Unter dem Vampirmond 3 - Verlangen
wollte er nie wieder etwas mit mir zu tun haben. Da ich nichts mehr ausrichten konnte, stand ich nur da und rang nach Luft.
»Alice, es tut mir leid«, sagte Peter aufrichtig. »Ich wollte das nicht. Ich wollte ihm nie etwas sagen, aber er ...«
»Halt den Mund!«, fuhr ich ihn an. »Halt einfach nur den Mund!«
Als Peter gegangen war, setzte ich mich aufs Bett. Ich zitterte am ganzen Körper, schaffte es aber, weder zu weinen noch mich zu übergeben. Immer wieder sagte ich mir, dass er mich nicht verlassen würde. Nicht wegen so etwas.
Ich hatte Peter schon einmal geküsst und er hatte es überwunden. Zugegeben, damals war ich noch nicht mit Jack zusammen gewesen. Trotzdem hatte es ihn verletzt, weil er mich geliebt hatte. Es war nur ein dummer Kuss gewesen.
Ich überlegte mir, wie ich Jack alles erklären sollte. Wenn er wieder zurückkam, würde er wissen wollen, warum das geschehen war, und dann hatte ich besser eine gute Entschuldigung parat.
Leider gab es keine. Ich konnte keinen entschuldbaren Grund für mein Verhalten nennen. Ich konnte es selbst nicht erklären, obwohl ich es seit Tagen versuchte. Für Peter empfand ich etwas völlig anderes als für Jack - aber ich konnte nicht bestreiten, dass ich tatsächlich etwas für Peter empfand.
Sosehr ich mich dagegen gewehrt hatte, fühlte ich mich noch von Peter angezogen. Vielleicht würde das immer so sein. Nachgegeben hatte ich diesen Gefühlen allerdings nur, weil ich mich nicht im Griff gehabt hatte.
Das konnte ich Jack aber nicht sagen. Er würde das niemals gelten lassen. Dabei hatte er gerade begonnen, sich wieder an Peter anzunähern. Warum musste ich immer alles kaputt machen?
Als Jack auch mehrere Stunden später nicht wieder da war, rief ich ihn an und schrieb ihm mehrere Nachrichten. Er antwortete nicht. Da ich hörte, dass Bobby nebenan wach war, kam ich zu dem Schluss, dass es besser war, ihm zu helfen, als in Selbstmitleid zu zerfließen. Bobby brauchte etwas zu essen, also schmierte ich ihm ein Brot und holte ihm eine Kirschcola. Milo saß noch im Wohnzimmer und ließ den Kopf hängen. Mir reichte es endgültig. Ich packte ihn am Arm und zerrte ihn nach oben. Er jammerte, doch da er sich nicht allzu heftig wehrte, gelang es mir, ihn und Bobbys Mahlzeit unbeschadet in sein Zimmer zu bringen.
Kaum sah Milo seinen Freund im Bett sitzen, brach er in Tränen aus. Er stürzte zu ihm und sie fielen sich in die Arme. Milo entschuldigte sich immer und immer wieder und genauso oft vergab ihm Bobby.
Mit einem Mal war alles wieder im Lot. Ich hasste die beiden.
Als Matilda und ich schlafen gingen und Jack noch nicht wieder da war, machte ich mir noch keine größeren Sorgen. Doch als er auch am Abend noch ausblieb, war ich beunruhigt. Nach weiteren dreißig Anrufen, die er allesamt ignorierte, verlegte ich mich auf eine andere Taktik.
Jack war so ziemlich auf alle im Haus sauer, außer auf Milo und Bobby. Im Gegenteil - die beiden hatte er auf eine geradezu lächerliche Art in sein Herz geschlossen. Daher weckte ich Milo und bat ihn, Jack eine SMS zu schreiben, nur um sicherzugehen, dass er okay war.
Zwei Minuten später antwortete Jack: Ja, mir geht's gut. Als Milo jedoch nachfragte, wann er zurückkomme, erhielt er keine Antwort.
Ich legte mich auf mein Bett und kam zu dem Schluss, dass er wohl nie wieder nach Hause kommen würde. Jack war mit dem Lamborghini weggefahren und hatte die Kreditkarten dabei. Er fühlte sich sicher von allen hintergangen. Wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich auch das Weite gesucht.
Was konnte er schon mit mir anfangen? Ich machte immer alles komplizierter, als es war, und hatte die fatale Neigung, ihn zu verletzen. Ohne mich war er besser dran. Aber egoistisch, wie ich war, wollte ich ihn zurückhaben.
Der Trennungsschmerz wurde nur immer noch größer. Entweder entfernte sich Jack immer weiter von uns oder ... ich wusste es auch nicht. Vielleicht ließen auch seine Gefühle nach, und ich konnte das spüren wie einen schmerzhaften Riss, der mitten durch mich hindurchging.
Ich hätte gern geweint, doch es kamen keine Tränen. Ich starrte nur die Decke an und gab mich dem Schmerz hin. Immerhin hatte ich es verdient. Es war alles meine Schuld.
»Alice?« Peter klopfte an die offene Tür. Ich drehte mich nicht zu ihm um.
»Geh weg.«
»Du bist sauer auf mich und du hast völlig recht«, sagte Peter. »Ich hätte es ihm nie sagen dürfen.«
»Ausnahmsweise hast du einmal nichts
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