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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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zwang ihn in die Knie. Musik, ein sonderbarer Klang, so als schabe ein Stein über einen anderen. Blut, Blut, überall Blut. Ein dunkler Mann sah zu und lachte, bis ihm die Tränen über die Wangen rollten. Axis auf den Knien. Das Schwert wurde ihm aus der Hand geschlagen und schlitterte über den Boden aus seiner Reichweite. Faraday glaubte, an einer Feder ersticken zu müssen. Eine Frau, die gegen ein Gefängnisgitter schlug und lauthals flehte, sie doch freizulassen. Eine dunkle Frau an einem Tisch, die genau zusah und jeden Hieb registrierte. Blut, Blut, wo kam nur soviel Blut her? Von Axis? Wo war er? Das Mädchen mußte den Blick abwenden und würgte vor Entsetzen. Axis über und über mit Blut bedeckt. Es rann aus tausend Wunden und verklebte ihm Haare und Bart. Er streckte die Hand aus; dann ein großer Blutschwall, der auch sie bespritzte. Faraday spürte, wie ihr die Tropfen zwischen den Brüsten hinabrannen. Als sie wieder nach dem Krieger sah, lag er zerschmettert und erschlagen am Boden. Und hinter ihm stieg etwas Goldenes und Weißes langsam auf. Wie ein Geist.
    Der ganze Saal hallte wider von wütendem Geschrei und Anschuldigungen. Mord! Verrat!
    Und die ganze Zeit über Ströme von Blut.
    Faraday konnte es sehen, spüren, riechen und schmecken.
    Das warme Blut, das ihren Körper überzog, trieb sie in den Wahnsinn, und sie schrie, so laut sie konnte.
    Faraday riß sich von dem Stamm los, kreischte wie von Sinnen und wäre beinahe gestürzt. Jack konnte sie auffangen und festhalten, ehe sie blindlings davongerannt wäre. Er drückte sie an seine Brust, bis ihr Schreien nachließ.
    »Böser Baum!« schimpfte der Hirte und starrte ihn streng an. »Böser, böser Baum. Du hast die liebe Herrin zum Weinen gebracht.«
    Faraday schluchzte hemmungslos an seiner Brust und stemmte sich gegen ihn, um sich loszureißen. Jack klopfte ihr sanft auf den Rücken, konnte sie damit aber nicht beruhigen. »Bitte, schöne Herrin, manchmal gaukeln die Bäume einem etwas vor. Jawohl, das tun sie. Die Stämme zeigen einem dann nur Ausschnitte, aber nie das ganze Bild. Und hin und wieder verdrehen sie auch die Wahrheit. So sind sie, ja, so sind sie!« Er warf noch einen wütenden Blick auf den Baum.
    Das Mädchen konnte sich schließlich von Jack befreien. »Es war ganz furchtbar. Wirklich entsetzlich! Ich will nicht, daß es soweit kommt. Niemals!« Sie entfernte sich von den Bäumen, von neuem flossen die Tränen, und dann blieb sie stehen. »Hättest du mich doch nur nicht hierhergebracht, Jack! Geh weg, verschwinde!«
    Sie rannte davon, floh durch die Nacht. Der Umhang umwehte sie wie ein breites halbes Rad, und das weiße Nachthemd schlug ihr um die Beine. Yr bedachte den Schweinehirten mit einem tadelnden Blick und folgte dann rasch der Edlen.
    Jack sah den beiden hinterher, wie sie in der Dunkelheit verschwanden, und wandte sich dann wieder an die Bäume. »Also gut, Freunde, ich weiß nicht, was ihr dem Mädchen gezeigt habt, aber ihr habt sie zu Tode erschreckt. Vielleicht ist das jedoch nur zu ihrem Besten. Faraday muß erweckt werden. Sie braucht einen Grund zum Kämpfen. Ich hoffe nur, daß ihr der Edlen nicht zuviel Angst eingejagt habt … denn schließlich ist sie eure einzige Hoffnung.«

16 Zwei weisse Esel
    Als Axis erwachte, fühlte er sich so wohl und erfrischt wie schon lange nicht mehr. Noch eine ganze Weile blieb er auf seiner Bettstatt liegen, genoß die Wärme und hatte keine Lust aufzustehen. Schließlich besann der Krieger sich seiner Pflichten, schob sich leise unter der Decke hervor und zog sich an. Gilbert und die beiden Offiziere schliefen noch tief und fest. Leise verließ Axis die Kammer und spähte die rostige Wendeltreppe hinauf, die in die oberen Stockwerke der Burg führte, doch dann wandte er den Blick ab und stieg die Stufen nach unten hinab.
    Ogden und Veremund saßen bereits am Tisch und stritten sich leise, aber heftig um einen Stapel Bücher. An beiden Tischenden lagen prall gefüllte Satteltaschen. »Guten Morgen, Brüder«, grüßte der Krieger laut.
    Die beiden Mönche fuhren zusammen, denn sie hatten ihn nicht kommen hören. Im ersten Moment glaubte Axis, die Brüder würden aufspringen und sich vor ihm verbeugen. Aber dann blieben sie sitzen und beließen es bei einem Nicken als Ehrenbezeugung.
    »Guten Morgen, Axtherr«, entgegneten sie wie aus einem Mund.
    »Was habt Ihr denn vor?« fragte er, da er sich ihre Reisevorbereitungen nicht erklären konnte.
    »Wir haben

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