Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
hochstehender Damen aufgebürdet hatte. Daß dazu auch die Herrin von Tare gehörte, vermochte sein Mißvergnügen nur unwesentlich zu mildern.
    »Belial!« brüllte er, bedachte die herumlaufenden Männer und Pferde auf dem Hof mit einem barschen Blick und suchte nach seinem Leutnant. »Belial!«
    »Herr!« Der Gesuchte erschien schon an seiner Seite. Ein großer, gutgebauter Mann mit tiefliegenden haselnußbraunen Augen, sandfarbenem Haar und einem sonnengebräunten, bartlosen Gesicht. Er trug ein einfaches grauwollenes Überhemd, darunter ein weißes Hemd und dazu eine graue Lederhose – die Alltagsuniform der Axtschwinger. Belial war sieben oder acht Jahre älter als sein Herr, aber trotz seiner vielen Dienstjahre, seiner Erfahrung und seiner Führungseigenschaften hatte er nie den Ehrgeiz entwickelt, selbst dieser Elitetruppe vorzustehen. Der Mann zog es vor, daß ein anderer die letzte Verantwortung übernahm, und aus diesem Grund diente er gern unter Axis.
    »Warum steht noch nicht alles in Formation bereit?« fuhr der Axtherr ihn unwirsch an. »Es ist schon spät!«
    Belial nahm seinem Herrn die schlechte Laune nicht übel. Kurz vor einer Unternehmung verhielt sich Axis stets kurz angebunden und reizbar. »Die letzte Kohorte nimmt gerade Aufstellung. Die anderen warten bereits draußen auf der Straße. Die Soldaten sind marschbereit, die Packpferde beladen und alle Vorräte eingetroffen. Waffen und Ausrüstung sind gereinigt und einsatzbereit, die Pferde getränkt und die Männer bester Stimmung.«
    Axis drehte sich zu seinem Stellvertreter um, aber in dem trüben Licht ließ sich die Miene des Mannes kaum deuten. »Und wo bleiben die verwünschten Damen?« knurrte er.
    »Die verwünschten Damen sind gewaschen, gefüttert, gerüstet, vollzählig angetreten und abmarschbereit«, antwortete eine hohe Frauenstimme hinter ihm.
    Der Axtherr fuhr herum. Er konnte Embeth gerade so eben erkennen, aber noch mehr fiel ihm die Schar Weiber hinter ihr ins Auge. Beim Hintern des Artor! fluchte er in Gedanken, und es kostete ihn große Überwindung, nicht laut herauszuplatzen.
    »Ich hätte eigentlich nicht erwartet, Herrin Tare«, erklärte Axis verdrossen, »daß Ihr Eure Reise mit sämtlichen Saumnäherinnen, Wäscherinnen und Zofen antreten wollt. Oder treibt Euch etwa die Sorge um, meine Axtschwinger könnten während der Reise nicht genug zu tun haben, so daß Ihr ihnen am Lagerfeuer den Umgang mit Nadel und Faden beizubringen gedenkt?«
    »Die Herrin von Skarabost, ihre Tochter Faraday und ich haben lediglich unsere Kammerdamen mitgebracht, Axtherr«, entgegnete Embeth und fügte entschieden hinzu: »Wir reisen auf gar keinen Fall ohne unsere persönlichen Bediensteten.«
    »Nun, ich hoffe, daß sie alle reiten können, denn wenn sie beim ersten überfluteten Rinnstein, den wir zu überqueren haben, vom Roß fallen, müßt Ihr ohne sie Weiterreisen«, erwiderte der junge Mann, machte auf dem Absatz kehrt und kümmerte sich nicht weiter darum, welch bestürzte Miene sein schroffer Tonfall bei Embeth hervorrief. Er schritt zu seinen Männern und trieb sie an, aufzusteigen und Formation einzunehmen.
    Belial zuckte die Achseln, um den Damen anzuzeigen, daß Axis es nicht so gemeint habe, und lief dann los, um ihre Pferde zu holen. Die Herrin von Tare wandte sich mit einem wissenden Grinsen an Merlion und Faraday. »Man erzählt sich, meine lieben Freundinnen, daß seine Laune sich spürbar bessert, sobald die Sonne aufgegangen ist. Hoffentlich ist das nicht nur leeres Gerede.«
    »Kein Wunder, daß der König sich weigert, ihn zu empfangen«, murrte Faradays Mutter. Sie wünschte, Isend hätte ihnen eine angenehmere Eskorte zugewiesen – ohne Grobiane und Offiziere von zweifelhafter Herkunft.
    Das Mädchen schämte sich der Worte ihrer Mutter und mußte dann unvermittelt kichern, als sie sich vorstellte, wie die Zofen und Kammerdamen vom Pferd fielen und ins Wasser plumpsten, während der Axtherr ungerührt weiterritt.
    Merlion sah sie entsetzt an. »Faraday!«
    Embeths Mundwinkel zuckten ebenfalls, und schon mußte sie losprusten. Sie schnaufte und schluckte, um nicht schallend zu lachen. Aber als Axis’ Leutnant und einige Diener mit ihren Rossen erschienen, hatte sie den Kampf verloren und lachte, bis ihr die Tränen kamen. »Frisch aufs Pferd, meine Damen!« kicherte sie und stieg auf. »Nur munter aufgesessen!«
    Faraday, die seitlich im Damensitz auf dem Pferd saß, richtete soeben ihre Röcke, als sie eine

Weitere Kostenlose Bücher