Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
dein Leben für m ein eigenes eingetauscht. Komm zurück, wenn ich dir etwas anderes geben kann als Illusio n en und bittere W i rklichkeit.
    O m eine Tochter. O m ein Sohn.
     
    »Und vergessen Sie nicht, das a l les i s t n ie p assi e rt, S ie kennen m i ch nicht, wenn je m and fragt.«
    »Das alles i s t nie pa ss iert«, wiederh o lte Carla, und der Arzt schaute sie an, als sei sie nicht m ehr ganz zurechnungsfähig. Sie zimmerte sich ei n en ange m essen ratio n alen Gesichtsa us druck zurecht. »Ich verstehe schon«, sagte sie, » m achen Sie sich keine Sorgen. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Sie kam ihm vage vertraut vor; v e r m utlich hatte er sie ir g endwo schon ein m al gesehen, in einem Restaurant, oder auf dem Fasching, denn irgendwie assoziierte er eine Verkleidung oder eine Unifo r m m it ihr. Ihre Hände und ihre Ausdrucksweise waren zu gepflegt für eine Kell n e r in. Viell e ic h t ein Frä u lein v o m A m t, eine Telefonistin, das konnte sein, bei dem präzisen Hochdeutsch, dem m an nur noch ganz leicht die bayerischen Be t onungen anhörte. Nun, am besten, er zerbrach sich nicht weiter den Kopf darüber. Aus den Augen, aus dem Sinn. Es hatte ihn gewundert, a l s er sie sah; sie war eigentlich nicht Martins Typ. Dann, als er sich gerade die Handschuhe auszog und die Hände wusch, kam seine Assistentin und berichtete, der Freund des Mädchens warte im Vorzim m er, Dr. Gold m a nns… Patensohn, Adoptivsohn, was auch immer. Das erklärte natürlich alles. Der gute alte Martin, nahm m al wieder alles auf seine Kap p e für den Jungen.
    »So«, sagte er zu der Rothaarigen, »und das nächste Mal lassen Sie sich entweder vorher einen Ring an den Finger stecken oder kriegen Ihren F r eund dazu, ein Kondom zu benutzen. Draußen steht der Schlawiner. Waschen Sie ihm gehörig den Kopf.«
    W i eder blickte sie ihn an, als v e rstünde sie ihn nicht ganz, und er hoffte, daß das Beruhi g ungs m ittel, daß er ihr g egeben hatte, nicht zu stark gewesen war. W i e gut, daß sie jet z t nic h t a ll e in durch die Str a ßen gehen mußte. Er nahm ihr e n A r m und geleitete sie vorsichtig durch die T ür. Da stand der Man n , richtig, und m achte zu m i ndest einen ange m essen bestürzten Eindruck. Soweit der Arzt sich erinnerte, war der junge König irgendei n e berüh m t-berüchtigte Art von Schauspi e le r , aber sein Gedächtnis teilte ihm auch m it, d a ß Ma r tin etwas von einer Ehe m it einer preuß i schen Adligen erzählt hatte. Das erklärte die Notwendigkeit der Abtreibung.
    Das Mädchen stand einen Mo m ent lang reglos da, dann war Martins Augap f el b e i ihr. S i e sc h l ang ihre Ar m e um seinen Hals, legte ihren Kopf an seine Schulter und begann zu weinen. Der Arzt seufzte. Er haßte Geschichten ohne saub e res Ende, und die hier sah aus, als ob sie sich noch länger hinzieh e n würde. Er haßte es auch, junge Frauen in dieser Art von Schwi e rigkeiten zu sehen, und deswegen führte er Abtreibungen durch.
    »Passen Sie das nächste Mal besser auf«, knurrte er zu d e m jungen König hin, der ihn um einiges über r agte, aber anscheinend überhaupt nicht hörte. Er war zu beschäftigt da m it, sei n e Freundin festzuhalten und wie ein Kind hin und her zu wiegen. Der Arzt gab es auf. Es war nicht das schlechteste E nde; zu viele Mädchen ka m en hierher, nachdem die Dreckskerle sich auf französisch e m pfohlen hatten.
    »Auf Wiedersehen«, m u r m elte er und verschwand in den Rau m , in dem er sei n e illegalen Operatio n e n durchführte. Es gab noch einiges aufzuräu m e n.
     
    In Roberts altem Z i m m e r hing noch seine Ansammlung von Spiegelscherben von der Decke, über d i e er seinerzeit m it Hetty dem Drachen, Dr. Gold m anns geschiede n er Ehefrau, gestritten hatte. Si e fingen das Licht der D ämmerung e i n und warfen es in tanzenden Flecken an die W ände. Er und Car l a lagen auf dem weichen Teppich und beobachteten die Lichtflecken, die im m er blasser wurden, je schneller die Sonne sank. Keiner von beiden machte Anstalten, aufzustehen und das Lic h t anzuschalten; der Kokon aus Dunkelheit, der sich langsam auf sie niedersenkte, hatte etwas von einer schützenden, war m en Decke an sich.
    » W eißt du weißt du schon, wie du deines nennst ? « fragte Carla, und ihre Stimme war w i eder die des Mädchens, das bei der N achricht vom Tod s e iner Stie f m utt e r ange f a ng en hatte zu schreien. »Ich habe die ganze Z eit versucht, an keine Na m en zu denken, aber ich

Weitere Kostenlose Bücher