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Unter dem Weltenbaum - 01

Unter dem Weltenbaum - 01

Titel: Unter dem Weltenbaum - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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praktisch undurchführbar aufgegeben. Auf der anderen Seite galt ein solcher Ritter, wie sie wußte, nicht nur als Beschützer in allen Lebenslagen, sondern auch als Freund, Vertrauter und als die starke Schulter, an die sie sich lehnen konnte; als Mann, der ihr stets Glauben schenken, sie immer verstehen und in jeder Lage sein Bestes geben würde, um ihre Entscheidungen durchzusetzen und ihre Wünsche zu erfüllen. Faraday nickte. Eigentlich gar nicht so schlecht. Vielleicht würde das Leben an Bornhelds Seite ja doch nicht so öde und langweilig, wie es bisher den Anschein gehabt hatte.
    »Ich entspreche Eurem Wunsch, Timozel, mir dienen zu wollen, und danke Euch aus tiefstem Herzen. Artor sei unser Zeuge, daß dieses Band bis zu Eurem Tod oder meinem Wunsch, es zu lösen, halten soll. Möge der Allmächtige auch in Zukunft unser beider Schritte lenken, und möge Er seine schützende Hand über uns halten.«
    Der Jüngling lächelte selig, küßte ihr sanft die Hände, ließ sie los und richtete sich wieder auf. Nun wissen diese beiden Sonderlinge, dachte er, daß Faraday einen starken Beschützer hat. Wenn einer von ihnen der Edlen auch nur ein Haar krümmt, haue ich ihn auf der Stelle nieder.
    Timozel straffte seine Gestalt und fühlte sich nachgerade unbezwinglich. Seine neue Rolle als Faradays Ritter hatte ihn nicht nur innerlich wachsen lassen, sondern seinem Leben auch eine neue Bedeutung und Richtung verliehen. Nur kurz kam ihm in den Sinn, was der Axtherr wohl zu diesem Schritt sagen würde, und gleich verschwand dieser Gedanke wieder. Höchste Zeit für ihn, endlich Verantwortung zu übernehmen.
    »Und nun, Jack«, erklärte er mit soviel Selbstsicherheit wie nur möglich, »würdet Ihr mir vielleicht freundlicherweise darlegen, was wir hier verloren haben.«

22 Abend zwischen den Grabhügeln
    Am Abend hatte Axis die Ordnung halbwegs wiederhergestellt und seine Soldaten tiefer in das Gräberfeld hineingeführt. Die Axtschwinger hatten ihre Pferde wieder eingefangen und sich zu Einheiten formiert. Zwei Ärzte, die im Troß mitzogen, versorgten die Verwundeten, während man die Toten zusammentrug und in zwei rasch ausgehobenen Gräbern auf einem großen freien Platz zwischen den Hügeln bestattete. »Dieses Gräberfeld kann unsere Gefallenen ebensogut aufnehmen wie die der Unaussprechlichen«, entgegnete der Krieger bitter, als Veremund ihn mit hochgezogenen Brauen musterte. Später lasen die beiden Mönche auf Axis’ stummen Befehl hin den Toten die Messe und empfahlen sie, wenn auch stockend, Artors Fürsorge. Die Verwundeten lagen derweil auf rasch zusammengezimmerten Tragen und sollten am nächsten Tag mit kleiner Bedeckung nach Tare zurückgebracht werden.
    Später saßen die Axtschwinger an ihren Lagerfeuern und aßen eine warme Mahlzeit oder reinigten Waffen und Ausrüstung, die bei der wilden Flucht beschmutzt worden waren. Der Krieger lief lange von Gruppe zu Gruppe, lächelte hier, sprach dort ein paar Worte zum Trost und beantwortete alle Fragen, die man ihm stellte. Manch einer brauchte Axis’ Hand auf der Schulter, andere verlangten eher nach Scherzworten und derben Witzen. Obwohl der Axtherr für jeden ein wenig Zeit erübrigte, beschäftigten ihn in Gedanken doch viel mehr die Ereignisse des zurückliegenden Tages. Vergebens versuchte er, einen Sinn in den Geschehnissen zu erkennen. Offenbar hatte niemand außer ihm und den beiden Mönchen das fürchterliche Haupt in den Wolken erblickt, und darüber war er froh. Wie hätte er seinen Soldaten eine solche Erscheinung erklären sollen? Und was war da aus seinem Unterbewußtsein aufgestiegen, um die Schreckgestalt am Himmel zurückzuweisen, die es doch offenbar auf seine Vernichtung angelegt hatte?
    Je länger der Krieger über dies alles nachdachte, desto weniger wußte er eine Antwort. Als Mensch, der so lange in Scham und Schande gelebt hatte, weil man seinen Vater nicht kannte, empfand er es als besonders störend, wenn sich in anderen Lebensbereichen ebenfalls Unsicherheiten einstellten.
    Schließlich führten ihn seine Schritte zu dem Feuer, an dem die beiden Mönche saßen. Sie hatten sich in ihre Umhänge gehüllt, saßen dicht am Feuer und hatten ihre kostbaren Bücher aufgeschlagen. Beide waren so sehr in ihre Lektüre vertieft, daß sie den Krieger nicht kommen hörten.
    »Und habt Ihr zwei Alten schon Antworten auf alle Fragen gefunden? Vermögt Ihr mir zu sagen, wie ich den nächsten Höllensturm zurückschlage? Oder meine Männer

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