Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal
und lächelte ihn verlegen an.
» Ich habe dich gar nicht bemerkt«, sagte ich.
» Du bist zu den Fundorten gegangen? Warum?«, fragte Jack.
» Wie meinst du das: › Warum‹?« Ich sah ihn verständnislos an. » Ich wollte wissen, was mit Jane passiert ist.«
» Und was hast du herausgefunden?«, fragte Jack.
» Nichts. Ich habe nichts herausgefunden.« Ich senkte einen Moment den Blick und sah dann Ezra flehend an. » Aber du kannst mir helfen. Du kennst zumindest jemanden bei der Polizei. Ich weiß, dass sie Informationen zurückhalten. Du könntest sie fragen, ob Jane Brandmale hatte …«
» Willst du etwa auf Mörderjagd gehen? Ist das dein Plan?« Jack zog eine Augenbraue hoch.
» Ich habe keinen wirklichen Plan«, gab ich zu.
» Ja, diesen Eindruck habe ich allerdings auch, wenn du es für eine gute Idee hältst, alleine einen Serienmörder zu jagen.«
» Ich schaffe das, Jack.« Ich stand auf. » Milo und ich sind stärker als du.«
» Mag sein.« Jack zuckte mit den Schultern und schien von meiner Feststellung ein wenig verletzt. Obwohl Milo physisch gesehen ganz offensichtlich kräftiger war als Jack, hörte er es trotzdem nicht gern. » Aber zumindest mache ich keine Dummheiten so wie du.«
» Das würdest du aber, wenn dir Jane etwas bedeutet hätte«, fauchte ich zurück. Er verdrehte die Augen.
» Du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ich habe mich für sie eingesetzt und ihr geholfen, wo ich nur konnte«, sagte Jack. » Ich will nicht, dass du dich in Lebensgefahr bringst oder etwas tust, was du später bereust, das ist alles.«
Die Terrassentür schlug zu und Matilda begrüßte bellend die Ankömmlinge. Jack verstummte, und ich wusste, er musste sich beherrschen.
» Was ist denn hier los?«, fragte Milo, der die Spannung zwischen uns bemerkte.
» Was ist los?«, wiederholte Leif. Er stellte sich neben Milo und mich, hielt seinen scharfen Blick jedoch auf Jack gerichtet, dem das merklich unangenehm war.
» Deine Schwester hat die fixe Idee, sich selbst um Janes Mörder zu kümmern«, sagte Jack, woraufhin sich Leif und Milo sofort zu mir wandten.
» Du hast mir gerade erst versprochen, das nicht zu tun!«, schrie Milo empört.
» Ja, aber …« Ich verschränkte seufzend die Arme vor der Brust.
» Ich fasse es nicht, Alice! Du hast mich angelogen!« Milo klang wirklich verletzt und ich ließ mich frustriert auf das Sofa plumpsen.
» Ich verstehe nicht, warum ihr glaubt, es sei so gefährlich. Ich bin ja schließlich kein Mensch«, sagte ich. Milo sah zu Bobby hinüber.
» Ich habe damit nichts zu tun!«, sagte Bobby eilig, und ich nahm es ihm nicht übel. Wenn ich die Sache hätte abstreiten können, hätte ich das mit Sicherheit auch getan.
» Du hast es uns verschwiegen, also wusstest du, dass es falsch ist«, sagte Milo, wieder zu mir gewandt.
» Ich wusste, dass du dagegen wärst, obwohl es keinen Grund dafür gibt! Ich schaffe das allein!« Ich sah trotzig zu ihm auf.
» Alice, du bist noch so jung.« Leif schüttelte den Kopf.
» Egal. Ich will darüber nicht mehr sprechen.« Ich stürmte an ihnen vorbei auf die Terrasse hinaus.
» Alice!« Jack rannte mir nach. Der eisige Nachtwind peitschte uns um die Ohren und raubte mir beinahe den Atem. » Alice!« Als ich weiterlief, packte mich Jack am Arm und zwang mich, ihn anzusehen. » Was ist nur los mit dir?«
» Du weißt bereits, was mit mir los ist.«
» Nein, das weiß ich nicht.« Er runzelte verwirrt die Stirn. » Du warst in letzter Zeit so distanziert. Ich weiß, dass du um Jane trauerst, aber … da scheint noch etwas anderes zu sein. Und jetzt hast du auch noch Geheimnisse vor mir.«
» Ich habe keine Geheimnisse vor dir!«, fauchte ich.
» Wie würdest du eine heimliche Mörderjagd dann bezeichnen?«
» Du verstehst das nicht.« Ich schüttelte den Kopf. » Ich wusste, du würdest es nicht verstehen.«
» Was verstehe ich nicht?«
» Warum es wichtig für mich ist, etwas für mich zu haben!« Ich versuchte, meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, aber er ließ nicht los.
» Das gehört nicht zu den Dingen, die man für sich hat. Das ist nicht wie › Zeit für sich haben‹ oder › ein Hobby‹. Das hier ist gefährlich, Alice, und dumm!«
» Lass sie los«, sagte Leif überraschend bestimmt. Er stand in der offenen Terrassentür und hatte unseren Streit offenbar mitverfolgt.
» Sie ist okay«, sagte Jack, ließ aber meinen Arm los. Obwohl ich gerne davongestürmt wäre, um Jack zu ärgern, blieb
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