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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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spiele m ittle r weile nur n och klas s is c he Musik, um ganz sicherzugehen.
    »Tja, und da sie sich m it der Erneuerung m e ines Vertrages verdam m t lange Zeit gelassen haben, bin ich kaum der Geeignete, um Gegenvorschläge zu m achen«, schloß er m it einem schiefen Lächeln.
    »Meine Güte, so m uß es im Kaiserreich gewesen sein, nur daß es da m als noch kein öffentliches Radio gab, versteht sich.«
    Die allge m eine Mischung aus Bedrückung einerseits und hysterischer Euphorie andererseits m achte ihr den Abschied leichter. Kein Zweifel, bis in alle Ewigkeit konnte es so nicht weitergehen, und irgendwann würde eine neue Revolution kommen, falls Hitler und die Deutschnationalen sich nicht v o rher entzweiten. Bis dahin war es wirklich die geeig n et s te Zeit für einen längeren Auslandsaufenthalt. Sie nahm an, daß Philipp jetzt glü c klich war. In A m erika würde es nichts geben, was sie an ihn und an das Kind erinnerte. Die Wellen des Atlantik würden die Vergang e n heit h i nter ihr auswasc h en, und wenn sie zurückkehrte, dann würde sie ein neuer Mensch sein, nicht nur frei, sondern auch geheilt.
    »Monika hat neuerdings angefangen, die Beziehungen zu ihrer hochherr s c h aftlichen Fa m ilie wieder aufzuwär m en«, sagte Robert, während er dieje n igen ihrer Bücher, die er sich ausgesucht hatte, in eine Kiste packte. »Also hatten wir neulich so ein Relikt von Onkel zum Abend e ssen. Aber er könnte nützlich sein. B ei der Fil m prüfstelle m unkeln sie etwas von einem n e uen Ministerium speziell für kultur e lle Ang e legenh e iten, das bald et abli e rt wer d en soll, und der alte Knabe sitzt bei den Deutschnationalen im Parla m ent. Ich habe den Film jetzt off iziell abg e schlossen, a ber uns e re Helden b e i Astoria m einen natürlich, wir s o llten m it d e m Einreichen bei der Prüfstelle noch warten, weil eben bald neue Regeln gelten könnten.«
    » W as ist m it Hel m ut und Brigitte, hat sie inzwischen je m and engagiert ? « Robert nickte. »Ich. Du w i rst es nicht glauben, aber wir haben noch Zelluloid übrig, und m ein Vertrag m it Astoria läuft auf ein ganzes Jahr. Also habe ich gar nicht lang gefragt und angefangen, einen neuen Film zu drehen.« In seinen Augen tanzten schel m ische Funken. »Einen Doku m entarfi l m über die Höhepunkte im Leben eines jungen Genies. Helmut, Brigitte, ich und die anderen, wenn sie Zeit haben, spielen unsere besten S zenen nach, nur ohne Kostüm, versteht sich.«
    Einen Tag vor der Abfahrt nach H a m burg stand auch sie vor der einen Ka m e ra, die Markus Zweig, einer von Tim Bergers Assistenten, bediente, und rezitierte für ihn Desde m onas W eidenlied und den kleinen Monolog über verpaßte Gel e genheiten, den Michael Maitger für Susanne geschrieben hatte, während sie am Klavier saß und spielte.
    »Jetzt versteht hoffentlich jede r «, sagte Robert zu dem Fähnlein der sieben Aufrechten, das sich in dem Tanzcafé, wo sie fil m ten, denn ein Studio stand nicht m ehr zur Verfügung, versam m elt hatte, »warum ich ihr Spiel in Iffland von einer Professionellen habe türken lasse n !«
    Es war vo r m ittags, was die L eere d es Tanz c a f és er k lä r te, d och das Lachen der »Her m i aden«, wie Rob e rt sie nannte, ließ den Saal voller Spiegel einen Mo m ent lang übervoll erscheinen.
    »Oh, es gibt noch etwas, das wir doku m entieren müssen, Maestro«, rief Carla. »Carla Fehr und Robert König in… Gertrude und Claudius, auch bekannt als Hamlet.«
    »Richtig, Kinder, ihr habt ja die ersten und einzigen Festspiele von Lubeldorf nicht erlebt, unverantwor t licherweise. Du hast re c ht, Carla, wir m üssen ihnen e i ne Kostprobe liefern.«
    Hel m ut stöhnte. »O Gott, Chef, sag nicht, daß du dich auch an Hamlet vergriffen hast.«
    Das war der letzte Anreiz, den sie brauchten.
    »Darling«, sagte Carla, als die Ka m e ra lief, tat so, als ziehe sie langsam ihre Handschuhe aus, »wir m üssen uns m al über H a m let unterhalten. Jeder Jugendliche m ac h t eine schwierige Phase durch, aber so, wie er sich neulich beim Essen aufgeführt hat, ist es etwas Ernsteres.«
    Robert rollte die Augen, blies s e ine Backen auf und setzte ein wollüsti g es Grinsen au f .
    »Später, Gertie. Du weißt doch, ich kann dir nicht widerstehen, wenn du dir die Nägel lackiert hast.«
    »O Claudius, du Schl i m m er«, hauchte Carla und sank rückwärts in seine Ar m e. Dies m al b r auchten sie fünf Minuten, bis sie sich von ihrem Gelächter

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