Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
unten herumbrüllte, und wir hatten nicht bemerkt, dass er in den Flur gekommen war. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und entfernte mich ein paar Schritte von ihm.
»Du warst fast fünf Minuten tot«, sagte Peter. »Wir waren nicht sicher, ob die Verwandlung einsetzen würde, aber du hast ein starkes Herz.«
»Vielen Dank«, sagte Jack. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
»Ich weiß, du bist sauer, aber du übertreibst.« Peter klang fast erschöpft.
Er ging an mir vorbei in Jacks Zimmer und kam mir dabei näher, als mir lieb war. Er beachtete mich jedoch gar nicht und ich starrte den Boden an.
Wenn ich einen klaren Gedanken hätte fassen können, dann hätte ich mich wohl gefragt, warum sich Peter plötzlich für Jacks Wohlbefinden interessierte. Natürlich waren sie sich früher einmal sehr nahegestanden, aber ich hatte es noch nie erlebt, dass Peter Jack in irgendeiner Weise ermutigt oder getröstet hätte.
»Peter, ich brauche diese Scheiße jetzt wirklich nicht«, sagte Jack. »Du bist auch nicht besser als die anderen.«
»Wirklich? Immerhin war es meine Entscheidung, dir das Leben zu retten.« Peter sah ihn an und Jack senkte den Blick. »Aber darum geht es nicht. Mae war am Boden zerstört, und wir haben alles getan, was in unserer Macht stand, dich zu retten. Also tu nicht so, als wärst du uns egal.«
»Weil sie ein schlechtes Gewissen hatte!« Jack schüttelte den Kopf. »Ist ja auch egal. Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr mich die ganze Zeit angelogen habt!« Er seufzte. »Aber von dir hätte ich wahrscheinlich nichts anderes erwarten dürfen. Du bist der egozentrischste Kerl, den ich kenne.«
»Was soll das heißen?« Peter kniff die Augen zusammen.
»Du bist so egoistisch! Du denkst nie an andere!« Jack schrie ihn jetzt an. »Ihr wolltet es mir nicht sagen, weil ihr dachtet, ich wäre sauer!«
Peter verschränkte die Arme. »Da hast du uns ja gerade vom Gegenteil überzeugt«, erwiderte er trocken und verschränkte die Arme.
»Ich habe euch jedenfalls nie angelogen! Niemals! Ich kann einfach nicht glauben, dass ihr euch gegen mich verschwört und mir so etwas Wichtiges einfach verschweigt!«, brüllte Jack. Der Knoten in meinem Magen zog sich noch enger zusammen. »Das ist so was von schwach. Ich habe zwar gewusst, dass du ein Idiot bist, aber ich dachte nie, dass du feige bist.«
»Ich habe dir das Leben gerettet! Und ich habe einiges von meinem Glück für dich geopfert!«, knurrte Peter ihn an. »Das macht mich also zu einem feigen Idioten?«
»Wenn du dazu lügen musstest, dann ja, genau!« Jack starrte Peter nun unvermittelt ins Gesicht. In Peters Augen blitzte etwas auf.
»Hey, wisst ihr was? Ich glaube, äh, wir brauchen eine Pause«, stammelte ich.
»Du willst also, dass ich dich niemals anlüge?« Peter hatte ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen, das Jack offenbar verwirrte. »Nur so kann ich also das egoistische Arschloch hinter mir lassen, das so blöd war, deine Bedürfnisse vor seine eigenen zu stellen in den letzten sechzehn Jahren?«
»Ich glaube nicht, dass es so war, aber ja.« Jack, der nicht wusste, worauf Peter hinauswollte, war nervös.
»Peter, ich glaube, Jack weiß nicht, was er da sagt«, warf ich atemlos ein. Jacks Blick huschte rasch zu mir, doch da war es schon zu spät. Kaum hatte ich Peters Namen ausgesprochen, da wusste er, dass etwas im Busch war.
»Ich weiß genau, was ich sage«, sagte Jack und starrte Peter wütend an.
»Ach ja? Also, dann will ich mich doch mal von allen Sünden gegen dich befreien, als da wären, dir das Leben zu retten und nach Finnland abzuhauen, damit du in Frieden leben kannst.« Peter beugte sich ein Stück zu Jack hinüber und senkte die Stimme. »Und ich habe Alice geküsst. Vor drei Tagen.«
»Peter!«, rief ich hilflos.
Wir erwarteten beide eine Reaktion von Jack, doch eine endlose Minute lang geschah gar nichts. Seine Gefühle waren in ein merkwürdiges Summen eingehüllt und ich konnte kein einziges lesen. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Schließlich wandte er sich mir zu. Da erst spürte ich, wie verletzt er war, etwa so wie nach einem heftigen Schlag in den Magen.
»Jack«, sagte ich schwach.
»Verpisst euch.« Jack sah Peter an, dann mich. »Ernsthaft. Fahrt zur Hölle.« Dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer.
Kapitel 24
Es hätte nichts genutzt, ihm zu folgen. Als er ging, spürte ich, wie abgestoßen und verletzt er war. Er wollte nichts mit mir zu tun haben. Vielleicht
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