Unter dem Vampirmond 01 - Versuchung
Mae kaum dabei vorstellen.
» Es ist notwendig«, flüsterte Mae traurig.
» Aber Tierblut, richtig?«, fragte ich hoffnungsvoll. Als Mae den Blick gesenkt hielt, sah ich zu Jack, der den Kopf schüttelte.
» Wir können von Tierblut nicht leben.« Jack sah mich mit seinen blassblauen Augen an, sodass ich mir Mühe geben musste, mir meinen Ekel nicht anmerken zu lassen. » Genauso wenig, wie ein Mensch mit einer Hunde- oder Rattenbluttransfusion überleben würde. Man könnte sagen, wir brauchen eine Bluttransfusion pro Woche, um zu überleben. Nur müssen wir sie wie Nahrung aufnehmen.«
» Ihr … ihr tötet Menschen?«, fragte ich mit zitternder Stimme, woraufhin mich sowohl Mae als auch Jack entsetzt ansahen.
» Nein! Nein, natürlich nicht!«, widersprach Mae vehement. » Menschen können viel Blut verlieren, ohne zu sterben.«
» Wir trinken nur ihr Blut«, erklärte Jack. » Für die Menschen ist das völlig schmerzlos. Unser Speichel wirkt wie ein Betäubungsmittel und lässt die Wunde sofort wieder zuheilen.«
» Und Ezra ist darin so gut, dass die meisten Menschen überhaupt nicht wissen, dass sie gebissen wurden«, fügte Mae nicht ohne Stolz hinzu. » Jack und ich leben jedoch hauptsächlich vom Blut der Blutbank. Es ist nicht ganz so gut, aber es ist wesentlich unkomplizierter.«
» Ihr bekommt Blut vom Roten Kreuz?« Ich stellte mir Mae und Jack vor, wie sie beim Roten Kreuz vorbeifuhren und um eine Flasche Blut für den Heimweg baten.
» Nein, nicht ganz.« Mae legte mir sanft ihre Hand aufs Knie und lächelte. » Es gibt eine spezielle Vampirblutbank. Die Menschen glauben, sie spenden ihr Blut für eine Organisation wie das Rote Kreuz, aber eigentlich ist es für uns. Deshalb haben wir einen Kühlschrank voller Blut im Keller.«
» Nicht dass Ezra oder Peter sich dort jemals bedient hätten«, murmelte Jack, und Mae sah ihn scharf an.
» Sie haben zu lange in Zeiten gelebt, in denen es noch keine Blutbanken gab«, sagte Mae entschuldigend. » Sie sind Puristen.«
» Und wie …? Wie machen sie es? Suchen sie sich einfach irgendjemanden und beißen ihn?« Mir wurde ein wenig übel bei der Vorstellung, dass Peter jemand anderen biss.
» Nein, es gibt Diskos, in denen die Leute freiwillig Blut spenden. Und oft können sie auch Mädchen für ein vermeintliches Date aufgabeln. Die glauben dann, sie gäben ihnen einen sehr langen Kuss auf den Hals, obwohl sie in Wirklichkeit nur einen Snack zu sich nehmen«, erklärte Mae.
» Und du bist damit einverstanden, dass Ezra sich mit anderen Frauen trifft und deren Blut trinkt?« fragte ich Mae.
» Es ist nicht angenehm«, gab Mae mit betroffener Miene zu. » Aber es liegt in unserer Natur. Und es ist mir lieber, er verführt eine andere Frau, als dass er jemanden angreift und tötet. Das ist der Preis für die Ewigkeit, Liebes. Ich kann für immer bei ihm sein, aber er muss andere Frauen küssen.« Sie lächelte mich traurig an, und ich fragte mich, ob ich mich an ihrer Stelle ebenfalls damit abfinden könnte.
» Ich trinke fast ausschließlich Blutkonserven«, warf Jack heiter dazwischen, und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
» Wolltest du mich in der Nacht, in der du mich aufgelesen hast, etwa beißen?« Dann erinnerte ich mich daran, wie schläfrig ich damals gewesen war und dass ich die ganze Heimfahrt lang geschlafen hatte, und riss die Augen auf.
» Hast du mich gebissen?«
» Nein!« Jack hob verteidigend die Hände, während Mae und ich ihn prüfend ansahen.
» Nein! Das hab ich nicht! Ehrenwort!« Dann fügte er kleinlaut hinzu: » Ehrlich gesagt, kam ich gerade erst von einer Disko und ich hatte … meine Mahlzeit schon, bevor ich dich gesehen habe.«
» Meinst du die Diskos, in die Jane und ich reinwollten?« Ich fragte mich, ob Jane wohl schon einmal von einem Vampir verführt worden war, ohne es zu wissen. Nach allem, was ich soeben gehört hatte, schien mir das sogar sehr wahrscheinlich, und das geschah ihr ganz recht.
» Nein, es war eine Vampirdisko. Na ja, ich weiß ja nicht, wo ihr es probiert habt, also könnte es schon sein. Die meisten Leute wissen nicht, dass es eine Vampirdisko ist. Das ist auch der Grund, warum ich zum Vampir wurde.«
» Peter hat dich in einer Disko abgeschleppt?« Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch.
» Nee.« Jack grinste. » Ich bin zwei süßen Mädchen in die Disko gefolgt, die sich als zwei sadistische Vampire entpuppten. Peter war ebenfalls dort, um nach einer Mahlzeit
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