Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
Zollbeamten durchsuchten meinen Wagen. Ein kleines Tütchen, unter meinem Sitz hervorgezogen. Weißes Puder in dem Tütchen, das hochgehalten wird, damit alle es sehen können. Meine Hände an der Wand, die Beine gespreizt. Die Pistole aus meiner Manteltasche.
    Die Kälte des Stahls um mein linkes Handgelenk, dann um mein rechtes.
    Dann hinter mir eine Stimme. »Sie haben das Recht zu schweigen …«

Kapitel 15
    Es war dieselbe Zelle. Samstag nachmittag hatte ich Vinnie in dieser Zelle besucht. Jetzt war, was denn, Freitag morgen? Sechs Tage. Aber jetzt war ich es, der auf der falschen Seite des Gitters saß.
    Dieses Mal waren nicht so viele Männer in den Zellen. Zwei in der ersten, einer in der zweiten, zwei in der dritten. Ich hatte die vierte ganz für mich allein. Dieselben fluoreszierenden Röhren summten und flackerten über uns.
    Es war nach drei am Morgen. Was auch immer ich an Stärke tagsüber gehabt haben mochte, war jetzt lange weg. Ich hatte sie total verbraucht, als ich mich aus dem Bett geschleppt hatte und mich fertig gemacht hatte, in die Nacht hinauszugehen, bitterkalt und hoffnungslos dunkel. Auf einer Woge von Wut und Adrenalin war ich den ganzen Weg über den Fluß geritten, dorthin, wo Leon Bruckman aufgespürt hatte. Jetzt saß ich auf einer harten Holzbank in der vierten Arrestzelle im Erdgeschoß im Gefängnis des Chippewa County. Ich lehnte mich an die Betonwand und spürte den Schmerz in meinen Rippen und in meinem Kopf. Bequem konnte man hier einfach nicht sitzen. So saß ich nur da, lauschte den summenden Lampen und versuchte, mich nicht zu übergeben.
    Gerade als ich dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden, ging die Tür auf, und Chief Maven spazierte herein.
    Er schritt die Reihe der Arrestzellen ab und warf in jede einen raschen Blick, bis er zu meiner kam. Er stand da und sah mich durch die Gitterstäbe an. »’n Abend, McKnight«, sagte er schließlich.
    »Chief«, sagte ich.
    »Ihre Rechte sind Ihnen vorgelesen worden?«
    »Ja.«
    »Das ist gut«, sagte er. »Das ist gut.« Er zog sich von der gegenüberliegenden Wand einen Stuhl heran. Es konnte derselbe Stuhl sein, auf dem ich selbst gesessen hatte, als ich Vinnie hier besucht hatte. Er zog ein Päckchen Zigaretten und ein silbernes Feuerzeug heraus. »Zigarette?«
    »Nein danke.«
    Er zündete die Zigarette an, schloß das Feuerzeug und blies einen dünnen Strahl Rauch durch das Gitter. »Es fängt wieder an zu schneien«, sagte er.
    Ich sah auf den Boden.
    »Ich dachte, Sie wollen das vielleicht wissen.«
    Ich sah ihn nicht an. »Vielen Dank für den Wetterbericht.«
    »Wenn ich Ihnen jetzt eine Frage stelle«, sagte er, »wissen Sie, daß Sie die nicht zu beantworten brauchen.«
    Ich sagte nichts. Mavens Rauch hing in der Luft.
    »Ich war schon im Bett, wissen Sie das? Als sie mich angerufen und gesagt haben, daß man Sie auf der Brücke geschnappt hat, bin ich aufgestanden, hab mich angezogen und bin den ganzen Weg hierher durch die Kälte gekommen, um Ihnen eine Frage zu stellen. Sind Sie bereit dazu?«
    Ich sah immer noch auf den Boden.
    »Hier ist meine Frage, McKnight. Glauben Sie an Reinkarnation?«
    Endlich sah ich ihn an.
    »Also, wenn man in einem früheren Leben etwas Böses getan hat«, sagte er, »muß man in diesem Leben dafür bezahlen? Oder andersrum, wenn man in einem früheren Leben was Gutes getan hat … Sie wissen, was ich meine?«
    Ich sah ihn weiter an. Ich sagte kein Wort.
    »Vielleicht haben Sie noch nicht allzu viel darüber nachgedacht«, sagte er. »Ich gebe zu, ich habe auch nicht oft daran gedacht.« Er tat einen tiefen Zug an seiner Zigarette. »Bis heute nacht.«
    Er stieß den Rauch aus. Die Lampen summten noch immer.
    »Sehen Sie, ich glaube, daß ich ein ziemlich gutes Leben geführt habe. Hab dann und wann ein paar Leuten helfen können. Ich bin ein guter Vater und ein guter Ehemann gewesen. Ich denke, ich habe ein paar Punkte gut. Aber, verdammt noch mal, McKnight, jetzt hier zu sitzen und Sie in ’ner Zelle zu sehen – das ist einfach zu viel, das schwöre ich.«
    Wieder zog er an seiner Zigarette und sah mich durch den Rauch mit zugekniffenen Augen an.
    »Was glauben Sie, McKnight? Ich glaube, daß ich vielleicht im letzten Leben verhindert hab, daß ein Schulbus voller Kinder über eine Klippe gestürzt ist. Irgendwas in der Art.«
    Ich sah ihn weiter nur an.
    »Oder im Krieg«, sagte er. »Vielleicht habe ich ’ne ganze Stadt vor den Deutschen gerettet. So was Großes in der

Weitere Kostenlose Bücher