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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Frau hörte von draußen laute Stimmen. Hagen, der sich wieder erholt hatte, und der Axtherr (das war also der berühmte uneheliche Sohn der Fürstin Rivkah!) stritten sich über den Awaren. Unvermittelt endete das Wortgefecht kurz darauf, und Axis entfernte sich. Der Priester kam ins Haus, warf seiner Tochter einen wütenden Blick zu, beließ es aber dabei und legte sich sogleich zu Bett. Wahrscheinlich brummte ihm noch der Schädel. Aschure atmete erleichtert auf und lockerte den Griff um das Mädchen, das sie schützend in die Arme genommen hatte. Sie konnte von Glück sagen, daß Hagen sie nicht wegen ihrer frechen Bemerkung über die verschwundene Mutter verprügelt hatte. Die junge Frau hatte sich gerade erst von drei gebrochenen Rippen erholt, die sie sich vor zwei Monaten zugezogen hatte.
    Als der Priester schnarchte, setzte Aschure sich ans Feuer, schaukelte Schra in den Schlaf und schmiedete Pläne.
    In der tiefsten Nacht, in den Stunden vor dem Morgengrauen, als Körper und Geist der Menschen sich in vollkommener Ruhestellung befanden, stand Aschure auf.
    Zuerst packte sie das Kind in eine Decke und flüsterte ihm zu, nur ja keinen Mucks von sich zu geben. Dann legte sie sich selbst einen Umhang um. Gern hätte sie auch einige Vorräte mitgenommen, unterließ dies aber, weil sie befürchtete, mit dem zusätzlichen Gewicht nicht rasch genug voranzukommen.
    Als Aschure sich bückte, um ihre Stiefel zuzuschnüren, wuchs ihre Aufregung.
    Nur Mut! ermahnte sie sich. Höchstens noch eine Stunde, und du, das Kind und der Aware sind schon auf dem Weg ins Verbotene Tal. Und dann kannst du den Rest deines Lebens damit verbringen, frei von Hagen mit Goldfeder herumzuziehen.
    Aschure fluchte leise, als der Knoten an einem Schnürsenkel einfach nicht halten wollte. Mit wachsender Unruhe arbeiteten ihre Finger einfach zu fahrig und unbeholfen.
    »Du Luder!« grunzte Hagen plötzlich hinter ihr und packte das Kind.
    »Nein!« stieß Aschure heiser hervor, denn sie wagte es nicht zu schreien. Rasch fuhr sie zu dem Vater herum, verlor dabei aber das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin.
    Der Priester warf das weinende Kind aufs Bett, trat zum Tisch und versetzte seiner Tochter unterwegs einen Tritt in die Seite.
    »Nein!« keuchte Aschure, weil sie kaum noch Luft bekam und auf der anderen Seite liegenblieb. Hagens Fuß hatte genau die Rippen getroffen, die er ihr schon vor zwei Monaten gebrochen hatte. Aschure glaubte, ihr ganzer Brustkasten verbrenne von innen heraus. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen, und sie konnte nur blinzeln, um festzustellen, was ihr Vater jetzt vorhatte.
    Er stand am Tisch, ließ sich vom Geschrei des Kindes nicht stören und kramte zwischen den Tellern und dem Besteck, das Aschure vorhin gespült, aber noch nicht eingeräumt hatte.
    »Nein!« wimmerte sie. »Nein!« Sie wußte, daß sie wieder auf die Beine kommen und etwas unternehmen mußte. Aber bei den Schmerzen konnte sie kaum Luft holen, geschweige denn aufstehen.
    Hagen grunzte und hielt plötzlich das Messer mit dem Knochengriff in der Hand.
    »Jetzt stirbt das Balg der Unaussprechlichen«, verkündete er, als begänne er eine Litanei im Bethaus.
    Jede Woche verbrachte der Priester Stunden damit, die Klinge zu schärfen.
    Aschure wußte, wie scharf sie war.
    Er hob das Messer …
    Die junge Frau stöhnte und schloß die Augen. Das Feuer prasselte und knackte.
    Aschure drehte sich auf den Bauch und preßte das Gesicht auf den Steinboden, um nicht mit ansehen zu müssen, was jetzt geschehen würde, und um den Erinnerungen zu entrinnen, die in ihr Bewußtsein drängten.
    Ein unerträglicher Geruch breitete sich aus …
    Der Priester stieg einfach über seine Tochter hinweg und näherte sich dem Bett.
    Das kleine Mädchen litt große Angst, starrte ihm entgegen und konnte nicht entfliehen.
    Hagen sorgte sich nicht im mindesten um Aschure. Er hatte ihr in den vergangenen Jahren genug Gehorsam eingeprügelt, um zu wissen, daß sie sich nicht einmischen würde. Ja, er hatte seine Tochter gut erzogen.
    »Warum bringst du nicht mich um?« schrie sie.
    Der Priester erreichte das Bett und wickelte das Mädchen aus der dicken Decke.
    »Weil du noch etwas länger leiden sollst«, antwortete er.
    Der jungen Frau gelang es schließlich, auf die Knie zu kommen, aber sie konnte sich vor Schmerz und Angst kaum regen. Nicht jetzt! Nicht schon wieder!
    »Soll ich am Morgen nach den Fesseln sehen? Und feststellen, was wir noch alles auf Lager

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