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Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Titel: Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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langen schwarzen Kleid, das sie trug. Sie hielt ein Weinglass mit frischem, kühlem Blut in der Hand und mir lief das Wasser im Munde zusammen.
    » Alice, Liebling, was ist passiert?«, fragte Olivia und trat näher.
    » Ich muss seine Wunde sauber machen«, sagte Milo, der Bobby aus dem Fahrstuhl führte. » Kann ich dein Badezimmer benutzen?«
    » Ja, um die Ecke, gleich hinter der Küche.« Olivia wies ihm die Richtung und Milo verschwand mit Bobby im Bad.
    » Was ist mit eurem Menschen passiert?«
    » Warum wolltest du mich so dringend sprechen?«, fragte ich ausweichend.
    Die Hände in den Jackentaschen vergraben, durchschritt ich den Raum. Wir schienen allein zu sein und ich nahm kein Anzeichen für eine Gefahr wahr. Ich war immer noch nervös und angespannt wegen der Prügelei mit Jonathan, doch mein Blut kühlte allmählich wieder auf seine normale Temperatur ab.
    » Willst du etwas trinken?«, fragte Olivia, während ich durch die Glaswände auf die Lichter der Stadt hinunterschaute. Ich drehte mich zu ihr um. » Du siehst aus, als könntest du es gebrauchen.«
    » Ja, bitte«, nickte ich.
    Olivia ging in die Küche und goss mir eine Blutkonserve in ein Weinglas. Milo kam aus dem Badezimmer, ließ sich von ihr einen Eisbeutel geben und verschwand wieder. Obwohl sie selbst nichts aß, hatte Olivia für ihre menschlichen Besucher immer Vorräte in der Wohnung, genauso wie wir für Bobby.
    » Bitte schön«, Olivia reichte mir lächelnd das Glas.
    » Danke.« Ich hatte Blut noch nie aus einem Glas getrunken. Es machte einen sehr eleganten Eindruck, sodass ich nur daran nippte, anstatt es wie sonst hastig hinunterzukippen.
    » Irgendetwas stimmt nicht mit dir«, sagte Olivia und musterte mich eindringlich.
    » Nichts, was der Rede wert wäre.« Ich zuckte mit den Schultern und nippte erneut an meinem Glas.
    » Setz dich.« Sie wies auf ihre Sofas. » Beruhige dich erst mal. Dann reden wir.«
    Ich nahm Platz, und Olivia setzte sich auf das Sofa mir gegenüber, zog die Beine an und umhüllte sie mit der langen Seide ihres Kleides. Ihr Weinglas zwischen den Fingern drehend, sah sie mir beim Trinken zu.
    Es fiel mir schwer, langsam zu trinken, denn ich brauchte das Blut wirklich. Ich spürte, wie es mich durchdrang und mich mit einer warmen Energie erfüllte. Mein Körper schien aufzublühen, und ich fühlte mich angeheitert, was mich jedoch wachsamer machte, als ich es zuvor gewesen war.
    » Hast du mich hierher bestellt, um mich zu verführen?«, fragte ich.
    Ich hatte Olivia noch nie zuvor in einem Kleid gesehen. Im Hintergrund spielte klassische Musik – Mozart, glaube ich. Die Lichter waren gedämpft und sie servierte mir Blut im Weinglas.
    » Nein, ich wollte es dir nur gemütlich machen«, sagte sie lächelnd. » Ich habe ehrgeizigere Eroberungen im Visier.« Ich überlegte, ob sie damit Violet meinte, fragte aber nicht danach.
    Milo und Bobby kamen aus dem Badezimmer, wobei Milo Bobby immer noch wie ein Blindenhund führte. Jonathan hatte Bobby einen Schlag auf das linke Auge verpasst, das er nun mit dem Eisbeutel kühlte.
    » Wie geht es dir?«, fragte ich.
    » Bin so gut wie neu.« Bobby setzte sich neben mich auf die Couch, wobei der Eisbeutel ein wenig verrutschte und Bobby schmerzvoll das Gesicht verzog. » Na ja, fast wie neu.«
    » Hast du herausgefunden, was die große Neuigkeit ist?«, fragte Milo, der neben Bobby auf der Armlehne des Sofas saß. Er hatte den Arm um Bobby gelegt, was sicher nicht nur eine liebevolle Geste war, sondern auch der Versuch, ihn zu beschützen. Er traute Olivia noch immer nicht.
    » Noch nicht«, antwortete ich. » Warum sollte ich herkommen, Olivia?«
    » Violet«, rief Olivia, den Kopf zur Schlafzimmertür gedreht.
    Milo drückte Bobby noch fester, was diesen zusammenzucken ließ, doch Milo lockerte seinen Griff nicht. Zugegeben, Olivias Benehmen war äußerst geheimnisvoll, und Violet machte normalerweise auch mich nervös. Doch das Blut wirkte dem entgegen. Ich fühlte mich beinahe gelassen.
    Violets Schlafzimmertür öffnete sich, doch nicht Violet kam heraus, sondern ein etwa acht- oder neunjähriges Kind. Ihr gewelltes braunes Haar umspielte ihre Schultern und ihre makellose, glatte Haut. Sie bewegte sich langsam und mit Bedacht und strahlte eine Gelassenheit aus, wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte.
    Was mich jedoch am meisten beeindruckte, war ihr Blick. Ihre blauen Augen waren uralt. In ihnen lag nichts von der Unschuld und der Energie, die ein Kind in

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