Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
achtzig. Meine Güte! Na ja, verglichen mit Ezra und Peter ist das noch kein Alter.«
» Wie alt sind sie denn?« Ich konnte mein Staunen nicht verbergen und lehnte mich ein wenig vor, um Maes perfekte Porzellanhaut zu bewundern. Es war sogar schon schwer zu glauben, dass sie achtundzwanzig war.
» Ach herrje.« Mae sah hilfesuchend zu Jack, doch der schüttelte nur den Kopf.
» Ich weiß nur, wie alt die beiden waren, als sie Vampire wurden.« Jack hatte sich mit den Händen auf den Tresen gestützt, richtete sich jetzt aber wieder auf und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Arbeitsplatte hinter ihm. » Peter war neunzehn und Ezra sechsundzwanzig. Du bist die Älteste.«
» Danke.« Mae warf ihm ein saures Lächeln zu und wandte sich dann wieder zu mir. » Also, Peter ist nicht ganz zweihundert. Vielleicht hundertneunzig oder so. Und Ezra ist … mein Gott, es ist so furchtbar, dass ich nicht einmal weiß, wie alt mein eigener Ehemann ist. Ach Jack, du erinnerst dich bestimmt! Vor ein paar Jahren hatten wir doch dieses große Fest zu seinem dreihundertsten Geburtstag. Wann war das noch gleich?«
» Keine Ahnung.« Jack zuckte mit den Schultern. » Vor fünf Jahren vielleicht? Ich hab das Zählen mittlerweile fast aufgegeben.«
» Wollt ihr damit sagen, Ezra ist über dreihundert Jahre alt?«, fragte ich ungläubig.
Der Ezra, der zu den attraktivsten Männern zählte, die ich je gesehen hatte, und einen Lamborghini fuhr. Der sollte über dreihundert Jahre auf dem Buckel haben? Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so klein und unbedeutend gefühlt wie in diesem Augenblick.
» Japp. Ich bin das Baby in der Familie – mit Abstand«, sagte Jack mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Und damit hatte er nicht ganz unrecht. Ezras und Peters Augen wirkten so viel reifer, und alle behandelten Jack mit derselben Nachsicht, wie sie Eltern normalerweise ihrem Kind zukommen ließen.
» Aber warum nennst du sie Brüder, wenn sie es doch gar nicht sind?« Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Jack, in dem ich ihn nach seiner Verwandtschaft gefragt hatte, und wusste plötzlich, warum ich ihn damals zum Lachen gebracht hatte. Sie waren Blutsverwandte.
» Im menschlichen Sinne nicht, nein«, erklärte Mae. » Aber als Vampire. Wobei › Bruder ‹ trotzdem nicht ganz das richtige Wort ist.« Sie wandte sich zu Jack. » Du kennst dich da besser aus als ich.«
» Es ist schwer zu erklären, wenn es einem nicht selbst passiert ist oder man die Person nicht kennt, die einen verwandelt hat«, stimmte Jack zu und trat wieder an den Tresen vor. » Ezra hat Peter verwandelt, und Peter hat mich verwandelt.«
Er hatte die Hände auf der Arbeitsfläche abgestützt und versuchte von meinem Gesicht abzulesen, wie ich auf das, was er sagte, reagierte.
» Du meinst, Peter hat dich in einen Vampir verwandelt?«
Ich kam mir jedes Mal wie ein Vollidiot vor, wenn ich das Wort Vampir in den Mund nahm. Als wäre ich in einem schlechten Horrorstreifen oder bei Verstehen Sie Spaß. Es war einfach zu irreal.
Ich nahm an dieser Unterhaltung teil, als sei ich in einem Traum, in dem jeder aus Zuckerwatte war. Ich spielte das Spiel einfach mit. Nachdem ich meine eigenen Überzeugungen über Bord geworfen hatte, musste ich wohl oder übel mit dem Strom schwimmen und so tun, als habe das alles einen Sinn.
» Ja«, sagte Jack nickend.
» Und was heißt das? Hat er dich gebissen?« Der bloße Gedanke an Peter, der jemanden biss, jagte meinen Puls nach oben. Das hatte er also tun wollen, als ich in seinem Zimmer gewesen war. Und sogar jetzt, da ich wusste, was er vorhatte, begehrte ich ihn noch – um nicht zu sagen noch mehr.
» Nein, beim Beißen passiert überhaupt nichts.« Jack schüttelte den Kopf, zog jedoch eine Augenbraue hoch und sah mich seltsam an. Und plötzlich begriff ich.
» Du hörst meinen Herzschlag«, sagte ich. Als wir zuvor im Auto gewesen hatten, hatte mein Herz kurz vor dem Unfall wie verrückt geschlagen, weil ich an Peter dachte, und das hatte Jack abgelenkt.
» Und wenn du …« Jacks Ausdruck veränderte sich, und er wandte sich von mir ab, doch ich konnte bereits sein Verlangen spüren.
» Wenn du an Peter denkst«, vollendete Mae seinen Satz. » Wenn du in Peters Nähe bist oder an ihn denkst, setzt du etwas Ähnliches wie Pheromone frei. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.«
» Es verführt uns dazu, dich zu beißen«, sagte Jack geradeheraus.
Obwohl mein Herz nun langsamer schlug, war
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