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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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die Nackensch m erzen verschwunden, aber ansonsten hatte sie ein Gefühl von déjà vu. Die Sonne schien durch das breite F enster, weil sie vergessen hatte, die Vorhänge zuzuziehen, und tauchte sie in ein helles L i cht. Nancy stand, gegen die Tür gelehnt, und beobachtete sie, wie d er ein kleines Lächeln auf den Lippen.
    » W ie spät i s t e s ?«
    »Zwei Uhr nach m ittags.«
    »Müßtest du nicht in Universal C ity s ei n ?«
    »Ich habe m i r den Tag wegen Krankheit freigenommen«, erklärte Nancy. »Deiner Krankheit, nicht m e i ne r . M r . M i n t z er hat t e V e r ständnis da f ür, daß ich m ich um unseren neuen Star kümmern m uß, und ich hatte den Eindruck, es gebe einiges zu besprechen.«
    Soviel zu m einer Ab s i cht, die ganze Angelegenheit schweigend zu u m gehen, dachte Carla resignieren d . Sie war nicht m ehr müde, aber kaum in der geeigneten Verfassung für eine tie f schürfende Debatte zu einem The m a, über das sie sich selbst noch nicht im klaren war.
    »In einer S t unde vielleicht ? « schlug sie hoffnungsvoll vor und m erkte erst jetzt, wie heiser i h re Stim m e klang. W ährend des Absch m inkens hatte sie zwei Bec h er W asser getrunken, m ehr hatte Pierce i h r nicht gest a tt e t. »Ich g l aube, es klebt im m er noch etwas von Pierces Ze u g an m i r. Auf jeden Fall rieche ich noch danach. Und ich habe Hunger. Meine m o m entanen Vorstellungen vom Paradies bestehen aus einem Bad und einem ausgiebigen Frühstück. Danach«, schloß sie, »danach bin ich berei t , über alle Dinge der W elt zu r e den.«
    »Oh, ich weiß nicht«, sagte Nancy m it leic h t e m Spott, »im Mo m ent bin ich im Vorteil, und den sol l te m an nicht aufgeben. In deiner nor m alen Verfassung bist du zu gut darin, das The m a zu w e chseln.« Sie verschränkte die Ar m e und m a c hte keine Anstalten, die Tür freizugeben.
    »Das ist ni c ht ger e cht.«
    »Das ist es nie.«
    Na schön, dachte Carla. B r ingen wir es hinter uns.
    »Ich bin sehr froh«, sagte sie lan g sa m , »dich als Freundin zu haben. Aber ich halte es für unk l ug, m ehr daraus zu m achen.«
    »Du m einst, du hast Angst davor.«
    Nancy löste sich von der Tür und kam näher. Ohne ihren Blick von Carla zu lösen, setzte sie sich auf den Bettrand und beugte sich über Carla, die sich nicht gerührt hat t e. Dieser zweite Kuß war anders, besitzergrei f end und fordernd, und Carla entdeckte, daß et w as in ihr wie ausgehungert darauf reagierte. Ihre Ar m e schlangen sich um Nancys Hals, und sie spürte die zar t e, glatte H aut unter ihren Fingern, bis sie ihre Fassung und ihr Denkver m ögen zurückgewann und Nancy losließ.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Nancy leise. »Ich kann warten.« Mit der ihr eigenen Grazie stand sie a u f und verließ den Rau m . Zwischen Tür und Angel drehte sie sich noch ein m al um und m einte mit einem leichten Augenzwinkern:
    »Und laß dir bitte dein Haar m i nd e stens ein Jahr lang nicht m ehr schneiden. E s sähe lang sehr viel besser aus.«
     

21. KAPITEL
     
    Irrungen, Wirrungen zu verfil m en hatte für Robert den überraschenden Nebeneffekt, seine Ehe zu retten. Für den Film waren eine Menge Außenaufnah m e n nötig, und er kannte sich in der Mark Brandenburg nicht besonders gut aus. Monika zu fragen, ob sie die Schauplätze von Fontanes Ro m an kannte, war ein beiläu f iger G e danke, der unerwartete Früchte t r ug. Sie sta mm t e aus der Gegend, und an der Art, wie sie von diesem See oder jenem Schloß erzählte, erkannte er ihr Hei m w e h. Außerdem zeigten ihre enthu s iastisc h e n , farbigen Beschreibungen sie wieder von der Seite, die er ursprünglich attraktiv gefunden hatte. Auf d e r Suche nach Drehorten m acht e n sie ihre er s t e ge m einsame Reise, und die resse n t i m entgeladene Spannung zwischen ihnen wich all m ählich dem Gefühl von K a m eradschaft, das ge m eins a m e Unterne h mungen m it sich brachten, auch wenn sie nicht ganz verschwand. Es half außerdem, daß keiner seiner Freunde sie begleitete und sie sorgfältig bestimmten The m en aus dem Weg gingen.
    Als die Dreharbeiten begannen, ze ig t e Moni k a zum ersten Mal seit den Radiotagen wieder Interesse daran, sich an einem seiner Projekte zu beteiligen. Insgeheim hegte Robert den Verdacht, daß die fil m ische U m setzung eines Li teraturklas s ikers einfach m ehr ihrer Vorstellung von gesiche r ter künstlerischer Tätigkeit e n tsprach als ein Vabanque-Spiel wie Iffla n d. Aber er fand ihre Besuche

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