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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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mäßigend auf ihn einzuwirken und seinen Haß auf den Stiefbruder zu dämpfen, damit er in dieser Sache erst einmal Ruhe gibt. Und Axis Gelegenheit erhält, zu dem Mann heranzureifen, der sich seiner Aufgabe stellt.«
    »Faraday, hört mir zu«, forderte die Katze sie teilnahmsvoll auf. »Ihr könnt Axis und Tencendor retten, aber nur als Bornhelds Gemahlin, nicht als die des Kriegers. Denn die Vision zeigte Euch als Frau des Herzogs, nicht als Axis’ Gemahlin.«
    »Ihr habt dem Axtherrn vorhin gesagt«, versuchte auch Veremund sie zu überzeugen, »daß die Wünsche eines Mädchens angesichts der Staatsinteressen wenig wiegen. Damit meintet Ihr Axis. Wenn man aber die Interessen von ganz Tencendor nimmt, und damit verbunden die Hoffnungen von drei Völkern, dann wiegen Eure Herzenssehnsüchte so gut wie gar nichts mehr. Die Zukunft Tencendors hängt davon ab, für welches Bett Ihr Euch entscheidet.« Veremund schwieg, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, und fuhr dann sein stärkstes Argument auf. »Nur wenn Ihr den Herzog heiratet, wird der Krieger weiterleben.«
    Das Gewicht dieser Gründe und die damit verbundene Herzenspein wurden dem Mädchen zuviel. Sie bedeckte das Gesicht mit den Händen und fing an zu schluchzen. Faraday konnte nur noch daran denken, wie wunderbar es sich angefühlt hatte, von Axis festgehalten und geküßt zu werden.
    Veremund nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten. Die Kleine war noch so jung und unschuldig, daß er angesichts der Tatsache, wie sehr man sie bedrängte, Gewissensbisse bekam. Aber leider blieb ihnen nichts anderes übrig. Die Prophezeiung ließ nichts anderes zu. Alle Wächter schwiegen, solange Faraday weinte. Dann beugte sich die Katze zu ihr herüber. »Mein Liebes, Ihr müßt ihn so rasch wie möglich freien.«
    »O nein!« schluchzte das Mädchen und verzog entsetzt das Gesicht. »Bitte laßt mir noch etwas Zeit!«
    Der Alte hielt sie noch ein wenig fester. »Mein Kind, wir wissen längst nicht alles, aber einiges ist uns doch bekannt. Der Krieger reitet nach Smyrdon, wird sich dort aber nicht lange aufhalten und dann nach Gorken weiterziehen. Liebes, es ist leider von größter Wichtigkeit, daß Ihr vor ihm dort anlangt. Damit Ihr Euch bei seinem Eintreffen als Bornhelds Gemahlin vorstellen könnt. Die Festung Gorken wird über Axis’ Schicksal entscheiden. Entweder entwickelt er sich dort weiter, oder er findet sein Ende. Ihr müßt vor ihm in Gorken sein, um den Herzog zurückhalten zu können. Wenn Ihr vorausreitet, wird Bornheld triumphieren und sich allmächtig fühlen. In dieser Stimmung wird er glauben, seinem Stiefbruder überlegen zu sein. Und damit entfällt für ihn die Notwendigkeit, sich mit Axis sofort in einem Zweikampf messen zu müssen. Gorken ist und bleibt die entscheidende Prüfung für Axis’ weiteres Schicksal.«
    Auf merkwürdige Weise ähnelten die Worte des Alten dem Vortrag, den Embeth ihr über die Pflicht gehalten hatte. Faraday atmete tief ein und nickte zögernd. »Ich glaube, ich verstehe, was Ihr meint. Aber wie soll es mir gelingen, vor dem Krieger in Gorken anzukommen?«
    Die Wächter atmeten erleichtert auf. Sie waren nicht sicher gewesen, ob sie das Mädchen überzeugen konnten. Schließlich durfte man sie zu keiner Tat zwingen, zu der sie nicht bereit war. Yr erhob sich, streckte sich, stolzierte dann zu der Edlen und stieß sie sanft mit dem Köpfchen an. Faraday lächelte dankbar über soviel Zuneigung und streichelte der Katze den Rücken.
    »Ihr reist mit mir und Yr«, erklärte der Schweinehirt. »Bleibt bei dem Axtherrn, bis Ihr Arken erreicht habt. So weit wärt Ihr ohnehin mit den Axtschwingern gereist. Erst wenn die Soldaten nach Smyrdon weiterziehen, verlaßt Ihr sie und reist nach Gorken. Aber heimlich. Erzählt nicht einmal Eurer Mutter etwas davon!«
    Das brachte Faraday zum Lachen. »Wie könnte ich meiner Mutter von alledem berichten?« Sie deutete auf den Hügel und die Wächter. »Dann müßte ich ja auch von Euch erzählen! Merlion würde mir gleich eine Arznei einflößen, um mich wieder zu Verstand zu bringen!«
    »Mein Kind, wir würden Euch gern so rasch wie möglich losschicken«, erklärte Jack, »am liebsten noch in dieser Nacht. Aber wenn der Krieger morgen früh entdeckt, daß Ihr fort seid, wird er sein halbes Heer auf die Suche nach Euch schicken. Und nicht einmal wir Wächter könnten uns vor dreieinhalbtausend Axtschwingern verstecken.«
    »Ich verstehe«, sagte sie nachdenklich.

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