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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Prophezeiung zu vertrauen.« »Wir fürchten«, fügte Yr hinzu, »daß die Skrälinge auf Befehl des Zerstörers in diesem Winter ihren Hauptangriff gegen Ichtar richten. Und ich bezweifle, daß die Achariten allein in der Lage sind, sie aufzuhalten. Glaubt Ihr, daß die Ikarier zu ihren Gunsten eingreifen werden?« 
    Der Priester rieb sich die Stirn. Für einen Moment meinte Faraday zwei Hornansätze zwischen seinen Haaren zu entdecken. Aber dieser Eindruck verging gleich wieder, und sie glaubte, im trüben Licht hätten die Sinne ihr einen Streich gespielt.
    »Nähmen die Achariten denn deren Hilfe an, Wächter? Oder erschlügen sie nicht eher die Geflügelten, bevor diese auch nur die Möglichkeit hätten, etwas zu erklären?« meinte Ramu schließlich.
    Nach diesen Worten fragte sich das Mädchen, ob es für sie auf Burg Gorken vielleicht viel mehr zu erledigen gäbe, als einen eifersüchtigen Ehemann zu bändigen.
    Der Jüngling bebte vor Furcht. »Ich heiße Timozel«, murmelte er, »und ich möchte überhaupt nicht hier sein.« Er schloß die Augen so fest wie möglich und war dankbar, daß ihm wenigstens noch die Lider gehorchten. Der junge Mann wollte gar nicht erst sehen, was da hinter der Tür hervortrat. »Timozel«, begann die abstoßende Stimme langsam und umständlich, so als hätte die Zunge Mühe damit, ein Wort mit so vielen Silben auszusprechen. »Ihr seid ein hübscher Junge. Welchen magischen Pfad habt Ihr beschritten, um mich zu finden?« Der Jüngling hatte keine Ahnung, wovon der Fremde sprach. Er wußte nur, daß er besser die Augen geschlossen hielt. Ob das Ungeheuer ihn wohl gleich hier vor der Tür töten würde? »Timozel, wollt Ihr mein Freund sein? Ich hätte gern einen Axtschwinger zum Freund.« Die Frage klang so widersinnig und kam so überraschend, daß Timozel die Augen öffnete. Vor ihm stand die entsetzlichste und widerwärtigste Kreatur, die er je gesehen hatte. Der Jüngling schrie so gellend, daß die gnädige Schwärze ihn wieder umfing.

30 Die Mutter
    Als die Nacht hereinbrach, empfahl Ramu Faraday, sich mit der Kleinen hinzulegen und vor der Zeremonie auszuruhen. Sie sah die beiden Wächter fragend an, und die rieten ihr, Vertrauen zu dem Priester zu haben und alles zu tun, was er von ihr verlange. Also nahm die Edle das müde Kind in die Arme und zog sich unter eine Decke zurück. Bevor sie einschlief, sah sie noch, daß Jack, Yr und Ramu sich am Lagerfeuer eifrig unterhielten.
    Der Aware weckte sie schon zwei Stunden später. »Es ist Zeit«, sagte er leise. Faraday richtete sich auf und rieb sich die Augen. Als sie die Decke fortschob, spürte sie die Kälte und fror. Der Wind hatte endlich die dichte Wolkendecke fortgeschoben. Die Sterne zogen zu Tausenden ihre Bahn, und ein fetter Vollmond trieb selbstgefällig über die höchsten Gipfel. Faraday weckte nun auch die Kleine und nahm sie auf den Arm. Schra schlang ihr sofort die Arme um den Hals und beklagte sich mit keinem Wort, so früh aus dem Schlaf gerissen worden zu sein. »Wo sind Jack und Yr?« fragte Faraday leise.
    Ramu nickte in Richtung der Bäume, und Faraday entdeckte am Waldrand zwei vermummte Gestalten, die dort hockten und sie beobachteten. »Sie werden uns nicht stören«, erklärte der Priester. »Und jetzt sprecht bitte kein Wort, bis ich Euch dazu auffordere. Seid Ihr bereit?«
    Das Mädchen nickte.
    »Dann folgt mir.« Ramu schritt auf den See zu. Kurz vor dem Ufer blieb er stehen und wandte sich zu den beiden um. »An dieser Stelle müssen wir unsere Kleidung ablegen. Die Mutter verlangt, daß wir ihr nackt wie am Tag unserer Geburt gegenübertreten.«
    Faraday wollte lautstark protestieren, aber Ramus Blick musterte sie so unerbittlich, daß sie schließlich steif nickte und Schra Hemd und Hose auszog. Dann setzte sie das immer noch ruhige und klaglose Kind auf den Boden und legte ihren groben Bauernkittel ab. Als sie die eisige Nachtluft am ganzen Körper spürte, bekam sie eine Gänsehaut. Zitternd faltete sie die Kleidung ordentlich zusammen. Der Priester hatte zwar nichts davon gesagt, aber Faraday hielt es trotzdem für schicklicher, das Haar zu lösen und auszuschütteln. Dann hob sie die Kleine wieder hoch. Die ganze Zeit über bemühte sie sich, in eine andere Richtung zu schauen, damit ihr Blick nicht auf die Blöße des Awaren fiel. Und sie war dankbar für die Dunkelheit der Nacht, in der wenigstens niemand ihr schamrotes Gesicht sah. Plötzlich mußte sie daran denken, was

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