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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zu Priestern oder Zauberern zu werden, was in unserem Fall das gleiche ist. Uns obliegt die Pflicht, uns mit noch mehr Hingabe dem Wald zu widmen als die gewöhnlichen Awaren, und wir führen die Riten des Landes und der Jahreszeiten durch.«
    »Und die Kinder, die Eurer Meinung nach die Gabe besitzen, zu einem Zauberpriester zu werden, unterzieht Ihr schon in frühen Jahren einer Prüfung?« Faradays Tonfall ließ keinen Zweifel daran, wie sie darüber dachte, kleine Kinder solch schrecklichen Visionen auszusetzen.
    »Ach, das Leben ist manchmal grausam. Wir trauern um die Kinder, die wir dabei verlieren, denn jedes einzelne ist uns lieb und kostbar. Doch ohne Zauberpriester, die die Riten durchführen, bestünden die Rituale nicht mehr lange. Und dann gerieten die Jahreszeiten durcheinander, und das Land müßte sterben.«
    »Aber warum die Kinder in so jungen Jahren quälen?
    Schra ist doch höchstens drei!«
    »Weil es sich als lebenswichtig herausgestellt hat, daß wir die Kinder im zartesten Alter der Mutter vorführen, denn andernfalls würde ihre Gabe sich nicht im erforderlichen Maße entwickeln.«
    »Und warum nennt Ihr diesen See Mutter?« Ramu lächelte und blickte hinaus auf das Gewässer.
    »Weil es heißt, daß alles Leben in diesem See entstand.
    Für uns stellt er einen überaus magischen Ort dar, den Beginn des wahren Lebens eines Zauberpriesters.« Lange Zeit schwiegen nun alle, bis Faraday die Gedanken in ihrem Kopf etwas geordnet hatte und ihr eine neue Frage in den Sinn kam: »Ramu, wie kamt Ihr hierher? Doch nicht etwa über die Seegrasebene von Skarabost?«
    Der Priester nickte. »Doch. Ungefähr jedes Jahr führen wir einige Kinder hierher, um sie im Wasser der Mutter zu baden. Doch wir können nur während der Nacht reisen und müssen uns so verstohlen wie möglich bewegen. Natürlich meiden wir jeden Kontakt mit den Menschen. Skarabost ist nur dünn besiedelt, und die meisten bleiben nach Einbruch der Nacht in ihren Häusern. Hilfe gewährt uns eine Frau aus Eurem Volk, die bei den Ikariern lebt. Manchmal kommt sie zu uns und unterstützt uns dabei, die Kleinen zur Mutter zu bringen. Als Menschenfrau kann sie sich frei in Skarabost bewegen, und ein oder zwei Kinder in ihrer Begleitung fallen überhaupt nicht auf, vorausgesetzt, wir haben sie in Umhänge gehüllt.« Ramu zuckte die Achseln. »Dennoch bleibt die Reise gefährlich. Und wir können nicht so viele Kinder zur Mutter bringen, wie wir das gern täten. Selbst in den besten Jahren stehen uns kaum genügend Zauberpriester zur Verfügung, um alle Riten durchzuführen. Doch damit nicht genug, gerät nun auch ringsum das Gefüge der Jahreszeiten durcheinander, und das Land stirbt unter einer unnatürlichen Decke aus Schnee, und Eis. Wir verfügen nicht einmal über genügend Zauberpriester, um den Versuch zu machen, diesem allgemeinen Vergehen Einhalt zu gebieten. Schon vor Jahren setzte die Gefahr aus dem Norden ein, und wir haben seitdem versucht, so viele Kinder wie möglich zur Mutter zu bringen … aber das fiel uns schwer, sehr schwer.«
    Faraday wollte nach der Menschenfrau fragen, die unter den Ikariern lebte und den Awaren half, doch Jack nutzte die Gelegenheit, selbst zu Wort zu kommen. »Ramu, was wollt Ihr damit sagen? Was geht in Awarinheim vor?«
    »Während der beiden vergangenen Jahre und besonders in diesem Jahr überschreiten immer mehr Skrälinge – Geister aus dem nördlichen Ödland – die Grenze nach Awarinheim. Noch richten sie nicht allzu viel Schaden an, weil sie sich immer noch vor den Bäumen fürchten, aber die Sache entwickelt sich zu einem immer größeren Ärgernis. Und wie Ihr selbst feststellen könnt, stirbt das Wetter. Bei uns wie auch bei den Ikariern vermuten bereits einige, die Prophezeiung sei erwacht, aber bislang wollten wir das nicht so richtig wahrhaben …« Verzweiflung verdunkelte seinen Blick. »Aber nun kommt Ihr daher, und das dürfte Beweis genug sein. Gorgrael wurde wiedergeboren und bereitet sich wahrscheinlich schon in diesem Moment darauf vor, seinen Haß nach Süden zu tragen. Verratet mir bitte, ob Ihr den Sternenmann bereits aufgespürt habt! Wird er uns retten?«
    Faraday wollte darauf antworten, aber wieder kam ihr der Schweinehirt zuvor. »Ihn fesseln immer noch die Bande der Lüge, und wahrscheinlich müssen noch viele Jahreszeiten vergehen, ehe er zur Verteidigung Tencendors schreiten kann. Uns bleibt bis dahin nichts anderes übrig, als der Weisheit der

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