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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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benutzen, wenn Sie möchten.«
    »Kein Problem.« Sie steckte ihren Kopf ins Bad. »Und Sie haben hier wirklich warmes Wasser?«
    »Gleich«, sagte ich. »Es dauert ein paar Minuten, bis es funktioniert. Ich muß es erst noch anstellen.«
    Ich ging wieder nach draußen, um die Hütte herum zur Rückseite. Da war eine kleine Tür, die zu einem Verschlag führte. Ich mußte darin bloß unter die Hütte kriechen und mich überraschen lassen, welche Tiere ich diesmal wohl aufstöbern würde. Ich hatte unter den Hütten schon jede Menge Mäuse angetroffen, dazu einige Fledermäuse, einen Waschbär und ein Opossum. Da rumzukriechen war nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung, aber wenn ich bei den unbewohnten Hütten nicht das Wasser abstelle, frieren mir die Leitungen zu.
    Als ich das Wasser angestellt hatte, schob ich mich wieder aus dem Verschlag heraus, klopfte mich ab und ging wieder nach drinnen. Ich versuchte so wenig Schnee wie möglich in die Hütte zu tragen, weil Pfützen, die auf dem hellen Kiefernboden trocknen, scheußliche Flecken hinterlassen. Das war der einzige Fehler, der meinem Vater beim Bau dieser Hütten unterlaufen war.
    Sie lehnte am Spülbecken; den Reißverschluß ihrer Jacke hatte sie geöffnet. Man sah ihr an, daß sie sich hier noch nicht zu Hause fühlte. Ich fand das selbstverständlich. Wie groß auch immer ihr Vertrauen zu mir sein mochte, mußte es schon ein seltsames Gefühl sein, sich plötzlich hier wiederzufinden.
    »Sie haben sich ja ganz schmutzig gemacht«, sagte sie. Sie hielt etwas in ihrer Hand. Das Ding war rund und schwarz. Es sah aus wie …
    »Ist das ein Hockeypuck?« fragte ich.
    »Ja, hier.« Sie warf ihn mir zu.
    Ich fing ihn auf und sah ihn mir an. Auf einer Seite war ein weißer Kreis und darin ein rotes Rad mit einem Flügel dran – das Logo der Detroit Red Wings. Unter dem Logo war ein Autogramm. Gordie Howe.
    »Ist das echt?« fragte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Haben Sie ihn mal spielen sehen?«
    »Und ob, im alten Olympiastadion.«
    »Lonnie sagt, er sei besser gewesen als Gretzky.«
    »Da hat er recht.«
    »Sie dürfen ihn behalten.«
    »Das kann ich nicht annehmen«, sagte ich. »Es ist vermutlich einen Haufen Geld wert.«
    »Ich weiß. Aber es ist im Moment das einzige, was ich Ihnen dafür geben kann, daß Sie mir helfen.«
    »Wo haben Sie ihn her?«
    »Er gehört Lonnie«, sagte sie. »Er hat ihm gehört. Das war das letzte, was ich gemacht habe, bevor ich gegangen bin. Das heißt, ich war schon aus der Tür, da bin ich noch mal zurückgegangen und habe den dämlichen Hockeypuck mitgenommen. Mein Gott, ich durfte ihn ja nicht mal aus seiner Plastikdose nehmen. Stellen Sie sich mal vor, wie wütend der jetzt ist.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte ich. »Warum haben Sie ihn mitgenommen?«
    »Um ihm weh zu tun«, sagte sie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Was anderes ist mir nicht eingefallen. Ziemlich lahm, wie?«
    »Hier«, sagte ich und legte den Puck auf den Tisch. »Sie sollten ihn behalten.«
    Sie starrte auf den Tisch, mit einem langen müden Seufzer.
    »Ist er so schlimm?« fragte ich. Ich glaubte, den Kerl bei unserem Zusammentreffen richtig eingeschätzt zu haben: Der Typ, der nichts anderes will als seinen Sport und mit der Tatsache nicht fertig wird, daß er einfach nicht gut genug dafür ist. Beim Baseball hatte ich das andauernd erlebt, Typen, die abserviert worden waren und das ihr Leben lang dem Rest der Welt heimzahlen wollten. Einer davon steht am Ende jeder Theke in jeder Stadt in den ganzen USA. Aber so wie ihre Stimme geklungen hatte, als sie sagte, sie wolle ihm weh tun, schien es da noch etwas anderes zu geben. Etwas viel Schlimmeres. »Ich weiß, daß mich das nichts angeht.«
    »Sie wissen doch noch, was ich vorhin von den Wölfen gesagt habe?«
    »Nun ja, irgendwie habe ich mir schon gedacht, daß Sie da nicht echte Wölfe und echte Elche gemeint haben.«
    »Sagen wir einfach mal, Lonnie ist der erste Wolf. Nicht der schlimmste Wolf, aber der erste.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Sie erschießen einen Wolf, aber da sind noch andere hinter ihm. Größere Wölfe. Mit größeren Zähnen.«
    Ich ließ es dabei bewenden. Ich nahm an, sie spräche vom Rest seines Hockeyteams. Ich hätte sie fragen sollen. Aber das habe ich nicht getan.
    Der Ofen wärmte inzwischen ein wenig. Sie fühlte sich jetzt soweit zu Hause, daß sie die Jacke ablegte und sich an den Tisch setzte. Sie erzählte, wie sie als Ojibwa aufgewachsen sei,

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