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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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nur, wie sehr er sich darüber ärgert. Der Zerstörer wird uns schon bald verfolgen.«
    »Was geht hier vor?« fragte das Mädchen bang und senkte den Blick. »Wer seid Ihr? Und woher kommt Ihr?« Sie sah dabei Jack an, denn sich geradewegs an die Katze zu wenden, bereitete ihr doch zuviel Unbehagen. »Und wieso kann Yr sprechen?«
    Der Schweinehirt lächelte angesichts ihrer Verwirrung freundlich. »Wir alle wählen für uns verschiedene Erscheinungsformen. Yr zum Beispiel« – er lächelte ihr liebevoll zu – »zeigt sich gern als Katze, weil sie so oft gestreichelt wird. Yr ist eben ein sehr sinnliches Wesen. Das trifft aber nicht auf uns alle zu. Ogden, Veremund und meine Wenigkeit ziehen für gewöhnlich die Einsamkeit der Gesellschaft vor und genießen lieber die Freuden des Geistes als die des Fleisches.« Als Faraday die beiden Mönche und ihre fleckigen, schmutzigen Kutten betrachtete, sagte sie sich, daß die beiden nicht nur den Freuden des Fleisches, sondern auch den Grundsätzen der Reinlichkeit entsagten. Bei dem Geruch, den die beiden verströmten, rümpfte Faraday ein wenig die Nase.
    »Doch wer wir in Wirklichkeit sind«, wandte Ogden sich zum ersten Mal an das Mädchen, »braucht Ihr nicht in allen Einzelheiten zu erfahren. Soviel wollen wir Euch aber verraten: Man kennt uns als die Geschöpfe der Prophezeiung. Denn diese hat uns bestimmt und neu geschaffen, und wir sind daran gebunden, ihr zu gehorchen. Unsere Aufgabe besteht vornehmlich darin, zu warten und alles vorzubereiten, aber in gewisser Weise dienen wir auch dem, was da kommen wird.«
    Faraday hatte ihren leichten Widerwillen von vorhin bereits vergessen und konnte jetzt nur noch verständnislos dreinschauen, weil in den letzten Minuten zuviel Neues auf sie eingestürmt war. »Aber seid Ihr nicht die Brüder Ogden und Veremund? Oder handelt es sich bei Euch um magische Wesen?«
    »Wir sind keine Mönche. Ogden und Veremund dienten früher der Kirche als Brüder, aber sie starben schon vor langer Zeit bei dem Versuch, in den Wald der Schweigenden Frau einzudringen. Weil aber alle Besucher in der Waldburg Mönche des Seneschalls vorzufinden erwarteten, haben wir die Gestalt von Ogden und Veremund angenommen. Und was die Frage angeht, ob es sich bei uns um magische Wesen handelt …« Der kleine Dicke zuckte die Achseln. »Vielleicht, da wir über zauberische Fähigkeiten verfügen, wenn auch über verschiedene Gaben.«
    Faraday zitterte am ganzen Leib und biß sich auf die Lippen. Sie wollte nichts mehr davon hören.
    »Ihr müßt alles vernehmen«, erklärte Jack nun nicht mehr ganz so gutmütig, sondern eher bestimmt. »Wir sind Geschöpfe der Prophezeiung und dienen ihr. Jetzt gehört Ihr auch zu uns, seid ebenfalls an die Weissagung gebunden und habt wie wir keine andere Wahl, als ihr zu gehorchen.«
    »Nein, nein!« flehte Faraday »Das ist unmöglich.« Sie wäre am liebsten aufgesprungen und davongerannt, aber ihre Glieder fühlten sich so schwer an wie Stein und ließen sich nicht mehr bewegen.
    »Nun hört gut zu, Edle«, sprach Ogden von neuem. »Erinnert Euch an die Prophezeiung, von der Timozel heute morgen berichtete. Der Zerstörer Gorgrael hat sich im Norden erhoben.
    Getrieben von seinem allesverzehrenden Haß und mit Hilfe seiner übermächtigen Magie wird er ganz Achar überrennen – ja, ganz Tencendor. Die Völker der Ikarier, der Awaren und der Menschen müssen sich vereinen. Nur auf diese Weise ist der Zerstörer aufzuhalten. Und nur ein Mann ist in der Lage, Gorgrael in die Schranken zu weisen.«
    »Axis …«, flüsterte das Mädchen. »O Artor, steh uns bei!«
    »Der barmherzige Artor vermag da gar nichts auszurichten!« fauchte Yr. »Denn es waren ja gerade seine Spießgesellen, die die Ikarier und Awaren aus ihrer Heimat vertrieben haben.« Nun fuhr ihr Schwanz ärgerlich hin und her.
    »Yr, sie kann doch nichts für ihre Erziehung«, ermahnte Veremund die Katze sanft. »Und dennoch wird die junge Dame uns nicht enttäuschen und ihre Pflicht erfüllen.«
    »Das muß sie auch, unbedingt!« Die Katze schien sich nicht beruhigen zu wollen, so groß war ihr Haß auf den Seneschall. Von allen Anwesenden kannte Yr sich am besten mit den inneren Abläufen der Kirche aus, und je mehr sie darüber erfuhr, desto stärker wuchs ihr Abscheu vor der Bruderschaft.
    Faraday zog nachdenklich die Stirn kraus. »Nun, wenn die Prophezeiung in jedem Wort zutrifft, dann müßte Bornheld der Zerstörer sein; denn es heißt doch, der

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