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Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen

Titel: Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Hocking
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ihre Familie zu schützen.
    Als Ezra sich schließlich rührte und begann, die Glassplitter vom Boden aufzuheben, eilte ich ihm zu Hilfe.
    »Du warst zu hart zu ihr«, sagte ich, während ich zwei große Glasstücke aufhob. Aus meinem Haar tropfte noch kaltes Wasser. Ich klemmte es hinter die Ohren. Es fiel mir nicht gerade leicht, Ezra zu kritisieren, doch ich hatte seine Worte als übertrieben grausam empfunden.
    »Sie hätte mir sonst nicht zugehört. Sie bekniet mich schon, seit sie erfahren hat, dass das Kind krank ist. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nur mit schonungsloser Offenheit weiterkomme.« Ezra wirkte unglaublich müde. Ich bezweifelte, dass er schon über das Erlebnis mit den Lykanen hinweg war.
    »Warum bittet sie dich?«, fragte ich. »Ich meine, wenn sie es unbedingt will, warum macht sie es dann nicht einfach? Warum braucht sie dein Einverständnis?«
    »Sie hat noch nie jemanden verwandelt und hat Angst davor, zumal bei so einem kleinen Kind. Sie fürchtet, sie könnte etwas falsch machen, obwohl das eigentlich gar nicht möglich ist.«
    Wir hatten die größeren Scherben, die sich ohne Besen einsammeln ließen, alle aufgehoben. Ezra stand auf und warf die Scherben in den offenen Kamin. Obwohl mir das seltsam vorkam, folgte ich seinem Beispiel.
    »Aber sie wird es tun, wenn du es nicht machst?«, fragte ich.
    »Ich weiß es wirklich nicht.« Seine sonst sonore Stimme klang schwach. »Eigentlich hat sie mich auch gar nicht um Erlaubnis gefragt. Sie kennt meinen Standpunkt. Wenn sie ein Kind verwandelt, kann ich nicht weiter mit ihr zusammen sein. Diesen Kummer tue ich mir nicht an. Sie werden es beide nicht lang überleben. Kindervampire leben nie lange.«
    »Wie meinst du das?«, fragte ich.
    Der jüngste Vampir, den ich je kennengelernt hatte, war Violet gewesen, die bei ihrer Verwandlung vierzehn gewesen war. Ich konnte mir einen jüngeren Vampir nicht vorstellen. Würde auch ein Kind älter aussehen, wie es bei Milo und Violet der Fall war?
    »Sie verlieren den Verstand oder werden umgebracht«, sagte Ezra. »Sie lernen, reifen aber nicht. Sie werden älter, wachsen aber nicht. Sie haben Impulse, die sie nicht kontrollieren können. Sie sind sprunghaft und stark und begreifen nicht, welche Folgen ihr Tun hat. Andere Vampire haben sie nicht gern in ihrer Nähe, und sie beginnen, ihr Leben zu hassen. Es geht nie gut aus.« Ezra fuhr sich mit der Hand durchs blonde Haar und nahm einen tiefen Atemzug. »Und wenn Mae das Kind verwandelt und es noch mehr ins Herz schließt als jetzt schon, dann wird sie entweder zu Tode kommen, indem sie das Kind beschützt, oder sie wird sich nach seinem Tod umbringen. Und daran will ich nicht schuld sein.«
    »Und Mae sieht das nicht ein?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte. Mae hatte die Liebe zu ihrer Familie blind gemacht. Sie wollte nur, dass das Mädchen lebte, um jeden Preis.
    »Nein.« Er lächelte mich traurig an. »Sie geht davon aus, dass ich alles kann. Aber diesmal kann ich ihr nicht helfen.« Sein Blick war entrückt. »Ich kann das Kind nicht retten. Es bleibt nur der Tod. Das Kind wird auf jeden Fall leiden und sterben. Aber Mae kann das nicht akzeptieren.«
    »Wirst du noch mal mit ihr reden? Vielleicht kannst du sie doch noch dazu bringen, es einzusehen.«
    »Tut mir leid. Aber ich glaube nicht, dass ich Mae mit Worten umstimmen könnte.« Er seufzte schwer. »Ich ziehe mich jetzt besser an.«
    »Werdet ihr beide euch wirklich trennen?« Ich war überrascht, wie nervös ich klang. Die beiden waren das einzige stabile Paar, dem ich je begegnet war. Wenn sie sich schon trennten, welche Chancen hatten dann wir anderen?
    »Ich bleibe mit Mae zusammen, solange sie mich haben will und das Kind nicht verwandelt«, sagte er. Er klang ein wenig wie ein Elternteil, das seinen Kindern noch nicht sagen will, dass die Trennung bevorsteht.
    Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis sie sich trennen würden, und das machte mir Angst. Ich liebte sie beide und konnte mir nicht vorstellen, wie es sein würde, sie nicht mehr beide um mich zu haben.
    Ezra ging in sein Zimmer. Mir fiel es schwer nachzuvollziehen, wie er, dem die Familie so wichtig war, mit Mae so streng sein konnte. Er hatte bestimmt recht, dass sie ihre Enkelin nicht verwandeln durfte, aber seine Worte hatten so endgültig geklungen. Er war bereit gewesen, für Peter zu sterben, verurteilte aber bei Mae dieselbe irrationale Leidenschaft. Vielleicht war das seine Art, seine

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