Unter dem Weltenbaum - 01
große Fässer mit Regenwasser standen, versorgte sie mit Tüchern, Decken, einem Stück grobkörniger gelber Seife, zwei Arbeitskitteln, Wollkappen und einem Paar Stiefel für die Zofe – und ließ sie dann allein, damit sie sich, so gut sie konnten, mit dem kalten Wasser säubern konnten. Faraday und Yr wuschen sich gründlich, legten dabei aber besondere Eile an den Tag, denn sie zitterten die ganze Zeit über vor Kälte. Rasch zogen sie die groben Wollkittel über die rotgeschrubbte Haut. Die Kleidung fiel ihnen locker von den Schultern, und der Saum von Faradays Gewand reichte ihr nur bis zu den Waden, war die Bäuerin doch ein ganzes Stück kleiner als sie. Als die beiden sich ansahen, mußten sie lachen. Dann rafften sie die Kittel zusammen und banden sie mit Wollschnüren zusammen. Aber wenigstens war ihnen nun warm. Faraday und Yr beschlossen, sich auch noch die Haare zu waschen, und wechselten einander ab, der anderen die Strähnen einzuseifen und auszuspülen.
Als die beiden ins Haus zurückkehrten, hatte die Bäuerin bereits Jack und Timozel geweckt. Die Männer saßen mit stumpfem Blick auf der Bank und tranken warme Suppe. Faraday bemerkte, daß der Schweinehirt wieder seinen geistig minderbemittelten Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, und sie staunte, wie leicht ihm das fiel. Wer konnte einem Mann mit einer so einfältigen Miene mißtrauen, der zu keiner Hinterlist oder Niedertracht fähig schien? Der arme Jack, würde man sagen, der liebenswerte Jack, den das Schicksal dazu verdammt hatte, den Rest seiner Tage in Unwissenheit damit zu verbringen, Schweine über die Weiten von Arkness zu treiben … Von wegen!
Timozel hatte seine Bank vors Feuer geschoben und starrte in die Flammen. Während er an seinem Becher nippte, blickte er düster drein. Er hatte sein Schwert und seine Axt an der Tür abgestellt, um den Bauersleuten seine friedlichen Absichten kundzutun. Faraday fiel aber auf, daß das kurze Messer immer noch in seinem Stiefel steckte, wo er es sofort erreichen konnte. Timozels weißes Wollhemd, das graue Lederwams und die Hose waren völlig verschmutzt, und auf seinem Gesicht zeigten sich Streifen von seinem Versuch in der vergangenen Nacht, sich im Bach zu waschen. Er begrüßte die Edle mit einem Nicken, aber sein Blick blieb finster, und kein Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Timozel«, sprach sie ihn an, »die Bauersfrau hat Seife und Handtücher bereitgelegt. Ihr findet sie im Schuppen hinterm Haus, auf den Wasserfässern. Nehmt die Gelegenheit wahr und reinigt Euch, dann fühlt Ihr Euch gleich viel besser.«
Der Jüngling leerte den Becher in einem Zug und nickte nur. Dann erhob er sich und brachte den Becher der Bäuerin, die mit den Vorbereitungen zum Essen beschäftigt war. Sie schien sich noch immer nicht beruhigt zu haben, daß ihr das Schicksal nicht nur ein vornehmes Fräulein, sondern auch einen echten Axtschwinger ins Haus geschickt hatte. Was hätte Frau Renkin wohl alles ihren Freundinnen zu berichten, wenn sie die besuchen würde! Die Bäuerin strahlte Timozel an und reichte ihm ein geflicktes, aber sauberes Hemd ihres Mannes.
Er verbeugte sich vor ihr. »Gute Frau, Eure Gastfreundschaft übertrifft alles, was mir je widerfahren ist. Ihr seht mich beschämt vor soviel Freigebigkeit.«
Die Bäuerin errötete bis unter die Haarwurzeln und versuchte einen Hofknicks, der ihr jedoch aufgrund ihres Umfangs und ihrer groben Stiefel kläglich mißlang. Nachdem Timozel nach draußen gegangen war, wandte sie sich sofort wieder an das edle Fräulein. »Herrin«, begann sie ein wenig atemlos, »welch ein Glück Ihr doch habt, von einem so vornehmen Offizier beschützt zu werden!«
Faraday nickte ihr gnädig zu, um anzudeuten, daß sie vollkommen der gleichen Ansicht sei, und schüttelte ihr nasses Haar am Feuer aus.
Yr schlich geräuschlos in den Schuppen, blieb dort eine Weile schweigend stehen, faltete die Arme vor der Brust und beobachtete den Jüngling, der ihr den Rücken zukehrte. Er goß sich gerade Wasser über Kopf und Nacken und schrubbte sich den verklebten Dreck und Schweiß fort. Die Katzenfrau hielt ihn für etwas zu schmal, aber Zeit und Reife würden ihn zu einem stattlichen Mann heranwachsen lassen. Schon jetzt wies sein Körper tüchtige Muskelpartien auf. Die Augen der Katzenfrau glühten vor Begierde, als ihr Blick über den nackten Leib wanderte. Sie betrachtete die Stellen, wo sich seine weiße Haut so wunderbar von der schwarzen Körperbehaarung
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