Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
sein Blick immer noch angespannt, während Mae nicht im Geringsten davon beeinflusst zu sein schien.
» Dann ist es nur, wenn ich an Peter denke? Oder wenn ich … überhaupt an so etwas denke?«
» Das wird dir Ezra erklären müssen«, sagte Mae rasch, bevor Jack antworten konnte.
» Wie wird man denn dann zum Vampir?«, fragte ich, um auf das Thema zurückzukommen, von dem wir durch mein Herzklopfen abgekommen waren.
» Ich habe Peters Blut getrunken. Deshalb fließt Peters und Ezras Blut durch meine Adern, vermischt mit meinem eigenen Blut.« Jack wies auf seine Arme, als könne ich durch seine Haut hindurch seine Adern sehen. » Es ist keine Vater-Sohn-Geschichte, denn ich bin nicht ein Teil von dem, was sie sind. Ich bin, wer sie sind. Mein Blut ist ihr Blut.«
» Hat das tatsächlich einen Einfluss darauf, wer du bist?« Ich lehnte auf den Tresen und sah ihn neugierig an. Ich war dabei, mich vollkommen ihren Fantasien hinzugeben und mich dafür zu interessieren, als würde ich tatsächlich daran glauben.
» Sie bestimmen nicht über meine Persönlichkeit.« Jack sah zu Mae hinüber, die ihm zunickte. » Aber wir … Erinnerst du dich daran, als du zum ersten Mal hierher gekommen bist, um sie kennenzulernen, und ich dir versichert habe, dass Ezra und Peter dich mögen würden? Das ist so, weil ich dich mag.«
» Also mögen sie jeden, den du magst?« Ich bezweifelte das, weil Peter mich immer noch nicht zu mögen schien.
» Nein, nein, das trifft es auch nicht ganz«, seufzte Jack und schien unsicher, wie viel er mir verraten sollte. Ich verstand nicht, was um alles in der Welt er noch vor mir geheim halten konnte, nachdem er mir gestanden hatte, ein Vampir zu sein. » Es ist, weil nicht nur ich dich mag, sondern weil mein Blut dich mag.«
» Was soll denn das nun wieder heißen?« Ich wich ein wenig vor ihm zurück, und ich bin sicher, man konnte mir meine Verunsicherung ansehen.
» Jack, vielleicht wäre es besser, wenn Ezra mit ihr darüber sprechen würde.« Mae sah Jack mahnend an, sodass er den Blick senkte. Dann wandte sie sich mit einem herzlichen Lächeln wieder zu mir. » Ezra ist wirklich in fast allem ein Experte. Jack und ich haben noch so viel zu lernen.«
» Ihr seid keine wirklichen Vampire, nicht wahr?«, fragte ich mitfühlend und brachte damit Mae zum Lachen.
» Oh, Liebes, es tut mir leid. Aber ich fürchte, das sind wir.« Sie strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und lächelte, als ich sie weder fortstieß noch zurückzuckte.
» Aber ihr schlaft nicht in Särgen, habt keine Reißzähne und seid auch nicht blass«, sagte ich und korrigierte mich rasch: » Na ja, abgesehen von dir, Mae, aber so richtig blass bist du auch nicht.«
» Wir haben schon eine Art von Reißzähnen.« Jack sperrte seinen Mund weit auf, strich sich mit der Zunge über die Zähne und zeigte mir seine spitzen Schneidezähne. Sie waren nicht größer als normale Schneidezähne, doch sie waren sehr scharfkantig.
» Und Särge sind schlicht eine lächerliche Legende. Betten sind viel bequemer«, sagte Mae abfällig.
» Aber woher bist du so braun, wenn ihr nicht in die Sonne könnt? Moment mal, könnt ihr etwa in die Sonne gehen?«
» Wir könnten, aber wir tun es in der Regel nicht«, erklärte Jack. » Die Sonne macht uns müde, aber sie tötet uns nicht, das heißt, wir gehen nicht in Flammen auf oder so.«
» Das erklärt nicht deine Bräune«, insistierte ich.
» Wir verändern uns nicht, nachdem wir uns verwandelt haben. Und ich bin viel Skateboard gefahren und war deshalb oft in der Sonne. Als ich zum Vampir wurde, war meine Haut voller Melanin, und das wird nun für immer so bleiben.« Jack überlegte einen Moment und korrigierte sich dann: » Ein bisschen verändern wir uns schon. Im positiven Sinne. Ich war früher nicht so gut aussehend und hatte auch eher eine Bauernbräune. Aber irgendwie gleicht sich nach der Verwandlung alles aus und wird ebenmäßig. Zum Beispiel sind meine ganzen Fettpolster verschwunden, die ich hatte. Es gibt keine übergewichtigen Vampire. Wir brauchen keine Vorräte mehr, also löst sich nach der Verwandlung alles ziemlich schnell auf.«
» Wir trinken Blut, das enthält weniger Fett«, fügte Mae hinzu.
» Ihr trinkt Blut.« Diesen Aspekt hatte ich bis dahin zu verdrängen versucht.
Als ich mir vorstellte, Peter würde mich beißen, hatte ich eher an das Gefühl im Allgemeinen gedacht und nicht speziell daran, dass er mein Blut trinkt. Ich konnte mir Jack und
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