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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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daß sie die Obere Halbinsel so bald wie möglich verlassen habe und im Süden des Staates aufs College gegangen sei, es geschmissen habe und es dann in vielen Jobs versucht habe. Wie schlecht es ihr auch oft gegangen sei, habe sie dennoch nie daran gedacht, hierhin zurückzukehren. Und dann habe sie Lonnie getroffen. Viel mehr erzählte sie mir von ihm nicht. Sie erzählte nicht, was er ihr angetan hatte oder wieso er sie hierhin zurückgebracht hatte.
    Sie fragte mich nach mir selbst, fragte, wieso ich so viele lange Geschichten hätte. Zu meiner eigenen Überraschung erzählte ich ein paar davon. Nicht alle. Ich nehme an, es tat mir gut, mit jemandem zu sprechen. Es war das erstemal, seit Sylvia gegangen war.
    »Sie sind der einsame Mann mit den langen Geschichten«, sagte sie, bevor ich ging. »Wenn ich Sie zum Ojibwa machen könnte, wäre das Ihr Name.«
    »Was ist Ihr Ojibwa-Name?« fragte ich.
    »Ich habe keinen mehr«, sagte sie. »Den habe ich schon vor Ewigkeiten abgelegt.«
    »Heute nacht wird es kalt«, sagte ich. »Sie lassen das Wasser besser laufen, nur ein bißchen. Nur daß es tröpfelt. Dann frieren die Leitungen nicht ein.«
    »Werde ich machen«, sagte sie. Sie kam mit zur Tür, als ich ging. »Das Schloß ist doch solide, oder?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Aber Sie brauchen sich hier keine Sorgen zu machen. Hier sind Sie in der tiefsten Einsamkeit.«
    »Vielen Dank, Alex. Gute Nacht.«
    Als sie die Tür schloß, verspürte ich unseretwegen eine vage ferne Traurigkeit. Ich stand allein im Dunkeln, wartete darauf, daß meine Augen sich wieder an die Finsternis gewöhnten, und spürte, wie der kalte Wind durch die Kiefern fuhr. Beide hatten wir viel durchgemacht. Ganz verschiedene Probleme, aber letztlich kam es auf dasselbe hinaus. Menschen sind für Menschen nicht gut. Und doch versuchen wir es immer wieder. Das Alleinsein ertragen wir nicht.
    Es war spät. Ich brauchte den Schlaf, um morgen früh wach zu sein und alles zu tun, wodurch ich ihr helfen konnte. Ich war überrascht, wie stark mein Bedürfnis war, dieser Frau zu helfen. Vielleicht sah ich darin die Chance, mir zu beweisen, daß ich nach all den Fehlern, die ich im vergangenen Jahr gemacht hatte, doch noch zu etwas Richtigem taugte. Etwas von Wichtigkeit und Bedeutung, nicht nur Holz hacken und den Schnee von der Straße räumen. Ich fuhr zu meiner Hütte zurück und ging schlafen. Mitten in der Nacht glaubte ich ihre Stimme zu hören, aber als ich den Kopf hob, war es nur das Röhren eines Schneemobils. Die ganze Nacht verbringen diese Idioten damit, ihre Dinger durch den Wald zu jagen. Ich verfluchte den, der sie erfunden hatte, und schlief weiter.
    Am nächsten Morgen waren zwanzig Zentimeter Neuschnee gefallen. Das Feuer in meinem Ofen war nahezu erloschen, und so warf ich ein paar Scheite nach, stellte mich zähneklappernd ans Fenster und sah auf den Schnee. Dann zog ich mich hastig an, trank etwas Kaffee, ging nach draußen und startete den Wagen. Es sah nicht einmal mehr so aus, als gebe es hier eine Straße, nur eine lange Schneise im Wald. Ich pflügte den ganzen Weg bis zur Straße frei, vorbei an Vinnies Hütte. Es gab immer noch kein Lebenszeichen von ihm. Wenn er in der Nacht nach Hause gekommen wäre, wenn irgendeiner über unsere Straße gefahren wäre, hätte ich Reifenspuren gesehen. Es gab keine.
    Jetzt machte ich mir doch langsam Sorgen um ihn. Es waren jetzt sechsunddreißig Stunden, seit ich mich nach dem Hockeyspiel in der Kneipe von ihm verabschiedet hatte. Ich konnte im Reservat nach ihm sehen, überlegte ich mir, oder ins Kasino fahren und nachsehen, ob er zur Arbeit erschienen war. Sobald ich Dorothy geholfen habe. Das wird ein anstrengender Tag.
    Ich pflügte meine Straße noch in der anderen Richtung frei. Ich hupte, als ich an Dorothys Hütte vorbeifuhr. Morgenstund hat Gold im Mund. Vor den anderen vier Hütten standen Wohnwagen und Kleinlaster, alle mit Anhängern für die Schneemobile.
    Die Leute, die die Hütten gemietet hatten, benutzten ihre Autos vermutlich nicht mehr, sobald sie hier angekommen waren, stellten sie nur ab und fuhren dann die ganze Woche Schneemobil. Aber ich wollte die Straße doch immer frei halten, falls sie einmal wegmußten. Auf dem Rückweg hupte ich wieder. Das zweite Wecksignal nach der Schlummertaste. Zeit zum Aufstehen, während ich das Frühstück mache.
    Ich hielt an meiner Hütte und holte Eier und Käse für Omeletts, Fruchtsaft und Kaffee. Ich fuhr um die Kurve zu ihrer

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