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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ähnlich wie der Tag, an dem Genevieve s i e durch d i e Sargaufnah m en getrie b en hatte, er s chien es ihr, als habe sie eine Feuerprobe bestanden, als könne sie nichts m ehr schrec k en, was der Beruf zu bieten hatte. Ve rm utlich ha n delte s ich das um einen Irrtu m , doch im Moment le g te sie auf eine Beric h tigung keinen W ert.
    Sie hatte inzwischen genug Übung darin, das Haus der Nakamuras zu betreten, ohne die Fa m ilie zu wecken, aber d i es m al ging sie n i c h t die Treppe hoch, sondern durch d a s W ohnz i m mer in den Garten. S i e war im m er noch zu wach, um zu s chlafen, und zu ausgelaugt, um irgend etwas anderes zu tun. Außerdem wollte sie die Son n e aufgehen sehen. Also setzte sie sich auf die Bank und wartete. E s dauerte nicht lange, und der Himmel färbte sich flammend rot. Selbst die Wolken, dachte Carla, sieht m an in diesem Land etwas k l arer als sonst irgendwo. Mit einemmal wurde ihr bewußt, daß sie A m erika liebte. Nicht im m er, m a nch m al haßte sie es auch, aber hier und heute, in dem Garten, den Mr. Nakamura so sorg f ältig pflegte und erst kürzlich um einen Felsbrocken, den er gefunden hatte, verschönert hatte, weil er dessen Äderung bewunderte, hier in der kühlen Morgenluft und den ersten S onnenstrahlen im Gesicht und dem Tau auf der Haut, hier liebte sie es.
    Sie m ußte dann doch eingeschlafen sein, denn sie lag auf der Bank und spürte, daß ihr Nacken vollkomm e n steif geworden war, als je m and sie berührte.
    » W ach auf«, rief ei n e Kinder s tim m e, »hier schläft m an doch nicht, Carla, wach auf!«
    Carla öffnete die Augen und erkann t e, daß zwei der Naka m u ras vor ihr standen. Lucy grinste sie an, und auch Nancy kä m p fte sichtlich m it einem Lächeln.
    » W as ist denn m it deinem Haar passiert ? « fragte das Mädchen.
    »Ich wollte es m i r ohnehin schn e iden lassen«, erwiderte Carla und setzte sich auf. Nacken und Hals s ch m erzten wirklich abscheulich. Nancy gab ihrer Schwester einen kleinen Klaps und sagte etwas auf japanisch zu ihr. Das Kind verschwand ins Innere des Hauses.
    »Nun«, m einte Nancy, während sie s i ch neben Carla setzte, »ich hoffe, es wächst schnell wieder. Mr. Kohner hat gestern abend hier angerufen, und dein A gent. Sie w ollen dir die Hauptrolle für Ra p paccinis Tochter anbieten.«
    »Ja, ich weiß. Bela Lugosi war am Set und hat es m ir erzählt.«
    Sie fühlte sich im m er noch sehr benom m en und beschloß, nur kurz zu duschen und dann ins Bett zu gehen, um so lange zu schlafen, wie die gesc h äftige Mrs. Na k a m ura es zuließ. Plötzlich fiel ihr etwas ein. Mit ei n er z weiten Hauptrolle in p e tto war es nicht m ehr leichtsin n ig, sich ein eigenes Haus zu leisten, kein großes natürlich, aber die Bungalows waren hier in der Gegend billig.
    »Nancy«, sagte sie glücklich, »ich werde ein eigenes Haus haben können.«
    Es würde ein Zuhause sein, m ehr noch als ihre Wohnung in Berlin, von ihrem e i genen Geld bezahlt und ohne jedes Gespenst dari n , ein Kokon aus Unabhängigkeit und Freih e it. Nancys kühle Stimme, in der ein Unterton von Verletztheit zitterte, riß sie aus ihren H albträu m en.
    »Ich wußte nicht, daß du es so eilig hast, hier auszuziehen. Aber ich hätte es wissen m üs s en. Ja, du wirst n ic h t m e hr gezwun g en sein, bei m i r und m einer F a m ilie z u r Miete zu wohnen.«
    »So habe ich das nicht ge m eint.« Erklärungen am frühen Morgen nach ei n er d urchwachten Nacht war e n nicht ihre Stärke, und außerdem kehrten die Grübeleien in Sac h en Nancy zu diesem ungeeignetsten aller Zeitpunkte zurück.
    »Ich ich hatte noch nie ein eigen e s Haus. Als ich das let z te Mal in einem wohnte, war es ein Gefängnis für m i ch, und…«
    Sie verstum m te. Nancy würde das nicht verstehen, wie sollte sie auch? Der einzige, der es verstand, war Robert, und der befand sich auf der and e ren Seite de r W elt. Ihr f i el nichts anderes m ehr ein, um Nancy zu zeigen, daß sie ihren W un s ch nach einem Haus falsch verstanden hatte, also erhob sie sich, berührte dabei kurz m it ihren Lippen Nancys Stirn und flüchtete dann vor weiteren Ko m plikationen in die sichere Abgeschiedenheit ihres Zimmers. Bis sie an allen Nakamuras vorbei im ersten Stockwerk angelangt war, hatte sie entschieden, die Dusche Dusche sein zu l a ssen. Statt dessen sank sie sofort in ihr Bett, und dies m al kam der Schlaf wie gewünscht, übergangslos und ohne Träu m e.
    Als sie wieder erwac h te, waren

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