Unter dem Zwillingsstern
genügend Unterkunft s m öglichkeiten sorgen.
»Und wer«, erkundigte sich Carla, »soll für das Ganze bezahlen? Für Brecht, für die Schauspieler, angenommen, daß sie alle zusagen, für die Dekoration, das B ühnenbild und so weiter ? «
»Max. Er w i rd die Kosten schon wieder reinkriegen, bei all den Leuten, die kom m en w e rden. Du und ich spielen selbstverständlich u m sonst.«
»Ich hätte n ie m als eine Mathe m ati k aufgabe für dich m achen dürfen. Du kannst im m er noch nicht rechnen.«
Ihr Agent, der trotz de r ge m ischt e n Kriti k en z u f rieden m it ihrem Erfolg auf der Tournee war, hatte Carla für d i e nächste Sai s on bereits ein Engage m ent in Dar m stadt v e rmitteln können, zu weitaus besseren Bedingungen als in Nürnberg. Also spielte sie ihre Marys und Prossys in der Gewißheit, daß die T ournee sich berei t s gelohnt hatte, und der Überzeugung, daß Robert m it seinem größenwahnsinnigen, aber unwiderstehlichen Plan das weitaus aufregendere Spektakel bot. Er erhielt Brechts Adresse von Feuchtwanger und von Brecht eine Postkarte m it der Be m erkung, ein S o m m er in Lubeldorf sei nicht zu verachten, wenn sich nichts Besseres fände. Auf Grund dieser m ehr als vagen A ussage ließ er den bedauernswerten Max Kern, der inzwischen Carlas Meinung nach offenbar ebenso hilflos Robert gegenüber war wie Dr. Goldmann, bereits Prospekte drucken, in denen die S OM M E R S PIELE VON L U B ELDO R F , GELEITET VON B E R TO L T B RE C HT angekündigt wurden. Er m achte das ereignislose Leben eines Donauwörther Postbea m ten durch ein langes Telegramm in die Schweiz f arbige r : W Ü R DET IHR BEIDE M IT M IR S OM MER S AISON IN L U BELDORF (N ÄHE H A M BUR G ) B E S T R E I TE N ? D R E I S TÜCKE INNER H ALB V O N VIERZEHN T AGEN S TOP H A M LE T FÜ R J EAN P I E RRE V OLKSF E IND FÜR D IETER IRGEND E T W AS F ÜR M I CH S TOP W U N DERSCH Ö NE S C H ULE ZUM W OHNEN R EIZENDES T HEATER S TOP K AN N E U RE U NKOSTEN SELBSTVER S TÄNDLICH BEZAHLEN UND W AS SONST NOCH ANFÄLLT STOP SAGT SCH O N JA ES WE RDEN FERIEN FÜR E UCH SEIN UND VI E L S PASS S TOP A LLES L IE B E R OBER T .
Daß ihn nach einer W eile eine neue Postkarte von Brecht erreichte, weitergeschickt von dem leidgeprü f ten Dr. Gold m ann, da an seine Münchner Adresse gerichtet, in d e r stand, die Arbeit an einem Fi l m projekt in Babelsberg sei denn doch anziehend e r (und lukrativer) als ein Schulsommer in Lubeldorf, dämpfte Rob e rts Enthusias m us für den Som m er nicht im ge r i ngsten. Er b e f örderte s i c h selbst zum Leiter der »Lubeldorfer Sommerspiele«, l i eß neue Prospekte drucken und begann, all die Journalisten, die er im Verlauf des letzten Jahres kennengelernt hatte, für den »Verkauf von Lubeldorf« einzuspannen.
»Der ar m e Max ist ruiniert, wenn diese Vorstellungen nicht restlos ausverkauft sind«, sa g t e Max Kerns praktische Gattin Evi zu ihrer besten Hamburger Freundin, »also sorg bitte dafür, daß alle deine Bekannten kom m en, sonst können wir gleich als Arb e itslose auf die Straße gehen.«
Währenddessen be m erkte Robert kau m , daß seine Zeit beim Grünen Hut zu Ende ging. Dieter und Jean-Pierre hatten nach einigem Hin und H e r zugesagt, und er fand es gänzlich unverständlich, daß Carla sich für den Herbst ber e its n a ch Dar m stadt verp f lic ht et hatte, wo sie nach ihrer Teilnah m e in Lubeldorf doch gewiß Angebote aus Berlin erh a lten würde. Dies m al stieß er m it sein e n Vorschlä g en ein e r ge m eins a m e n Eroberung von Berlin jedoch auf Granit.
»Ich m ache nur bei die s er Sac h e m it, weil ich sehen will, wie du das durchziehst, und weil ich gespa n nt auf die beiden Schweizer b in. Aber wenn du glaubst, ich w e iß nicht, daß bei diesen Fest s pielen in erster Linie Robert König gefeiert wird, dann irrst du dich. Und wenn du denkst, ich richte m i ch auf e i n Leben als zweite G eige ein, dann…«
»Hatte ich m it der letzten Saison recht oder nicht ? «
»Das ist doch ganz egal, ich will nur nicht ein weiteres Jahr dabei helfen, die Welt erkennen zu lass e n, wie wundervoll Robert König ist. Die sollen erkennen«, schloß Carla m it einem versöhnlichen Lächeln, »wie wundervoll ich bin.«
Es war nicht nur ein Scherz. E ine S piel z eit m it Robert war abenteuerlich, aufreibend un d , ja, ein gewaltiger Schritt nach vorne gewesen, doch s e lbst wenn sie nic h t be m erkt h ätte, d aß er in s ä m tlichen Artikeln wesentlich aus f
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