angefangen hatte.
» Welchen Männern gefällt es mit dir im Bett? Und Frage vier erst, tust du das wirklich?«, fragte Jack lachend und bedachte mich mit einem halb entsetzten, halb anerkennenden Blick. Ich versuchte, ihm die Zeitschrift wegzuschnappen, doch er war schneller. » Ich hatte ja keine Ahnung, dass du diese Art von Mädchen bist, Alice! Ich meine, das ändert meine Meinung von dir natürlich völlig!«
» Mir war langweilig!« Endlich schaffte ich es, ihm die Zeitschrift wegzureißen. Er lachte hemmungslos, während ich gedemütigt den Kopf schüttelte. » Ha, ha. Sehr witzig.«
» Ja, allerdings«, sagte Jack, als sein Lachen langsam nachließ. Er lehnte sich zurück und legte seine Arme auf die Rückenlehnen der Stühle neben ihm, sodass ein Arm meinen Rücken berührte. » Keine Sorge, ich weiß genau, was für eine Art Mädchen du bist.«
» Ach ja?«, fragte ich überrascht. » Und was für ein Mädchen bin ich?«
» Oh, das wirst du schon sehen.« Jack lächelte zufrieden über seine geheimnisvolle Antwort.
» So was sagst du nur, um mich auf die Palme zu bringen, stimmt’s?« Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, und er bestätigte meine Vermutung, indem er lachte.
Jack wartete mit mir, bis die Wäsche fertig war. Um uns die Zeit zu vertreiben, machten wir den einen oder anderen Psychotest in der Cosmopolitan, wobei ich mich strikt weigerte, irgendwelche Fragen über Sex zu beantworten, und lösten das Kreuzworträtsel, bei dem Jack absolut glänzte. Er war wahrscheinlich der klügste Mensch, dem ich je begegnet war, doch er war ziemlich gut darin, sich das nicht anmerken zu lassen.
Als die Wäsche fertig war, schleppte er die schweren Wäschebeutel zu seinem Jeep hinaus und bot auch an, sie für mich in die Wohnung hinaufzutragen, aber ich dachte, es wäre vielleicht besser für Milo, wenn er Jack nicht zu Gesicht bekäme. Jacks Wirkung auf Menschen nahm in der Regel ab, je länger sie keinen Kontakt mit ihm hatten.
Bevor ich das Gebäude betrat, erinnerte er mich daran, dass er mich morgen Abend um sechs Uhr abholen würde, und ob ich wollte oder nicht, würde ich den Abend mit seiner Familie verbringen.
Kapitel 9
Ich hatte au ƒ Kleidung nie so viel Wert gelegt wie beispielsweise Jane, doch plötzlich wurde der Inhalt meines Kleiderschranks meinen Ansprüchen nicht mehr gerecht. Und zwar lag das weniger an der Anzahl der Kleidungsstücke, sondern vielmehr daran, dass ich sie plötzlich allesamt schrecklich fand. Keines davon schien mir gut genug, und das, obwohl ich gerade erst gewaschen hatte und meine komplette Garderobe sauber und sorgsam zusammengelegt vor mir sah. Ich hatte mich bestimmt schon fünfzig Mal umgezogen, als mein Handy klingelte.
» Ich weiß, ich weiß«, sagte ich atemlos, als ich abhob.
» Ich wollte mich nur vergewissern, dass du nicht kneifst«, sagte Jack – glücklicherweise eher verwundert als ärgerlich. » Ich warte hier draußen.«
» Bin gleich unten.« Ich klappte mein Handy zu und huschte vor den Spiegel, um mich zu begutachten. Milo, der mir als Outfit-Berater gedient hatte, saß inmitten eines aussortierten Klamottenbergs auf dem Bett.
» Jack?«, fragte Milo, bemüht um einen gleichgültigen Ton.
» Mhm«, brummte ich abwesend, während ich den Saum meines aktuellen Outfits glatt strich:
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