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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Sternenmann sei sein Bruder.«
    »Bornheld und Axis haben dieselbe Mutter, mein Kind, der Sternenmann und der Zerstörer aber denselben Vater.«
    Das Mädchen sah die Wächter zweifelnd an, und diese blickten freundlich zurück. »Und wer soll dieser Vater sein?«
    Yr verzog die Lippen. »Das wissen nicht einmal wir. Andernfalls fiele uns unsere Aufgabe deutlich leichter. Doch wir sind nur die Geschöpfe, die Diener der Prophezeiung, und verstehen daher nicht alle Rätsel.«
    »Faraday«, wandte sich der Schweinehirte freundlich an sie, »bevor wir weitermachen können, müssen wir erst erfahren, was der Baum Euch gezeigt hat. Was habt Ihr ihn gefragt, meine Liebe, und was sang er Euch zur Antwort?«
    Tränen quollen dem Mädchen aus den Augen, als ihr alles wieder einfiel. Die ganze gräßliche Vision des Waldes. »Ich bat ihn, mir meinen Gemahl zu zeigen, weil ich mir unsicher war, ob ich Bornheld wirklich heiraten soll.«
    »Und was hat der Baum Euch gezeigt, Faraday?« wollte Veremund erfahren und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Und wirklich verlieh diese Geste dem Mädchen Kraft und Ruhe. Stockend beschrieb sie den Wächtern die entsetzlichen Bilder und ließ keine Einzelheit aus. Ihre Stimme klang heiser und rauh, als sie schilderte, wie das Blut aus Axis’ Wunden strömte und er die Hand ausstreckte. Hilfesuchend, wie sie vermutete. Und danach sei eine Unmenge Blut über sie gekommen.
    »Armes Kind«, meinte Ogden mitfühlend, als sie ihren Bericht beendet hatte. »Ihr habt den Baum also gebeten, Euch Euren Ehemann zu zeigen. Welchen von beiden saht Ihr denn zuerst?«
    Faraday dachte angestrengt nach. »Bornheld«, antwortete sie schließlich. »Ja, es war der Herzog. Aber warum fragt Ihr? Welche Rolle spielt das denn?«
    »Oh«, sagten Ogden und Veremund wie aus einem Mund und dann nichts mehr. Yr blinzelte und zuckte einmal heftig mit dem Schwanz.
    Jack rutschte rastlos auf seinem Platz hin und her. Selbst zauberkundige Geschöpfe schienen mitunter ein unruhiges Sitzfleisch zu bekommen, wenn sie zu lange auf demselben Fleck saßen. »Erinnert Ihr Euch, Herrin, was ich Euch an jenem Abend sagte, bevor Ihr davongelaufen seid? Die Bäume zeigen Euch, was sein wird, aber sie gewähren Euch nicht immer den Blick auf das ganze Bild. Und mitunter sind ihre Visionen so zusammengestückelt, daß man beim besten Willen keinen Sinn darin erkennen kann. Hütet Euch also davor, das Gesehene fehlzudeuten. Vielleicht hat das Bild Euch gar nicht Axis’ Tod gezeigt. Aber wenn Bornheld ihn wirklich erschlagen sollte, dürfte Tencendor dem Untergang geweiht sein. Mein liebes Kind, Axis vermag als einziger Gorgrael entgegenzutreten. Der Krieger darf nicht getötet werden, ehe er vollbracht hat, wozu er geboren wurde.«
    »Nein«, flüsterte Faraday, schlang sich die Arme um den Körper und schaukelte langsam vor und zurück. Nein, er durfte nicht vorher getötet werden.
    Veremund sah die anderen an, und die nickten ihm zu. So fuhr er fort: »Mein Kind, wir glauben, daß die Prophezeiung für Euch ebenfalls eine Rolle vorgesehen hat. Ja, wir glauben zu wissen, daß Euch zwei wichtige Aufgaben erwarten, ohne deren Erledigung Axis kein Erfolg beschieden wäre. Eure erste Arbeit besteht darin, Bornheld daran zu hindern, ihn zu ermorden, ehe er seine volle Kraft entwickelt hat. Wir wissen, was der Krieger und Ihr füreinander empfindet. Aber wenn Ihr Eurem Herzen folgt, wird das nur zu seinem Untergang führen.«
    »Warum?« fragte Faraday leise, obwohl sie in ihrem Innersten längst die Antwort kannte.
    »Wenn Ihr jetzt den Verlöbnisschwur brecht, den Ihr vor dem Herzog abgelegt hat, und Euch statt dessen Axis zuwendet, wird Bornheld dies dermaßen in Wut versetzen, daß er bei der Suche nach seinem Nebenbuhler das halbe Reich in Schutt und Asche legen wird. Hütet Euch also davor, der Funke zu Axis’ Scheiterhaufen zu werden.«
    »Aber Jack hat doch behauptet, daß die Bäume einem die Wahrheit zeigen. Über die Zukunft. Wie könnte ich da verhindern, daß …«
    »Faraday«, sprach Veremund streng, »Axis und der Herzog werden sich eines Tages zum tödlichen Zweikampf gegenüberstehen. Das hat die Vision eindeutig gezeigt. Aber zu diesem Kampf darf es nur auf Betreiben Axis’ und zu seinen Bedingungen kommen. Wir – und vor allem Ihr – dürfen Bornheld jetzt keinesfalls so reizen, daß er den Krieger auf der Stelle herausfordert. Wenn Ihr aber den Herzog heiratet, versetzt Euch dies in die Lage,

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