Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
habe so viel von dir gehört.« Er ließ meine Hand los und trat einen Schritt zurück, um eine höfliche Distanz zu wahren. Mae war mir nicht von der Seite gewichen und strich nun wieder über mein Haar. Und ich bemerkte erst jetzt, wie stolz sie mich präsentierte.
Indem er zurückgetreten war, hatte Ezra den Blick auf Peter freigegeben, und ich konnte nicht anders und sah ihn an. Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte er mit der Schulter an der Wand und starrte mich an. Er trug eine eng anliegende Jeans und ein schwarzes T-Shirt und sah so atemberaubend gut aus, dass ich meine Augen von ihm abwenden musste, um wieder zu Ezra zu sehen, der verglichen mit Peter auf einmal nicht mehr ganz so beeindruckend schien.
» Ist sie nicht wundervoll?«, schwärmte Mae und legte den Arm um meine Schultern. So viel Aufmerksamkeit war zwar schmeichelhaft, aber auch irgendwie beschämend. Mae behandelte mich, als hätte ich ein Mittel gegen Krebs erfunden oder wäre übers Wasser gegangen, dabei war ich einfach nur bei ihnen zu Besuch.
» Das ist sie«, sagte Ezra, und ich machte mich ein wenig größer, als ich seinen prüfenden Blick auf mir spürte. » Aber das wusstest du ja bereits.«
Ich verstand nicht, was er damit meinte, und hätte gerne nachgefragt, doch damit musste ich wohl warten, bis Jack mich nach Hause fuhr und wir unter vier Augen miteinander sprechen konnten.
» Sie ist ein ganz normales Mädchen«, spottete Peter und seine Worte trafen mich hart.
Meine Haltung sackte leicht zusammen, ohne dass ich es verhindern konnte, doch ich versuchte, einen gleichmütigen Gesichtsausdruck zu wahren. Ezra wandte sich zu Peter um, doch der drehte sich weg.
» Peter.« Diesmal klang Ezras Ton nicht verärgert, nur völlig verständnislos.
» Ihr müsst sie ja nicht wie auf dem goldenen Teller präsentieren«, brummte Peter, der meinem Blick auswich, aber nun zu Ezra hinüberschielte. » Sie ist hier. Ich hab’s mitgekriegt.«
» Ich habe sie Ezra nur vorgestellt«, verteidigte sich Mae.
» Es tut mir leid«, sagte Ezra mit einem entschuldigenden Lächeln, als er sich wieder mir zuwandte. » Es scheint, als habe er völlig den Verstand verloren.«
Peter verdrehte die Augen, und ich fragte mich, was ihn an mir so störte. Ich hatte vor ihm noch kaum den Mund aufgemacht und hatte die meiste Zeit nur dagestanden. Was konnte ihn daran nur so verärgern?
» Wisst ihr, was jetzt Spaß machen würde?«, sagte Jack. Er kniete neben mir und streichelte Matilda, die sich auf den Rücken gerollt hatte, um sich den Bauch kraulen zu lassen.
» Niemand will Guitar Hero spielen, Jack.« Mae wandte sich ärgerlich zu ihm um.
» Aber du könntest die Beatles spielen! Du liebst doch die Beatles!«
» Fängt er jetzt damit wieder an?«, fragte Ezra ein wenig genervt.
» Er hat ein neues System oder so gekauft«, antwortete Mae verzagt. » Ich weiß nicht. Das geht schon die letzten paar Tage so.«
» Na ja, vielleicht sollten wir sie spielen lassen, und du erzählst mir, was ich während meiner Abwesenheit sonst noch verpasst habe«, schlug Ezra vor.
Daraufhin trat Mae zu ihm, und er legte einen Arm um ihre schlanke Taille. Sie schienen wirklich wie für einander geschaffen zu sein, und ich wurde plötzlich furchtbar eifersüchtig. Nicht etwa, weil ich mit Ezra zusammen sein wollte (obwohl ich mir Schlimmeres vorstellen könnte), sondern weil sie so offensichtlich für einander bestimmt waren. Auch ich wollte jemanden finden, zu dem ich so gut passte.
» Hast du schon mal Guitar Hero gespielt?«, fragte Jack, und ich nahm an, dass er mich damit meinte. Er war bereits zu dem riesigen Plasmafernseher hinübergegangen, der an der Wand hing, und schloss die Spielkonsole an.
» Lass es mich wissen, wenn du etwas brauchst«, sagte Mae, die Hand sanft auf meinen Arm gelegt. » Und sag es ihm, wenn du keine Lust mehr hast. Er kann dieses Spiel stundenlang spielen, wenn du ihn nicht irgendwann stoppst.«
Den Kopf an die Schulter ihres Mannes gelehnt, verließen Mae und Ezra den Raum, und ich sah ihnen traurig nach.
Sehr zu meinem Erstaunen ergriff Peter nicht die Gelegenheit, ebenfalls zu verschwinden. Stattdessen blieb er stehen, wo er war, und beobachtete das Geschehen weiterhin mit scharfen Blicken.
» Also, was ist, kennst du das Spiel?« Jack sah mich über die Schulter an.
Auf dem Boden sitzend schob er das Spiel in die Konsole und schloss die kabellosen Gitarrencontroller an. Matilda war ihm gefolgt, schob ihre
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