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Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Unter dem Wolfsmond – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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fünfzig Leute eingeladen. Mehr als zwanzig kriegte man aber beim besten Willen nicht in die Wohnung. Wir waren alle draußen und haben in der Kälte rumgestanden.«
    »Wo war ich denn?« fragte der erste Spieler. »Mich hat er wohl nicht eingeladen.«
    »Natürlich warst du da, Mann«, sagte Eddie. »Du warst nur viel zu stoned, um dich dran zu erinnern. Das war der Abend, wo Mike dich vollgepinkelt hat.«
    »Geben Sie mir jetzt die Adresse«, sagte ich.
    »Mike hat mich vollgepinkelt? Den mach ich alle. Den Scheißkerl mach ich mit bloßen Händen alle!«
    »Die Adresse«, sagte ich.
    »Scheiße, ich hatte versprochen, dir das nicht zu erzählen.«
    »Eddie«, sagte ich und tat alles, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Würden Sie mir jetzt bitte die Adresse geben?«
    Er nannte eine Adresse an der Mackinac County Road.
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich wünsche euch ein schönes Spiel, Jungs.«
    »Wissen Sie, wie das ist, wenn man wach wird und ist überall voller Menschenpisse?«
    Ich wartete gar nicht erst ab, wie er es mir erklären würde. Ich ging nach draußen zu meinem Laster, startete ihn, schaltete die Heizung hoch und fuhr über den Loop am Gewerbegebiet zum Südende der Stadt. Die Leuchtanzeige an der Bank blinkte die Zeit, 9.28   Uhr, und danach die Temperatur, minus zwanzig Grad. Als ich die Anzeige nochmals im Rückspiegel sah, war sie auf minus einundzwanzig Grad gefallen.
    Ich verließ den Loop bei der Kaserne der Staatspolizei und fuhr über den Mackinac Trail nach Süden. Ich fuhr noch an einer Gruppe verstreuter Häuser vorbei, und danach gab es nur noch Kiefern und gelegentlich eine Einfahrt, die ins Dunkel führte. Ich sah nach den Hausnummern auf den Briefkästen, verfolgte, wie sie immer niedriger wurden, bis ich schließlich die fand, nach der ich suchte. Als ich in die Zufahrt einbog, steckte ich im Schnee. Es mußten mindestens sechzig Zentimeter sein. Ich konnte sehen, wie sich die Einfahrt durch die Bäume schlängelte, viel tiefer, als meine Scheinwerfer reichten. Es gab keine Spuren und keine Fußstapfen. Keine Spur von Leben.
    Ich saß da und dachte nach. Wind kam auf, rüttelte an den Bäumen und schüttelte feinen Schnee wie einen leichten Nebel von den Zweigen. Vielleicht benutzte er im Winter ein Schneemobil, überlegte ich mir, statt die Zufahrt freizuschaufeln. Ich wußte, daß einige Leute in Paradise es so hielten.
    Ich fuhr auf die Straße zurück, um Anlauf zu nehmen, und ließ den Schneepflug hinunter. Was soll’s, dachte ich, tue ich ihm halt einen Gefallen. Ich fuhr mit Schwung in die Einfahrt und begann den Schnee zu räumen. Auf dem schmalen Pfad war das nicht einfach. Ich mußte sehr darauf achten, daß der Lastwagen nicht mit Bäumen kollidierte. Mehr als einmal mußte ich den ganzen Weg bis zur Straße zurücksetzen, um erneut Anlauf zu nehmen. Nach einer guten Viertelstunde stand ich auf einer Lichtung und sah sein Haus. Es war dunkel.
    Bis zum Heck seines Autos schob ich den Schnee weg. Ich stieg aus, ließ aber den Motor und die Scheinwerfer an. Als ich an seinem Wagen vorbeiging, sah ich, daß er so tief im Schnee begraben war, daß man kaum seine Farbe ausmachen konnte. Ich kämpfte mich durch den Schnee bis zu seiner Hütte und klopfte an die Eingangstür. Während ich dastand und auf eine Reaktion wartete, sah ich mir die Hütte näher an. Selbst bei der schlechten Beleuchtung konnte ich die miese Arbeit erkennen. Meinem alten Herrn wäre es schlecht geworden, wenn er all das Zeug gesehen hätte, das man in die zwischen den Balken klaffenden Ritzen gestopft hatte, um den Wind abzuhalten.
    Ich klopfte wieder. Keine Antwort.
    Ich trat zurück und nahm die Hütte als Ganzes in Augenschein. Links und rechts von der Tür gab es zwei Fenster, aber sie waren schmal und lagen hoch über dem Boden. Ich ging einmal um die ganze Hütte herum, wobei ich mich regelrecht durch den Schnee kämpfen mußte. Der Grundriß war ein simples Rechteck, mit zwei weiteren hohen Fenstern auf der Rückseite und einem großen Dachfenster.
    »Was nun?« fragte ich mich. »Wie wichtig ist es dir, zu wissen, was in der Hütte ist?« Ich kannte die Antwort natürlich. Es war mir wichtig genug, um einzubrechen, aber nicht so wichtig, daß ich durch eins der Fenster kriechen würde.
    Ich ging zurück zur Eingangstür und lehnte mich dagegen. Sie wirkte solide. So schwer es ist, eine gute Hütte zu bauen, so leicht ist es, eine stabile Tür zu kaufen. Ich besaß ein Picking-Set, aber

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