Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
verteidigte sogar Ezra seinen Kauf. Während er sich mit Jack austauschte, drehte sich Peter kurz zu mir um. Ich sah sofort weg, doch ganz kurz begegnete sich unser Blick. Mir schoss durch den Kopf, dass Augen gar nicht so grün sein konnten. Ich durfte nicht darüber nachdenken, wie fantastisch sie waren.
Zumindest gab er sich cooler als ich. Wären Jack und Ezra nicht so begeistert gewesen von ihrer neuen Errungenschaft, so wäre ihnen meine Verwirrung wahrscheinlich aufgefallen. Peter gesellte sich zu den beiden und tat so, als interessiere er sich für ihr Wundergerät.
Bobby saß im Sessel und ließ die Beine über die Lehne baumeln. Die Luftpolsterfolie schien ihn mehr zu interessieren als der Fernseher. Milo war nicht da, was seltsam war, weil er sich sonst für alles Technische interessierte.
»Wo ist Milo?«, fragte ich Bobby, während die anderen in Begriffe wie »HD« und »Plasma« vertieft waren.
»Er hilft Mae bei der Wäsche«, sagte Bobby und ließ eine weitere Luftblase platzen. Ich war versucht, ihm die Folie wegzunehmen, doch da ich eine Gelegenheit zur Flucht hatte, nutzte ich sie. Jack würde noch eine knappe Viertelstunde für seine Fachsimpelei brauchen, und diese Zeit wollte ich lieber weit weg von Peter verbringen. Immerhin war Jack so abgelenkt, dass er nicht einmal merkte, als ich mich davonschlich.
Zwischen dem Arbeitszimmer und dem großen Badezimmer befand sich ein Waschraum, der mit jeweils zwei hochmodernen Waschmaschinen und Trocknern ausgestattet war. Da im Haus mittlerweile sieben Leute wohnten, fiel jede Menge Wäsche an. Ich wollte meine und Jacks Sachen selber waschen, doch irgendwie gelang es Mae jedes Mal, sie vor mir in die Finger zu kriegen.
Die meisten von Jacks Klamotten landeten hier unten. Seine Anzüge waren in Kunststoffschonbezügen sauber auf einem Kleiderständer aufgehängt, damit sie oben im Kleiderschrank nicht zerknitterten. Der Raum war mit dem Duft sauberer Kleider erfüllt, doch daneben nahm ich auch noch unseren Geruch wahr, insbesondere den von Jack. Egal wie oft man die Sachen wusch, sie trugen immer den Geruch ihres Besitzers.
An der Wand standen die Waschmaschinen und Trockner, die einen dunkelblau, die anderen in einem merkwürdigen Orangerot. Die Zeit der gewöhnlichen weißen Geräte war offenbar vorbei. Milo saß auf einer der Waschmaschinen und sah zu, wie Mae Handtücher aus dem Trockner nahm und zusammenlegte. Sicher hatte er ihr seine Hilfe angeboten und sie hatte sie ausgeschlagen. Sie hielt es für ihre Pflicht, alles für uns zu erledigen.
Milo sah tipptopp aus, abgesehen davon, dass er seine Zehennägel lackiert hatte - sicher Bobbys Idee. Mae dagegen trug noch ihren Schlafanzug. Ich hatte sie seit Tagen nicht mehr in richtigen Kleidern gesehen. Sie hatte das Haar hochgesteckt zu einem Gebilde, das eher an ein Krähennest als an einen Knoten erinnerte.
»Wie geht’s?«, fragte ich in einem betont lässigen Tonfall. Als ich den Raum betrat, warf mir Milo einen argwöhnischen Blick zu, wohingegen Mae mich kaum beachtete.
»Ich muss neue Handtücher kaufen«, sagte Mae. Ihr britischer Akzent, der sonst so freundlich klang, wirkte steif und fast herrisch. Trotzdem konnten wir wohl froh sein, dass sie zur Abwechslung einmal nicht weinte. »Ihr lasst eure Handtücher so lange in euren Zimmern, bis sie muffig riechen, und das bekomme ich dann einfach nicht mehr heraus.«
»Tut mir leid. Ich gelobe Besserung«, sagte ich. Jack und ich waren die unordentlichsten Hausbewohner, es sei denn, Bobby stellte sich noch als außergewöhnlich schlampig heraus.
»Ich habe ja nicht behauptet, dass es eure Schuld ist.« Mae sagte es in fast vorwurfsvollem Ton und legte mit einem verärgerten Schnauben ein weiteres Handtuch zusammen.
Ich war mir ziemlich sicher, dass Mae die Wäsche gern machte. Ich hatte ihr oft beim Waschen und Zusammenlegen zugesehen und mir schien es eine Art Meditation zu sein. An diesem Tag war es anders.
»Bobby und ich bringen unsere Handtücher immer runter«, erklärte ihr Milo. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
»Warum lässt sich Bobby überhaupt seine Wäsche hier waschen?«, fragte ich. Mir wurde klar, dass ich kaum etwas über ihn wusste. »Hat er denn keine eigene Wohnung und Arbeit oder so etwas?«
»Er studiert an der Kunsthochschule und wohnt im Studentenwohnheim«, antwortete Milo und starrte finster zurück.
»Ach ja, natürlich.« Als ich darüber nachdachte, kam mir Bobby wirklich vor wie der
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