Unter dem Weltenbaum - 01
unsere Mitstreiter – geschworen, dieses Land mit unserem Leben zu verteidigen und den Sternenmann zu finden und zu unterstützen. Denn er ist der einzige, der Gorgrael den Zerstörer aufhalten kann. Aber wir haben keinesfalls im Sinn, Euch oder Faraday etwas zuleide zu tun.«
»Warum habt Ihr sie dann hierher verschleppt?« wollte Timozel wissen.
»Sie bringen mich zu Bornheld«, antwortete Faraday für Yr und Jack, »weil der Herzog mit mir an der Seite eher in der Lage sein wird, die Eiskreaturen von Gorken abzuwehren.«
»Ist Bornheld der Mann, der Achar retten wird?« fragte der Jüngling.
»Der Herzog spielt eine wichtige Rolle bei der Verteidigung des Reichs«, erklärte Jack. »Und dazu benötigt er Faradays Unterstützung.«
Timozel starrte das Mädchen an und versuchte nachzudenken. Das Haar hing ihr ungeordnet herab, und sie erwiderte seinen Blick voller Ängstlichkeit. Ja, Faraday schien es wirklich sehr wichtig zu sein, zu ihrem Verlobten zu gelangen. Je länger er darüber nachdachte, desto überzeugter war er, daß sie an Bornhelds Seite gehörte. Aber in Gorken lauerten unzählige Gefahren auf sie.
Dem Jüngling erschien plötzlich alles ganz logisch. »Ja«, sagte er und nickte bekräftigend, »natürlich braucht Bornheld Faraday an seiner Seite.« Das Mädchen zeigte sich sichtlich erleichtert. »Aber«, fügte der Axtschwinger stirnrunzelnd hinzu, »diese Gesellschaft hier gefällt mir nicht. Wie um alles in der Welt haben die beiden es fertiggebracht, daß wir in dieses Loch gestürzt sind?« »Timozel«, entgegnete die Edle, »Ihr kennt den Axtherrn. Er hat Befehl, mich nach Arken zu bringen und dort abzuliefern.
Und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als zu Bornheld zu kommen.« Möge Artor mir diese Lüge vergeben, dachte sie. »Aber Ihr habt ja selbst miterlebt, wie der Zerstörer die Axtschwinger angegriffen hat. Da wußte ich nicht, wie lange ich mich in der Gesellschaft dieser Truppe noch sicher fühlen durfte. Jack und Yr hielten es daher für das beste, daß wir uns sofort von den Soldaten absetzten.«
»Ja«, sagte der Jüngling nachdenklich, und plötzlich erschien ihm alles sonnenklar. Artor selbst hatte ihn an Faradays Seite gestellt, und das aus einem bestimmten Grund: um sie zu beschützen. Damit erwies der Allmächtige dem jungen Kriegsmann die ungeheure Gnade, allen beweisen zu dürfen, welch furchtloser und ehrenhafter Held er doch war. Timozel fiel vor dem Mädchen aufs Knie, nahm ihre Hände und legte sie sich aufs Haupt.
»Herrin«, erklärte er in feierlichem Ton, »hiermit weihe ich mein Leben dem Dienst an Euch.« Faraday stockte vor Schreck der Atem. Sie warf rasch einen ängstlichen Blick auf die beiden Wächter und wandte sich dann gleich wieder dem Jüngling zu, der mit seinem Eid noch nicht fertig war. »Wisset, Edle, daß ich stets zwischen Euch und aller Gefahr stehen und Euren Leib wie Eure Ehre mit aller Kraft schützen werde, und sollte es mich auch das Leben kosten. Ich werde Eurer Sache meinen starken Arm verpflichten und danach trachten, daß Ihr für den Rest Eures Lebens nur noch durch Licht und Heiterkeit wandelt. Artor sei mein Zeuge bei diesem heiligen Schwur, den nur mein Tod oder Euer Wunsch aufheben kann. Herrin Faraday, nehmt Ihr mich in Eure Dienste?«
Faraday wußte nicht, was sie sagen oder tun sollte. Zwar hatte man im Reich schon davon gehört, daß ein Ritter sich einer Dame mit Leib und Leben verpflichtete, aber ihres Wissens nach war so etwas schon seit vielen Jahren nicht mehr vorgekommen. Ihr Blick flehte Jack um Beistand an.
Der Schweinehirt nickte. Vielleicht konnte der Jüngling Faraday ja tatsächlich vor einigen der Gefahren bewahren, die vor ihr lagen. Und einen treuen Freund konnte sie allemal gebrauchen.
Yr hingegen fragte sich, ob der schwärmerische junge Held eine Hilfe oder eher eine Belastung darstellen würde. Aber auch sie rang sich zu einem leichten Nicken durch. Ein solch edler Ritter würde Faraday vielleicht von Axis ablenken. Gut möglich, daß Timozel ihre Neugier und mehr weckte – bis sie ihn über kurz oder lang unwiderstehlich fände.
Das Mädchen atmete tief durch und betrachtete ihren Helden. Sein edles Angebot wie auch seine ehrliche Sorge um ihre Person rührten sie zutiefst. Außerdem hatte sie gehört, daß es zwischen einem adligen Fräulein und ihrem Ritter niemals erotische Verwicklungen gab. Vielleicht hatten die Edlen am Hof diese alte Tradition deswegen auch als hoffnungslos romantisch und
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