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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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vor Eisspeeren schütze, die wie Hagel vom Himmel regnen?«
    Ogden und Veremund zuckten zusammen. Der Axtherr stand ihnen gegenüber auf der anderen Seite des Feuers, und seine Körpersprache war eindeutig. Seine Hände ruhten nahe bei Axt und Schwert auf dem Waffengurt.
    »Axis«, entgegnete der Hagere freundlich, »setzt Euch doch zu uns, damit wir uns ein Weilchen unterhalten können.«
    Der Krieger zögerte kurz und ließ sich dann neben den beiden nieder. Er besitzt die Anmut der Ikarier, dachte Ogden, und auch deren trotzige Art.
    »Ja«, meinte Axis grimmig, »wir sollten uns wirklich unterhalten. Aber werdet Ihr mir die Wahrheit erzählen?«
    »Wieviel Wahrheit könnt Ihr denn vertragen, Herr?« entgegnete Ogden ebenso grimmig, ehe Veremund ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm legte und seinerseits antwortete: »Wir haben Euch nie etwas anderes als die Wahrheit gesagt, Herr.«
    Kann schon sein, dachte der Krieger mißmutig, aber dann nur verpackt in die Rätsel dunkler Prophezeiungen. Er atmete tief durch, um sich zur Ruhe zu bringen. »Was hatte es mit diesen Wolken heute morgen auf sich? Gehörte dieses Gesicht wirklich dem Zerstörer, von dem Eure Weissagung kündet?«
    »Ja, wir haben sein Abbild gesehen«, bestätigte der Kleine, »aber nicht den Zerstörer selbst. Noch fehlt es ihm an der nötigen Stärke, um in körperlicher Gestalt so weit aus dem Norden vorzudringen.«
    »Das hat er ja auch nicht nötig«, schimpfte Axis, von neuem erzürnt, »wenn er mit seiner verwünschten Zauberei so ohne weiteres meine Soldaten töten und verstümmeln kann!«
    »Beruhigt Euch bitte, Axtherr. Lernt aus diesem Vorfall, aber vergeudet Eure Energien nicht damit, bei Euch selbst nach einer Schuld zu suchen.«
    Für einen Moment mußte der Krieger mit sich ringen, um nicht herauszuplatzen. Veremund hatte durchaus recht mit seiner Beobachtung. Aber in seiner jetzigen inneren Verfassung konnte Axis mit solchen Wahrheiten wenig anfangen. »Dann verratet mir, was ich daraus lernen kann, Mann! Sagt es mir.« Axis schwieg mit mahlenden Zähnen, ehe er sich soweit beruhigt hatte, daß er ruhiger fragen konnte: »Warum hat uns der Zerstörer angegriffen?«
    »Weil wir für ihn eine Bedrohung darstellen«, antwortete der Hagere.
    »Was? Wir Axtschwinger bedeuten für ihn Gefahr?« fragte der Krieger vorsichtig nach, weil er es einfach nicht glauben konnte.
    »Ebenso wie Ihr, Axtherr«, antwortete Veremund zurückhaltend. Er wollte nicht zuviel sagen, solange Axis sich noch in diesem reizbaren Zustand befand. »Ihr führt die Truppe an und wollt damit bis nach Gorken ziehen. Vielleicht hielt Gorgrael es für angebracht, Euch schon jetzt aufzuhalten – solange Ihr noch so weit vom eisigen Norden entfernt seid.«
    Damit konnte der Krieger etwas anfangen. Er würde später noch darüber nachdenken, welche weiteren Bedeutungen in den Worten des Mönchs stecken mochten – wenn ihm das Herz nicht mehr vor Kummer zu zerbersten drohte.
    Die beiden Alten spürten, wie es in seinem Innern aussah. Sie hatten ebenso wie Axis mit angesehen, was Faraday widerfahren war, wußten aber im Gegensatz zu ihm, daß das Mädchen noch lebte und vermutlich wohlauf war. Ogden und Veremund hatten gewöhnlich keine Freude daran, Freunde oder Verbündete zu quälen und hinzuhalten. Aber hier und jetzt ließ sich dies leider nicht vermeiden. Die Folgen für Tencendor wären verheerend gewesen, wenn der Sternenmann vom Pfad der Prophezeiung abgewichen wäre.
    »Und was geschieht, wenn dieser Gorgrael oder meinetwegen nur sein Abbild uns ein weiteres Mal heimsucht?« wollte Axis wissen. »Wie wehren wir uns dann?«
    Die Mönche sahen sich an. Sie hatten schon vorher über diese Frage gesprochen und waren zu der Schlußfolgerung gelangt, daß Gorgrael diesen Angriff nur gewagt hatte, weil sich so viele Wächter sowie Faraday und der Krieger in dem Heerzug befunden hatten. Deswegen hatten sie sich auch geteilt – und nun durften sie davon ausgehen, daß der Zerstörer einstweilen Ruhe geben würde. Außerdem hegten sie die begründete Hoffnung, daß der Zerstörer seine Kräfte mit einer solchen Attacke fern seiner Heimat erst einmal verbraucht hatte.
    »Wir können nur darauf bauen«, antwortete Ogden, »daß er so bald nicht wieder in den Süden vordringt. Denkt doch einmal nach, Herr. Der Sturm währte trotz seiner tödlichen Heftigkeit nur noch wenige Minuten, nachdem er die Axtschwinger erreicht hatte. Wenn Ihr der Zerstörer gewesen wärt,

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