Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
nur so rumgemacht wie immer, und da habe ich ihn gebissen. Und ich habe nicht einmal gemerkt, wie sehr ... ich habe nicht gemerkt, dass sein Herz stehen geblieben war.«
»Du wolltest das nicht.« Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
»Es ist nur so ...« Dicke Tränen liefen ihm über die Wangen. »Ich weiß, dass er nicht ›der Eine‹ ist oder so, nicht das, was Peter für dich war. Aber ich liebe ihn, weißt du? Ich liebe ihn wirklich.«
»Ich weiß, Süßer. Es wird alles gut.« Ich legte die Arme um ihn und drückte ihn.
Er begann zu schluchzen, und ich versicherte ihm, dass alles gut werden würde. Was konnte ich sonst schon sagen? Wir blieben eine gefühlte Ewigkeit im Badezimmer. Ich legte Handtücher auf den Boden, setzte mich darauf und lehnte mich gegen die Badewanne. Milo lag quer zu mir, den Kopf in meinem Schoß. Ich konnte nicht mehr tun, als ihm den Kopf zu streicheln. Schließlich hörte er sogar auf zu weinen.
Als Jack die Badezimmertür öffnete, sprang Milo auf. Ich konnte mich vor lauter Angst nicht rühren.
»Er lebt«, sagte Jack ernst. Milo fiel vor Erleichterung fast in Ohnmacht. Er musste sich am Waschtisch festhalten. Ich stand auf, um ihn, falls nötig, aufzufangen. »Aber er hat viel Blut verloren. Sein Zustand ist noch nicht stabil.«
»Kann ich ihn sehen?«, fragte Milo und wischte sich die Augen.
»Ja, Ezra ist bei ihm. Er will auch mit dir reden.« Jack berührte Milo an der Schulter, wohl um ihn zu trösten, doch Milo schniefte nur und rannte an ihm vorbei.
»Also ... wie geht es Bobby?«, fragte ich Jack.
»Nicht gut«, sagte er grimmig. »Er hätte es fast nicht geschafft. Milo hat den Jungen völlig ausgesaugt. Das war knapp.« Dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Aber sein Herz schlägt und das ist doch schon mal was.«
Er nahm mich fest in die Arme und ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. Zu meiner Überraschung weinte ich. Milo hätte niemals absichtlich jemandem wehgetan und er liebte Bobby wirklich. Die Vorstellung, dass Bobby sterben könnte, war schrecklich. Und das nur, weil die beiden verliebt und leichtsinnig waren.
Der Gedanke an meine Beziehung mit Jack und daran, wie ich bei Peter die Kontrolle über mich verloren hatte, versetzte mich in Angst und Schrecken. Milo hatte sich erheblich besser im Griff als ich und trotzdem hatte er Bobby fast umgebracht.
Wie sollte ich mich Jack gegenüber nur verhalten? Obwohl er ein Vampir war, konnte mir leicht dasselbe passieren wie Milo. Die Vorstellung war unerträglich.
Dazu kam, dass sich Jane mit völlig fremden Vampiren in ähnlich gefährliche Situationen brachte. Die meisten derer, die Jane auflasen, waren wahrscheinlich erfahrener als Milo und ich, aber es konnte auch anders kommen - das konnte Jane nie wissen. Und egal, an wen sie geriet: Sie ließ sich das Blut aussaugen, und zwar immer und immer wieder.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie dabei zu Tode kam, stieg mit jedem Tag, der verging. Ich konnte das nicht mehr zulassen. Sobald mit Milo und Bobby alles überstanden war, würde ich mit Milo ins V gehen und sie mitnehmen. Es war mir egal, ob wir sie entführen mussten. Ich würde sie nicht einfach sterben lassen.
Im Haus war es unglaublich still. Mae kümmerte sich nicht weiter um Bobby, sondern kehrte, sobald sein Zustand stabil war, in ihr Zimmer zurück. Stattdessen blieb Ezra bei dem Patienten, um ihn zu beobachten. Jack vertraute mir später an, dass Ezra schon die vergangenen Nächte mit ihm im Arbeitszimmer übernachtet hatte, nachdem Mae ihn aus dem gemeinsamen Schlafzimmer verbannt hatte.
Milo wollte nicht zu Bobby. Er fürchtete, dass Bobby ihn, wenn er erst aufwachte, hassen würde. Ich konnte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen. Er wollte bei mir übernachten und ich ließ ihn gewähren.
Milo weinte im Schlaf. Nach allem, was er durchgemacht hatte, konnte ich es ihm nicht verdenken. Mir wäre es sicher nicht anders ergangen, wenn ich Jack etwas angetan hätte. Ich versuchte, den Gedanken abzuschütteln.
Ich wollte Jack keinesfalls wehtun, auch wenn das bedeutete, dass ich Monate oder Jahre warten musste, bis wir intim werden konnten. Oder bis in alle Ewigkeit. Auf keinen Fall wollte ich ihm wehtun - nicht so.
Nicht so ... Immerhin hatte ich auch so schon einiges wiedergutzumachen, war ich doch ohne weiteres Nachdenken bereit gewesen, Jack zu verletzen, indem ich mich Peter an den Hals geworfen hatte.
Nach der Bluttransfusion dauerte es fast noch einen ganzen Tag, bis Bobby wieder
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