Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
zu stark. Ezra legte liebevoll seinen Arm um ihre Taille und zog sie sanft von mir weg.
» Du bist uns hier wirklich jederzeit willkommen«, sagte Ezra, womit ihm eine wesentlich zurückhaltendere Einladung gelang als seiner Frau.
» Natürlich wird wie wiederkommen«, antwortete Jack für mich mit einem breiten Grinsen.
Peter, der etwas abseits gestanden hatte, trat nun näher und sah mich mit seinen grünen Augen durchdringend an. Für einen irrationalen, euphorischen Augenblick dachte ich, er wolle mich küssen, doch er blieb wie zu Eis erstarrt einige Schritte vor mir stehen.
Dann sagte er sanft, doch bestimmt genug, dass es fast wie ein Befehl klang: » Komm wieder.«
» Okay«, sagte ich nickend. Damit war sein zwischenmenschliches Interaktionsvermögen offenbar auch schon erschöpft, denn er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand. Ich bewahrte jedoch Haltung und lächelte Mae und Ezra an. » Ich komme wieder. Versprochen.«
» Also dann, bis bald«, sagte Ezra und erwiderte mein Lächeln. Mae schien vor Freude fast zu platzen, und Ezra hielt seinen Arm eng um sie geschlungen, um sie zu beruhigen.
» Ich habe dir gesagt, Ezra würde dich mögen«, sagte Jack, als wir in der Garage waren. Auf dem Weg zum Jeep schwirrten mir tausend Fragen durch den Kopf, die ich Jack stellen wollte, doch ich musste damit warten, bis wir im Auto saßen und außer Hörweite waren, also hielt ich den Mund.
» Bist du etwa anderer Meinung?«
» Nein«, antwortete ich und stieg ins Auto. Kaum hatte er die Wagentür zugeschlagen, begann ich auch schon mit meinem Kreuzverhör. » Okay. Was zum Teufel, hat deine Familie mit mir vor?«
» Was meinst du damit?«, fragte Jack vorsichtig, als sei er auf der Hut, nicht aus Versehen zu viel zu verraten.
» Ihr umschwärmt mich, als sei ich ein funkelnder Edelstein oder so.« Das traf es nicht ganz, denn ich hatte den Eindruck, dass sie es mit ihrer Zuneigung mir gegenüber wirklich ernst meinten.
» Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.« Er startete den Jeep und fuhr rückwärts aus der Garage.
» Jack! Ich habe ein Recht darauf zu wissen, was ihr mit mir vorhabt!« Meine Stimme klang schriller, als es mir lieb war, doch ich machte mir wirklich Sorgen. Sie waren stark und attraktiv und sie wollten mich. Das war zwar schmeichelhaft, aber auch irgendwie beängstigend.
» Ja, ich weiß. Ich antworte dir ja auch. Lass mich nur einen Moment nachdenken.« Aus der Stereoanlage dröhnten immer noch die Smashing Pumpkins, und er machte die Musik leiser und fuhr los.
» Ihr seid in Wahrheit gar keine Brüder, stimmt’s? Zumindest keine blutsverwandten.« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, aber Jack lachte und schüttelte den Kopf.
» Willst du mir etwa weismachen, dass ihr alle dieselben Eltern habt?«
» Nein, haben wir nicht«, sagte Jack immer noch schmunzelnd.
» Seid ihr dann so etwas wie eine Bruderschaft?«, fragte ich.
» So was Ähnliches, aber mehr als das.« Seine Antworten waren so vage wie immer, und ich seufzte.
» Jack, was geht hier vor?«, fragte ich ihn ernst. » Was soll das alles? Warum seid ihr so verschieden? Und warum glaubt ihr, ich sei etwas Besonderes?«
» Vertraust du mir?« Er sah mich ernst an.
» Ja, das weißt du doch.« Mein Herz begann zu rasen. Würde er mir endlich etwas verraten?
» Okay. Dann … werde ich dir schon sehr bald die Wahrheit sagen. Aber du musst dich noch eine kleine Weile gedulden.«
» Warum? Was wird in einer kleinen Weile anders sein?«, wollte ich wissen. » Ich habe deine Familie kennengelernt, ich bin ständig mit dir zusammen, und ich weiß, dass ihr keine normalen Menschen seid. Was willst du noch?«
» Es ist kompliziert«, seufzte Jack. » Und ich … ich will dir keine Angst einjagen.«
» Was sollte mich denn bitte schön noch erschrecken, nach allem, was ich mit dir schon erlebt habe?«, fragte ich ungläubig.
» Es gibt immer noch Dinge an mir, von denen du nichts weißt.« Er sagte das in ruhigem Ton, aber es klang dennoch wie eine unheilvolle Warnung. Er schielte zu mir herüber, um zu sehen, wie ich darauf reagierte, weshalb ich versuchte, möglichst tapfer dreinzuschauen, doch ich konnte meine Beunruhigung nicht verbergen. » Es geht nicht nur darum, dass du mir oder meiner Familie vertraust. Es hat damit zu tun, wer du bist.«
» Was soll das denn heißen?« Er verwirrte mich immer mehr, sodass ich es langsam wirklich mit der Angst zu tun bekam und mir wünschte, er könne
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