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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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hättet Ihr dann so nahe am Ziel aufgegeben? Nachdem Ihr erst wenige hundert Männer getötet oder verwundet hättet?«
    Der Krieger zuckte zwar bei der Erinnerung an die vielen Opfer zusammen, mußte dem Alten aber recht geben. »Gorgrael sah sich nicht in der Lage«, fuhr Ogden fort, »sein Zerstörungswerk zu vollenden. Wahrscheinlich hat er mit diesem Überfall seine Kräfte erschöpft. Deshalb, so glauben wir, sind wir fürs erste vor solchen Überfällen sicher. Und wer weiß, vielleicht haben wir damit sogar Gorken eine Verschnaufpause verschafft.«
    »Brüder, sagt mir doch, warum Gorgrael mich in meinen Träumen heimgesucht hat«, bat der Krieger leise und starrte in die Flammen.
    »Der Zerstörer nährt sich vom Haß«, erklärte der Hagere. »Haß bildet die Grundlage seiner Existenz und bringt sein Herz zum Schlagen.«
    »Ja, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen«, murmelte Axis.
    »Und er haßt diejenigen am meisten, die sich gegen ihn erheben und ihm verweigern, was er begehrt: die vollkommene Vernichtung aller Lande jenseits des ewigen Eises.«
    »Aber warum? Warum will er alles zerstören?«
    Ogden zuckte die Achseln. »Weil er aus Haß besteht. Mehr läßt sich dazu nicht sagen.«
    Der Krieger nickte. Diese Erklärung reichte ihm.
    »Gorgrael wird alles in seiner Macht Stehende versuchen, um Unsicherheit und Furcht in den Herzen jener zu säen, die sich ihm widersetzen. Wenn ihm das dadurch gelingen sollte, daß er in die Träume seiner Feinde eindringt, Axtherr, dann wird er keinen Moment zögern.«
    Alle drei schwiegen für eine Weile. Doch die Mönche wußten, was Axis als nächstes fragen würde.
    »Was habe ich da heute morgen gesungen, Brüder? Was war das für ein Lied?« Er sprach so leise, daß er kaum noch zu verstehen war.
    »Ihr habt ein uraltes Abwehr …«
    »Zauberei?« unterbrach der Krieger ihn entsetzt. Axis war schon als kleines Kind vom Seneschall dazu erzogen worden, alles, was mit Magie zu tun hatte, zu verabscheuen und zu fürchten.
    »Nein, nein!« beeilte sich Veremund zu versichern. »Obwohl einige darin sicher Zauberei sähen, handelt es sich lediglich um einen Schutz gegen das Böse. Niemand kann dieses Lied allerdings singen und sich damit gegen das Böse wappnen, dem es nicht noch im Mutterleib beigebracht wurde. Axis, Euer Vater hat es Euch vorgesungen. Er liebte Euch so sehr, daß er Euch dieses Lied schenkte.«
    Der Axtherr wischte sich mit zitternder Hand über die Stirn und drehte sich von den Mönchen weg. Veremund glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen. »Zweifelt niemals daran, Axis, daß auch Ihr geliebt und gewollt wurdet. Wenn Euer Vater sich nie offen zu Euch bekannte, dann vermutlich aus dem Grund, weil gewisse Umstände dagegen sprachen, die sich noch gewichtiger als seine Liebe zu Euch erwiesen.«
    Axis nickte kurz zum Zeichen, diese Worte gehört zu haben. Nach einer Weile sah er die beiden wieder an. Trotz aller Bemühungen rannen ihm zwei Tränen über die Wangen. »Wer ist mein Vater … und aus welchem Volk stammt er?«
    Die Alten erhoben sich, liefen um das Feuer herum und ließen sich links und rechts neben dem Axtherrn nieder. Veremund legte ihm einen Arm um die Schultern, und Ogden antwortete ihm: »Axis, wir wissen leider nicht, wer Euer Vater ist oder war.« Die Mönche hielten den Zeitpunkt noch nicht für geeignet, ihm zu erzählen, daß sein Vater höchstwahrscheinlich ein Zauberer der Ikarier war. »Aber wenn Ihr ihn jemals finden solltet, ließen sich damit eine Menge Fragen beantworten.«
    »Ogden, als ich auf Eurer Burg in der Prophezeiung las, überkam mich das Gefühl, als habe sich ein dunkles und tiefes Verlies, das mein ganzes Leben lang verschlossen gewesen war, plötzlich aufgetan und Licht hereingelassen.« Er sah dem Alten in die Augen. »Aber ich bin mir gar nicht so sicher, ob mir das gefällt, was ich in diesem Lichtschein sehe. Und ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, man hätte das Verlies bis ans Ende meiner Tage verschlossen gehalten.«
    Axis musterte den kleinen Mönch noch einen Moment lang, schüttelte Veremunds Arm ab und erhob sich mit der gleichen Behendigkeit, mit der er sich zuvor niedergelassen hatte. »Brüder, schlaft gut in dieser Nacht, denn morgen reiten wir nach Arken. Dort fassen wir Proviant, und danach geht’s so rasch wie möglich nach Smyrdon weiter.« Er schwieg kurz. »Die Verwundeten schicke ich zunächst nach Tare und ihre Begleitung weiter nach Karlon, damit man dort von

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