Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
mich und sank kraftlos auf die Knie.
» Alice!« Peter kniete sich neben mich und legte mir die Hand auf den Rücken.
» Oh verflucht!« Ich biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz laut aufzuschreien.
» Wann hast du Jack das letzte Mal gebissen?«, fragte Peter. Ich schüttelte den Kopf.
» Das weiß ich nicht mehr«, presste ich hervor, als der Schmerz ein wenig nachgelassen hatte. » Warum willst du das wissen?«
» Dieser Schmerz, den du fühlst – glaubst du, er könnte von Jack stammen?«
» Was?« Ich sah Peter erschrocken an.
» Vielleicht kannst du Jack so finden.« Er schlang seinen Arm um meine Hüfte und zog mich hoch. » Komm.«
» Dieser Schmerz …« Ich hielt meine Hand an den Magen. » Der soll von Jack kommen? So schreckliche Schmerzen hat er?«
» Denk jetzt nicht darüber nach.« Peter packte mich an den Schultern und sah mir fest in die Augen. » Wenn du Jack finden willst, musst du dich auf ihn konzentrieren. Dann spürst du, wo er ist.«
» Wie?«, fragte ich.
» Denk an ihn. Nicht an den Schmerz, an ihn .«
Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf Jack. Wieder durchzuckte mich ein heftiger Schmerz, und Peter hielt mich fester an den Schultern, um mir Halt zu geben. Ich dachte an Jack, sein Lächeln und sein Lachen und die Bindung, die ich zu ihm hatte … und dann fühlte ich es. Ich fühlte ihn, wie er mich zu sich zog.
» Ich kann nicht sagen, wo er ist, aber ich kann uns dorthin bringen.« Ich öffnete die Augen. » Gehen wir!«
» Ich fahre.«
Bevor wir aus dem Haus eilten, versprach ich Matilda, dass wir so bald wie möglich zurückkommen würden. Die Hand auf meinen Magen gepresst, um den Brechreiz zu unterdrücken, saß ich auf dem Beifahrersitz des Lamborghini und sagte Peter, wo er hinfahren musste. Ich konnte ihm kein konkretes Ziel nennen, ich spürte nur einen Sog aus einer bestimmten Richtung.
Plötzlich jedoch wurde mir bewusst, dass wir zur Höhle fuhren. Dorthin war Jack verschleppt worden.
» Kannst du dir vorstellen, was er dort macht?«, fragte ich Peter, als er neben der Brücke hielt.
» Nein.« Er schüttelte den Kopf. » Wenn Leif bei deiner Mutter geblieben ist … müsste die Höhle leer sein.«
Der Sog und der Schmerz wurden noch stärker, als wir den Tunnel erreichten, und ich rannte hindurch, so schnell mich meine Füße trugen. Peter rief mir nach, ich solle auf ihn warten, doch ich konnte nicht. Ich spürte Jacks Qualen und musste so schnell wie möglich zu ihm.
Noch bevor ich die Höhle erreicht hatte, konnte ich Jacks Schreie durch die Kanäle hallen hören. Mir lief ein Schauer über den Rücken und Adrenalin schoss durch meinen Körper. Und plötzlich ergriff etwas anderes von mir Besitz: der animalische Teil in mir, der Jacks Gefühle und selbst meine Verbindung zu ihm ausblendete. Doch das war gut so. Ich musste stark sein, um ihm zu helfen.
Ich spähte durch den Höhleneingang, und was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren: Thomas, Samantha und Dane – die Vampirjäger. Auch hier hatten sie gewütet und die Höhle in ein Schlachtfeld verwandelt.
Samantha hatte Maes Matratze aufgeschlitzt und durchwühlte sie. Dane stand am Rand des Abgrunds und hielt eine Kette in der Hand, die durch einen alten Flaschenzug an der Decke führte. Am anderen Ende der Kette hing Jack. Er war an den Händen aufgehängt – direkt über der Kante des Abgrunds. Sein Körper war blutüberströmt. Sein Kopf hing schlaff herab.
Thomas stand, auf einen Spazierstock gestützt, neben ihm. Zumindest hielt ich es auf den ersten Blick für einen Spazierstock. Dann erkannte ich jedoch, dass es ein langer Schürhaken war, dessen Ende orange glühte. Sie hatten Leifs Bücher in Brand gesetzt und beißender Rauch erfüllte die Luft.
» Also – weißt du immer noch nicht, wo das Kind ist?«, fragte Thomas. Er nahm den Schürhaken und drehte ihn wie einen Schlagstock in der Hand.
» Zum hundertsten Mal: Sie ist tot!«, presste Jack hervor, woraufhin Dane mehrmals ruckartig an der Kette zog und Jack auf- und abbaumeln ließ. Jack verzog schmerzvoll das Gesicht. Seine Schultern waren ausgekugelt, und auch seine Handgelenke, von denen das Blut in Strömen über seine Arme floss, schienen zertrümmert worden zu sein.
» Wir müssen das Kind finden«, sagte Thomas entschlossen. » Du hast offensichtlich noch nicht begriffen, wie ernst wir es meinen.«
» Doch, das weiß ich … aber …« Jack schloss die Augen und stöhnte. » Ich kann euch
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