Unter dem Zwillingsstern
Mischung aus Enthusiasmus für die Sache und Unnahbarkeit im persönlichen Umgang, bis m an sie näher kannte. Prossys hei m liche Liebe zu ihr e m Arbeitgeber, Pastor Morell, m ußte, da sie längst nicht so oft wie R obert auf der Bühne war, auch nur gelegentlich ausgespielt werden, und es m a chte ihr Spaß, den seelenvollen Blick zu i m itieren, den Kathi m an c h m al bekam, ohne es zu be m erken, wenn sie m it Dr. Gold m ann s p rach. Sie genoß sogar Prossys Gehem m theit, in d ie sie nach d e r unangeneh m en Episode m it Philipp wie in eine schützende Haut sch l üpfte. Außerdem war Prossy die einzige Person in d e m ganzen Stück, der es erl a ubt war, die Titel h eldin zu kritisieren, für die sonst jeder schwär m t e.
»Candida hier und Candida dort, Candida an jedem Ort! Es ist wirklich zum Aus-der-Haut-Fahren, mit anzuhören, wie eine Frau in dieser lächerlichen Weise angehi m m elt wird, nur weil sie hübsches Haar und eine erträgliche Figur hat«, stieß Carla m it solch e m Gusto hervor, daß Vogel sie er m ahnte, nicht zu offensichtlich zu sein. Doch weder Benno Vogel noch seiner F r au entging, daß sie in ihrer Szene m it Robert am besten war. Das E h epaar Vogel hatte durch lange Jahre der Beru f spraxis einen Blick für Talent und Charis m a entwickelt, und an dem Nach m ittag bei Feuc h t wangers beides in d en jungen Leuten, die ihnen vorgestellt wur d en, gefunden. Getrennt voneinander, waren s i e je d er für sich zwei b e m erkenswerte Anfänger, die e s noch weit bringen würden. Ge m ein s am strahlten sie eine fast beunruhigende Intensität aus, die aus der Unterhaltung, in der die beiden Außenseiter, Prossy und Marchbanks, wechselseitig ihre Gefühle für das Ehepaar Morell ent d ecken, ein facettenreiches Juwel m achte.
»Eigentlich schade, daß sie nicht m ehr m iteinander zu reden haben«, be m erkte Benno Vogel.
»Mein Lieber, das Stück heißt Candida und nicht Eugene und Prossy«, entgegnete s ei n e Gattin et w as sch ä r f er, als s ie bea b sichtigt hatte.
Sie wünschte der jungen Fehr all e s Gute, aber die beiden übrigen Stücke der Tournee stellten trotz erg i ebiger Frauenrollen für sie i h ren Mann ins Zentru m ; Candida war ihr Vehikel, und sie legte Wert darauf, daß es so blieb, obwohl sie viel zu professionell war, um sich nicht ko m petente Mitspieler zu wünschen.
Eine ungeklärte Frage, sowohl für d i e Vogels als auch für d e n Rest des Ense m b les, war das Verhält n is der beiden neuen Mitspieler zueinander, was Carla und Robert sehr bald herausfanden. Es wurde ein sportlicher Wettstreit, möglichst viele der direkten und indirekten Fragen zu beantworten, ohne das zu sagen, was die Leute wissen wollten.
»Ihr seid wohl schon sehr lange befreundet ? « forschte die Schauspielerin, mit der Carla die Zimm e r in den Gasthöfen und Hotels teilte.
»Eine Ewigkeit lang.«
»Dann ist er wohl wie ein Bruder für dich ? «
»Oh, das würde ich so nicht ausdrücken, sonst gäbe es eine Menge Proble m e.«
» W ie«, erkundigte sich Hesselsc h m i dt, der innerhalb des Ense m bles dem als arrogant verschrienen Robert noch die größte Sy m pathie entgegenbrachte, weil dieser ihm von sich aus dabei half, in den Städten und Städtchen die nöti g en Bestandteile für ein Bühnenbild zusam m enzubekommen, »stehst du denn nun zu dem Mädche n ?«
»Sie hat m i r bereits gesagt, daß sie den Rest der Männerwelt nicht heiraten will.«
Dabei war das ge m einsa m e Spielen durchaus nicht im m er Anlaß zu Har m onie, was zum T e il an dem Bedürfnis lag, sich gegenseitig zu übertru m pfen, und zum Teil daran, daß sie einander einfach zu gut kannten, u m , wenn die Erschöpfung s i e in einen Streit trieb, nicht genau und sofort die w unden Punkte des anderen zu finden. Trotzdem hätte Carla das ständige Auf und Ab auf keinen Fall gegen ein weiteres ereignis- und m it Sicherheit Kraußloses Jahr in Nürnberg eingetauscht. Mit Robert auf so engem Raum zu s ammenzuleben, daß m an sich täglich zum Frühstück begegnete, und m it ihm auf der gleichen Bühne zu stehen war zwar nervenaufreibend, aber es lohnte sich.
Im Hexer spielten sie Geschwister, und diesmal war es Carla, die gegen Unzufriedenheit m it ihrer Rolle ankä m pfen m ußte. Mary war zu nicht m ehr nutze, als diverse Male bedroht und gerettet zu werden und dabei hübsch auszusehen; L ina Vogel hatte als Gattin des Hexers, Cora Ann, die wesentlich b e ssere Rolle einer gehei m nisvollen D a
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