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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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weiterwandern.
    Das Mädchen versuchte zu lächeln. »Weil das Leben einem manchmal so grausame Streiche spielt und weil …« Nein, das durfte sie ihm nicht sagen, niemals! Aber Axis war ihr jetzt so nahe, und seine Hand fühlte sich auf ihrer Haut so wunderbar an, daß sie einfach nichts dagegen tun konnte. »Und weil ich mit Bornheld verlobt bin, während es doch sein Bruder ist, nach dem mich verlangt.«
    »Faraday!« Was redete das Mädchen da? Sie war noch viel zu jung und brachte sich mit solchen Worten in große Gefahr. Außerdem hatte sie sich für eine solche Eröffnung einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Seine Hand wanderte von ihrem Arm zum Rücken, und er drückte sie an sich. »Faraday«, sagte Axis noch einmal, doch diesmal viel zärtlicher. Er beugte sich vor und küßte sie.
    Seine Lippen fühlte sich so leicht und sanft an, daß Faraday sich auf die Zehenspitzen stellte, um die Verbindung nicht abbrechen zu lassen. Der Kuß wurde immer inniger, und für einen sehr langen Moment lagen sie einander in den Armen. Bis die Edle schließlich die Hände gegen seine Brust stemmte und unsicher lächelte. »Verzeiht mir, Axtherr«, murmelte sie benommen, »ich weiß auch nicht, was über mich gekommen ist.«
    Axis ließ sie zögernd los und schaute hinunter auf ihre Linke, an der Bornhelds Ring im schwachen Licht der Nacht funkelte. »Warum?« fragte er leise.
    Faraday bemerkte den Blick des Kriegers, drehte den Rubin nach innen und schloß die Rechte darüber. »Weil es der Wunsch meines Vaters war und weil die Verbindung unserer beiden Häuser sich segensreich auf meine Familie auswirken wird. Ich habe aus freien Stücken zugestimmt.«
    »Und dennoch wollt Ihr es eigentlich nicht.« Er sah ihr in die Augen und zwang sie so, die Wahrheit zu gestehen.
    »Nein«, antwortete Faraday leise, »ich will es nicht. Aber angesichts von Staatsinteressen zählen die Wünsche eines Mädchens nur wenig. Ich werde mitspielen und ihn heiraten, Axis. Mir bleibt nichts anderes übrig. Die Ehre zwingt mich dazu.«
    Der Krieger konnte sich nicht länger beherrschen. »Nicht Staatsinteressen verlangen dies von Euch, sondern die Gier Eures Vaters und die Lust Bornhelds. Und Ihr seid wirklich noch sehr jung und unerfahren, wenn Ihr glaubt, Ehre habe etwas mit dieser Vermählung zu tun! Faraday, noch viele lange Monate liegen vor Euch, ehe Ihr vor den Traualtar treten müßt. Denkt bis dahin gründlich darüber nach, ob Ihr wirklich den Herzog freien wollt oder nicht viel eher bereit seid, Euer Leben an der Seite eines Mannes zu verbringen, den Ihr wirklich lieben lernen könntet!«
    Damit ließ er sie stehen und stapfte starr vor Zorn und Enttäuschung ins Lager zurück.
    Das Mädchen hielt für einen Moment den Atem an. Dann hörte sie einen Schritt, und sie fuhr herum. Veremund trat mit der weißen Katze auf dem Arm aus der Dunkelheit. »Meine Liebe, wir sollten uns unterhalten«, sagte er leise. »Wir dürfen nicht zulassen, daß dies so weitergeht.« Die Augen des Alten leuchteten golden in der Nacht.

18 Die Wächter sprechen
    Faraday fuhr auf und fiel beinahe über den Stein, auf dem sie gesessen hatte, als Veremund zu ihr trat. Was war nur mit den Augen des Mönches? Die ganzen Geschichten über die teuflischen Angewohnheiten der Unaussprechlichen, die man ihr als Kind erzählt hatte, schossen ihr jetzt wieder durch den Kopf.
    Der Mönch streckte ihr die Rechte entgegen. »Fürchtet Euch nicht, meine Liebe. Wir haben nicht vor, Euch ein Leid zuzufügen. Kommt, nehmt meine Hand.«
    Das Mädchen starrte ihn mit laut klopfendem Herzen an.
    »Bitte, Teuerste, ergreift meine Hand.«
    Er klang so sanft und freundlich, daß Faraday unwillkürlich die zitternde Rechte ausstreckte. Als ihre Finger sich berührten, spürte sie, wie sich Ruhe in ihr ausbreitete.
    »Wollen wir ein Stück Spazierengehen, meine Liebe? Die anderen warten schon und wollen auch mit Euch reden.« Der Alte führte sie zu einem Grabhügel.
    »Welche anderen? Worüber wollen sie mit mir sprechen?« Faraday begriff in diesem Moment, daß der Mönch die ganze Szene mit Axis verfolgt haben mußte. »Veremund, bitte, was zwischen mir und dem Krieger geschehen ist, war nichts von Bedeutung. Nur ein törichter Einfall. Ihr werdet meiner Mutter doch nichts erzählen, oder?«
    Der Alte blieb stehen, um die Katze zu Boden zu lassen. »Seid ganz beruhigt, meine Edle, ich werde Euch nicht verraten. Denn das, was zwischen Euch und dem Axtherrn geschehen ist,

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