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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Polizeibeamter sie schließlich und gab sie mir. Als ich die Tür von meinem Wagen öffnete, fiel die Innenverkleidung vor mir in den Schnee. Alles, was man abschrauben konnte, war abgeschraubt worden, nur für den Fall, daß ich noch mehr Drogen versteckt hätte. Natürlich hatte sich niemand die Mühe gemacht, anschließend wieder irgendwas anzuschrauben.
    Ich warf die Türverkleidung auf den Beifahrersitz und ließ den Wagen an. Ich schraub das später irgendwann zusammen, dachte ich. Erst mal nichts wie weg.
    Die Sonne versuchte tatsächlich ein wenig zu scheinen, als ich Sault Ste. Marie verließ, aber es war ein aussichtsloser Kampf. Als ich schließlich Paradise erreichte, waren die Schneewolken wieder da. Der Wagen der Agenten stand nicht auf dem Motelparkplatz, als ich vorbeifuhr. Zu schade. Ich fragte mich, was sie jetzt wohl zur Unterhaltung tun mochten, wo sie mich nicht mehr verfolgen konnten.
    Oder konnten sie das doch? Es hätte mich nicht überrascht, obwohl ich mir sicher war, daß sie auf der Heimfahrt heute nicht hinter mir her gewesen waren. Vielleicht nehmen sie sich heute frei und fangen morgen wieder an, überlegte ich mir.
    Ich ließ den Schneepflug herunter, als ich an meine Stichstraße kam, und räumte die Handbreit, die letzte Nacht gefallen war. Vinnies Wagen stand vor seiner Hütte. Auf der Windschutzscheibe lagen etwa drei Zentimeter Schnee, was bedeutete, daß er im Kasino Nachtschicht gehabt hatte und im Morgengrauen nach Hause gekommen war. Brillanter detektivischer Spürsinn meinerseits. Ich räumte den Schnee auf seiner ganzen Einfahrt beiseite, bis dahin, wo sein Wagen stand, und dann hupte ich einige Sekunden eindringlich, um sicherzugehen, daß er auch wach war. Wenn ich schon müde, zerschunden und elend war, wollte ich wenigstens nicht allein sein.
    Als ich zu meiner Hütte kam und die Tür öffnete, stand ich eine volle Minute im Eingang, bevor ich mich überwinden konnte einzutreten. Das ist zu viel, dachte ich. Niemandem sollte man die Hütte zweimal in einer Woche auseinandernahmen. Jede Schublade stand offen, jeder Gegenstand war herausgenommen und da gelassen worden. Wenigstens hatten sie nichts mutwillig zerstört oder die Polstermöbel aufgeschlitzt, dachte ich, wie bei Bruckmans Besuch. Halt, nein, das war nicht Bruckman, oder? Es waren die Typen, wer auch immer die jetzt wieder waren, die für Molinov arbeiteten. Wer auch immer das jetzt wieder war. Das höre sich mal einer an! Ich habe nicht die geringste Idee, wovon ich rede.
    Ich zündete im Ofen ein Feuer an und räumte dann die Hütte soweit auf, daß sie wieder bewohnbar war. Ich hatte nicht die geringste Lust, den Zustand der anderen Hütten zu überprüfen, aber ich wußte, daß ich mich vorher nicht entspannen würde. Also zog ich wieder den Mantel an, ging zum Wagen zurück und fuhr die vierhundert Meter zur zweiten Hütte.
    Sie hatte dieselbe Behandlung erfahren. Alles geöffnet, umgedreht, rausgenommen, da gelassen. Es dauerte etwa dreißig Minuten, hier Ordnung zu schaffen. So viel gab es hier schließlich nicht einzuräumen. Hier lebte ja niemand richtig. Hier bringst du nur die Gäste unter, sagte ich mir, die gekidnappt werden sollen. Du läßt sie allein in der Hütte und gehst ins Bett. Am Morgen sind sie dann verschwunden.
    Ich stand da und sah auf das Bett, in dem sie geschlafen hatte. Die Leitungen waren vermutlich immer noch gefroren, dachte ich. Und das Tischbein mußte auch angeleimt werden. Quatsch, darum kümmere ich mich später. Länger halte ich es hier nicht aus.
    Die dritte Hütte lag wieder vierhundert Meter die Straße runter. Mein Vater hatte sie 1970 gebaut, auf einem kleinen Hügel, gerade so, daß sie höher lag als die anderen. Sie war größer als die ersten beiden, und sie hatte eine Veranda davor, von der aus man durch die Bäume den Lake Superior sehen konnte. Er hatte zwischenzeitlich mehr über Installation gelernt, so daß die Leitungen nicht einfroren, wenn die Temperatur über minus dreißig Grad blieb. Auch hier schaffte ich Ordnung und arbeitete mich dann der Reihe nach weiter vor. Mein Vater war es leidgeworden, für jede Hütte einen neuen Brunnen zu graben, weshalb die vierte und die fünfte Hütte nahe beieinander lagen und sich einen Brunnen teilten. In beiden Hütten zusammen konnte man zwanzig Leute unterbringen, vielleicht auch vierundzwanzig, wenn man es gern gemütlich hatte.
    Als ich zur sechsten und letzten Hütte kam, stand ich vor demselben Durcheinander

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