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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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»Ihr müßt ihn davon überzeugen, daß Yr und ich keine Gefahr darstellen. Wie Euch nicht entgangen sein dürfte, trägt der junge Mann Schwert und Axt – und gegen Stahl sind wir genausowenig gefeit wie Axis oder Ihr. Und genauso wie der Axtherr nicht sterben darf, müssen auch wir am Leben bleiben. Andernfalls wäre alles verloren.«
    Die Edle nickte. Mit ruhigem Blick legte sie dem Offizier eine Hand auf die Brust.
    Doch anders als sie war Timozel nach der heilenden Behandlung sofort hellwach. Wütend und empört schaute er sich um, setzte sich sogleich aufrecht hin, schob Faradays Hand beiseite und zog die Knie an, um aufzustehen. Er griff nach seinem Schwert und zog es halb aus der Scheide. Yr und Jack zuckten unwillkürlich zurück, als sie den Stahl klirren hörten.
    »Nein!« rief das Mädchen und hielt Timozel fest. »Alles ist in Ordnung. Uns droht keine Gefahr!«
    Timozel saß für einen Moment ganz still da, nahm die Hand aber nicht vom Schwertgriff.
    »Faraday?« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Was ist geschehen?« Er drehte sich zu ihr um, und der Zorn schwand aus seinem Blick.
    »Ganz ruhig, alles ist gut, Timozel.« Sie strich ihm über die braunen Locken.
    »Wo sind wir?« fragte der Jüngling und sah sich wieder um. »Was war das?« Seine Miene verhärtete sich, als sein Blick auf den Hirten fiel und er sich daran erinnerte, daß dieser Mann Faraday hatte entführen wollen. Als er dann die Frau erblickte, die rein gar nichts am Leib trug, lief er dunkelrot an. Yr schenkte ihm ein leises Lächeln, schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht, schob die Schultern zurück und lehnte sich gegen den steinernen Tisch.
    Der Jüngling schob das Schwert in die Scheide zurück. Ohne den Blick von der Nackten zu wenden, richtete er sich langsam auf.
    »Yr«, mahnte Jack sanft, »dies dürfte wohl kaum der geeignete Ort oder der rechte Zeitpunkt sein.«
    »Was soll ich denn tun? Ich habe doch nichts anzuziehen.«
    Timozel behielt sie mißtrauisch im Blick. »Hier«, sagte er schließlich, und sein Gesicht nahm wieder seine gewohnte Farbe an, »Ihr könnt meinen Umhang haben.«
    Der Offizier löste die Schnalle an der Schulter und trat zu ihr. Yr rekelte sich noch einen Moment vor ihm und streckte dann eine Hand aus. »Igitt«, entfuhr es ihr, »der ist ja ganz naß!«
    »Nimm ihn!« grollte der Schweinehirt. Ihr Benehmen verdroß ihn ungemein, und er wünschte, sie hätte ihre Katzengestalt beibehalten. Wenn Yr sich als Frau zeigte, bedeutete das immer endlosen Ärger.
    Sie seufzte und legte sich den Umhang um. »Er wird sicher bald wieder trocken sein. Vielen Dank, Timozel.«
    Der Jüngling schien sich deutlich wohler zu fühlen, als Yr ihre Blöße bedeckt hatte. »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, erklärte er ihr mit einer Verbeugung.
    Faraday legte ihm eine Hand auf den Arm. »Timozel, das sind Jack und Yr. Sie kommen von …« Das Mädchen hielt inne. Was sollte sie ihm sagen? Hilflos sah sie den Schweinehirten an.
    Jack stand ihr sofort bei. »Timozel, erinnert Ihr Euch an die Prophezeiung, die Ihr in der Burg der Schweigenden Frau hörtet?« Der Jüngling nickte. »Nun, Yr und ich sind zwei der Wächter, die in der Weissagung erwähnt werden. Wir gehören zur Prophezeiung, dienen ihr und sind ihr verpflichtet.«
    Der Offizier runzelte nachdenklich die Stirn, und bald kam ihm die entsprechende Zeile wieder in den Sinn. »Die Wächter werden wandeln über Welt …« Und auch der Rest fiel ihm wieder ein. Als er die Weissagung damals vernommen hatte, war sie ihm lediglich als amüsantes, aber auch verwirrendes Rätsel vorgekommen. Doch nun, da er zwei der darin erwähnten Personen in Fleisch und Blut vor sich stehen sah, kam die Prophezeiung ihm überhaupt nicht mehr spaßig vor. Wie alle Achariten hatte man ihm schon im Kindesalter beigebracht, daß alle Magie und Zauberkraft von Übel seien. Nur die Unaussprechlichen benutzten sie, um allen Artorfürchtigen Schaden zuzufügen und sie in ihrem Glauben an den Weg des Pflugs schwankend zu machen. Timozel wurde immer unbehaglicher zumute. Hatte die Prophezeiung nicht auch von Toten gesprochen, die aus dem Grab steigen würden? Und von anderen dunklen Mächten? Diese magischen Kreaturen führten doch bestimmt Böses im Schilde. Seine Rechte bewegte sich wieder zum Schwertgriff.
    »Timozel«, wandte Yr sich an ihn. Sie klang jetzt ganz vernünftig, und in ihrem Blick war nichts Herausforderndes mehr zu entdecken. »Jack und ich haben – wie

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