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Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal

Titel: Unter dem Vampirmond 04 - Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hocking Amanda
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teuer aus, weshalb ich es als Kind hasste, hier zu spielen. Ich kam mir vor wie in einem Porzellanladen und lebte in der ständigen Angst, versehentlich etwas hinunterzuwerfen und den Zorn von Janes Vater auf mich zu ziehen.
    Als uns die Haushälterin eintreten ließ, hörte ich das Klappern von Blythes Stöckelschuhen auf dem Holzfußboden. Jane hatte ihr Mode-Faible von ihrer Stiefmutter übernommen. Ihre leibliche Mutter starb, noch bevor Jane in den Kindergarten kam, und Blythe hatte ihr Bestes getan, sie großzuziehen.
    » Alice.« Blythe empfing mich mit einem Lächeln, das jedoch nicht ihre Augen erreichte. Sie blieb einige Meter vor mir stehen und faltete die Hände vor ihrem Bauch, als hätte sie Angst weiterzugehen.
    » Guten Abend, Mrs Kress«, sagte ich, unsicher, wie ich sie hätte sonst begrüßen sollen.
    » Du siehst gut aus.« Sie strich eine blonde Strähne zurück, und ihre Augen röteten sich unter ihrem Make-up.
    » Danke.« Ich lief vor Scham rot an. Ich wusste zwar, dass Blythe sich auf die Veränderungen bezog, die durch meine Verwandlung zum Vampir verursacht worden waren. Doch ich wollte in diesem Moment nicht gut aussehen – im Gegenteil, ich schämte mich dafür.
    » Wir haben dich schon so lange nicht mehr gesehen.« Ihr Lächeln wirkte nun noch gequälter. » Ich habe dich auf der … auf Janes Beerdigung gesehen, aber du bist nicht lange geblieben.«
    » Nein, ich, ähm …« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und verstummte.
    » Ich bin sicher, du hattest anderes zu tun«, sagte Blythe und senkte den Blick.
    » Was ist da draußen los?«, brüllte Mr Kress mit rauer Stimme aus einem der angrenzenden Räume.
    » Nathaniel, warum kommst du nicht her und sprichst selbst mit Alice?«, rief Blythe, den Kopf in seine Richtung gewandt und nervös an ihrem Goldohrring zupfend.
    » Ich möchte nicht stören«, sagte ich eilig und hob entschuldigend die Hände. » Ich möchte Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen, wenn Sie beschäftigt sind. Ich wollte nur Janes Zimmer sehen.«
    » Janes Zimmer?« Mr Kress kam um die Ecke und stellte sich neben seine Frau. Seine Krawatte hing gelockert um seinen dicken Hals, und er hielt ein Glas Scotch in der Hand – genauso, wie ich es von früher kannte. » Wozu das?«
    » Ich wollte mich nur darin umsehen.« Ich schluckte. » Ich habe mich gefragt, ob ich vielleicht einige Fotos von uns mitnehmen könnte.«
    » Nimm dir, was du willst«, sagte Mr Kress und gestikulierte so heftig mit seinem Glas, dass der Inhalt überschwappte. » Ich brauche davon jetzt nichts mehr.«
    » Nathaniel«, mahnte Blythe ihn leise und spielte noch nervöser an ihrem Ohrring herum.
    » Ist doch wahr«, erwiderte er barsch. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit Bobby zu und sah ihn mit seinen stahlgrauen Augen eindringlich an. » Und wer ist das?«
    » Ich bin Bobby. Ich war ein Freund von Jane.« Bobby streckte Mr Kress die Hand entgegen, ließ sie jedoch gleich darauf wieder sinken, als der ihn nur weiter ausdruckslos anstarrte.
    » Ich kannte kaum einen von Janes Freunden«, sagte Mr Kress mehr zu sich selbst als zu uns. » Ich wusste nicht viel über ihr Leben. Aber ich wusste, dass es mit ihr so enden würde, wenn sie nicht aufpasste, und Jane passte nie auf.«
    » Nathaniel. Bitte.« Blythe legte beschwichtigend eine Hand auf seinen Arm, doch er schüttelte sie ab. Und sie wandte sich wieder mit demselben traurigen Lächeln zu mir. » Geh ruhig und wirf einen Blick in ihr Zimmer, Alice. Du kannst alles nehmen, was dir etwas bedeutet. Ich bin sicher, es würde Jane glücklich machen, zu wissen, dass du es hast.«
    » Jane macht überhaupt nichts mehr glücklich, Blythe!«, fuhr ihr Mann sie an, sodass Bobby und ich erschrocken zurückwichen. » Sie ist tot! Sie fühlt gar nichts mehr!«
    » Du weißt ja, wo Janes Zimmer ist«, sagte Blythe zu mir und trat mit gesenktem Blick zur Seite, um uns durchzulassen.
    » Danke«, murmelte ich und huschte an ihr vorbei.
    Am liebsten wäre ich in Janes Zimmer gerannt, wie wir es als Kinder gemacht hatten, wenn wir uns unter ihrem Bett vor ihrem jähzornigen Vater versteckten. Mit Taschenlampen unter ihrem Prinzessinnenbett liegend, erzählten wir uns gegenseitig Geschichten von Prinzen und Rittern in glänzender Rüstung, von denen wir später einmal, wenn wir groß waren, gerettet werden würden. Nur war Janes Retter nie gekommen.
    In Janes Zimmer angekommen, schloss ich hinter uns die Tür, um das Geschrei ihres Vaters

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