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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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hübsche Wohnung, freundlich, sauber und schlicht. Über der Couch hing ein Bild mit einem Kranich. Nach der Mythologie der Ojibwa kam ein Kranich in diese Gegend, wo der See sich über die Stromschnellen des St.   Marys River ergießt, legte seine Eier ab und brachte dann die Ojibwas an dieselbe Stelle, damit sie dort siedelten.
    Als Mrs.   Parrish den Raum betrat, konnte ich Dorothys Gesicht in ihrem erkennen. Dieselben Augen, derselbe Mund. Sie bot uns Kaffee an. Wir lehnten ab. Als sie sich nebeneinander auf die Couch setzten, sah mir Mr.   Parrish einen Moment lang in die Augen. Mrs.   Parrish starrte auf den Couchtisch. Keiner von ihnen mochte mehr als fünf Jahre älter sein als ich. Als ich Dorothy das erstemal gesehen und mir gesagt hatte, ich sei alt genug, um ihr Vater zu sein, hatte ich recht gehabt.
    »Ich weiß, daß das jetzt eine schwere Zeit für Sie sein muß«, sagte ich. Ich saß in einem Ohrensessel, der seine Ohren sehr weit zurückgelegt hatte, Vinnie in dem anderen, zwischen uns stand der Fernseher. »Ich meine, ich nehme an, Sie wissen, was passiert ist.«
    »Wir haben heute einen Anruf von der Stammespolizei bekommen«, sagte Mr.   Parrish. Die Stammespolizei war kürzlich dem Sheriff von Chippewa County unterstellt worden, und da machte es Sinn, daß sie sich um den hiesigen Aspekt kümmerten. »Wir wissen, daß Dorothy vermißt wird.«
    »Sie war letzte Nacht in meiner Hütte«, sagte ich. Mrs.   Parrish sah mich kurz an und dann wieder auf den Couchtisch. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch«, setzte ich hinzu. »Sie war nicht in derselben Hütte wie ich. Ich besitze drüben in Paradise sechs davon. Dorothy ist zu mir gekommen und hat mich um Hilfe gebeten. Da habe ich sie die Nacht in einer der Gästehütten verbringen lassen. Heute morgen war sie fort.«
    Mr.   Parrish nickte.
    »Natürlich fühle ich mich verantwortlich«, sagte ich. »Ich war selbst früher Polizeibeamter. Rückblickend hätte ich mehr für sie tun müssen, von Anfang an. Ich hätte im Büro des Sheriffs anrufen müssen, oder bei einem der Personenschutzdienste.«
    Mr.   Parrish hob die Hände von den Knien und senkte sie dann wieder.
    »Ich möchte natürlich in jeder Weise behilflich sein«, sagte ich. »Gibt es einen Ort, von dem Sie annehmen, daß sie jetzt dort sein könnte? Einen Ort, an den Bruckman sie gebracht haben könnte?«
    »Wir kennen diesen Bruckman nicht«, sagte er.
    »Sie haben ihn nie kennengelernt?«
    »Nein«, sagte er. »Wir haben Dorothy seit mehreren Jahren nicht gesehen.«
    Ich wußte nicht, was ich jetzt sagen sollte. »Sie war also«, sagte ich schließlich, »die letzten Monate mit ihm hier in der Gegend, aber Sie haben sie nicht gesehen?«
    »Nein«, sagte er.
    »Aber Sie müssen doch gewußt haben, daß sie hier war?«
    »Nein«, sagte er wieder. »Nicht, bis heute morgen die Polizei angerufen hat.«
    Ich atmete langsam und tief aus und wandte den Blick von ihnen weg. Und dann sah ich auf einer Anrichte in der Küche das Foto eines kleinen Mädchens, vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Geflochtene Zöpfchen, die Vorderzähne fehlten. Es mußte Dorothy sein. Ich sah mich im übrigen Raum um, konnte aber keine weiteren Bilder von ihr entdecken.
    Eine empfindliche Stille lastete auf dem Haus. Man hörte nur das leise Geräusch, mit dem die Schneeflocken auf die Fensterscheibe trafen. Vinnie saß in seinem Sessel, genau so still wie die Parrishs.
    Ich räusperte mich. »Fällt Ihnen irgendwas ein«, sagte ich, »irgend etwas, was mir helfen könnte, Ihre Tochter zu finden?«
    »Ich fürchte nein«, sagte Mr.   Parrish.
    »Kann ich Ihnen meinen Namen und meine Telefonnummer dalassen, falls Sie von ihr hören?«
    »Ja.«
    Ich bat sie um Papier und Bleistift und schrieb die Informationen auf. Ich hatte das traurige Gefühl, daß dies eine völlig nutzlose Geste war.
    »Es tut mir leid, Ihre Zeit beansprucht zu haben«, sagte ich. »Ich hoffe, das …« Ich suchte nach den richtigen Worten. Ich konnte nicht einmal mehr zusammenhängend denken. »Ich hoffe, das klärt sich.«
    »Vielen Dank«, sagte er. Ich schüttelte Mr.   Parrish und seiner Frau die Hand. Sie hatte kein Wort gesagt, seit sie uns den Kaffee angeboten hatte.
    Es war schon dunkel, und es schneite immer noch, als wir nach draußen traten. Der Tag hatte sich verabschiedet.
    Ich startete den Wagen und setzte die Heizung in Gang. Wir waren so kurz drinnen gewesen, daß es nicht lange dauerte, bis es warm wurde. Mir

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