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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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die ihm Übles wollen.«
    Der Offizier stöhnte leise im Schlaf, und seine Hände zuckten wie im Krampf zusammen. Veremund betrachtete ihn noch eine Weile und nahm ihm dann die Hand vom Gesicht. »Mehr können wir leider nicht tun. Doch jetzt zu …« Beider Blicke richteten sich auf den Axtherrn. »Nun zu ihm …«
    Axis schlief so tief und friedlich wie seit vielen Monaten nicht mehr. Und in diesem Ruhen wirkte er jünger als im Wachzustand.
    Ogden sah seinen Gefährten bittend an. »Darf ich es bei diesem tun?«
    Veremund senkte den Kopf, um den Kleineren ansehen zu können. »Lieber Freund, wir beide dürfen. Wenn du deine Hand so auf sein Antlitz legst und ich die meine auf diese Weise, können wir diesen besonderen Moment miteinander teilen.«
    Er nahm Ogdens Hand, legte sie auf Axis’ Gesicht und ließ die seine darauf ruhen, aber dergestalt, daß seine Finger zwischen den gespreizten Fingern des Freunds Platz fanden und auf diese Weise beide das Antlitz des Mannes berührten.
    Für eine Weile hielten beide den Atem an, höchstens daß ihre Augen noch etwas goldener leuchteten. Sie lauschten gebannt dem Herzen des Axtherrn.
    »O ja, ja!« flüsterte Veremund schließlich entzückt. »Ja, ich glaube, die Prophezeiung hat sich erfüllt! Aber warte, was ist das? Spürst du es auch?«
    Ogden, dessen Gesicht sich ganz nahe bei dem seines Gefährten befand, nickte ergriffen. »Ja. Der Zerstörer prüft ihn bereits. Er dringt in Axis’ Träume ein und will dort Zweifel säen. Gorgrael versucht, Haß in des Axtherrn Herz zu pflanzen. Und da ist noch etwas …« Ogden lauschte noch aufmerksamer. »Du meine Güte, dieser hier hat bereits den Heiligen Hain berührt!«
    »Ganz allein und ohne Hilfe«, murmelte Veremund ungläubig. »Ein Wunder, daß sie ihn am Leben ließen! Wir müssen über ihn wachen. Mein liebster Freund, das Schicksal hält ihn bereits fest im Griff. So erklärt es sich, daß der Wald der Schweigenden Frau ihn unbeschadet durchließ. Ihm blieb gar nichts anderes übrig.«
    Die Wesen lösten sich von Axis und gingen nebeneinander in die Hocke.
    »Dennoch bleibt so vieles, das wir nicht erfahren haben. Erst wenn wir seinen Vater ausfindig gemacht haben, mein Bester, können wir mehr über den Zerstörer herausfinden.«
    Faraday blieb unruhig vor dem Baum stehen. Jack hatte ihr versichert, daß sie den Wald überhaupt nicht betreten müsse, daß es vollkommen ausreiche, den erstbesten Stamm zu berühren. Aber als die Edle jetzt tatsächlich vor dem Baum stand, fragte sie sich besorgt, ob es wirklich eine gute Entscheidung gewesen war, sich von dem Schweinehirten dazu überreden zu lassen.
    Der Mann grinste immer noch fröhlich und schien sich wie ein kleines Kind zu freuen. Die Katze Yr war ihnen den ganzen Weg über gefolgt, hatte sich in ein paar Schritten Abstand hingehockt und sah den Menschen neugierig bei ihrem Treiben zu. Sie blinzelte, und ihre Augen strahlten im Mondschein blau. Jacks Lachen schien noch breiter zu werden, wenn das überhaupt möglich war. Der Hirte sah das Mädchen aufmunternd an.
    »Herrin, liebe Herrin, darf ich Euch die zarte Hand führen?« Jacks Pranken waren rauh und von der Arbeit schwielig, ihr Griff aber vermittelte Geborgenheit und Sicherheit. Faraday entspannte sich ein wenig. Der Hirte zwinkerte ihr zu. Seine Augen wiesen eine ungewöhnliche Grünfärbung auf. Das Mädchen lächelte. Wie konnte sie einem so einfältigen Mann mißtrauen?
    »Seht nur, jetzt fangen auch die Bäume an, unruhig zu werden.«
    Faraday sah ihn erschrocken an. »Warum denn das?«
    Jack verging das Lachen etwas. »Wegen der Äxte. Es kommen Menschen mit Äxten. Der Wald mag diese Werkzeuge nicht. Er fürchtet sich vor ihnen und ist bei Menschen mit solcherlei Gerät auf der Hut. Sagt mir, Herrin, spürt Ihr in Eurem Herzen, daß diese Bäume von übler Gesinnung sind?«
    Faraday dachte nach. »Nein, Jack, ich spüre bei ihnen keinen bösen Willen. Aber allmählich komme ich mir ein wenig albern vor.«
    »Dann tut es, Herrin, legt die Hand an diesen Stamm. So.« Er schob ihre Rechte auf die rauhe Rinde und bedeckte sie mit seiner Hand, die sich noch rissiger anfühlte.
    »Und was muß ich jetzt tun, Jack? Wie kann ich mit einem Baum sprechen und ihm meine Frage stellen?«
    »Ihr müßt ihn mit Eurem Herzen anreden, liebe Herrin, nicht mit dem Mund. Schließt ihn, und laßt allein Euer Herz sprechen. Laßt ihn teilhaben an Euren Gefühlen. Spürt den Baum, dann erfahrt Ihr, was er Euch zu

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