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Unter dem Zwillingsstern

Titel: Unter dem Zwillingsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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erzählt ? «
    »Um ehrlich zu sein da m it du für das Interview guter Laune bist. Aber da du es nun ein m al weißt, solltest du Mr. Karloff zurückrufen, er hat bereits zwei m al eine Nac h richt für d i ch hinterlassen. Oder möchtest du, daß ich ihm etwas ausrichte ? «
    Das Dilemma m it d e m S t reik trat kurzfristig in den Hintergrund.
    »Du kannst doch nicht entscheiden, was ich hören soll und was nicht«, antwortete Carla einiger m aßen fassungslos. »Noch dazu bei einer so wichtigen Sac h e.«
    Sie wußte, daß Nancy es nur gut m e i nte, und es war sicher nicht zu vergl e ichen, aber m it e i n emmal f iel ihr die Art ei n, wie Phili p p in d e r völli g en G e wißheit, sie würde s e i n en Heir a ts a ntrag anne h m en, ihre Zukunft als seine Ehefrau ausgestaltet hatte.
    »Ich weiß, was am besten für d ich ist«, gab N ancy ruhig zurück.
    »Es war m i r klar, wie du auf die s e Nachricht rea g ieren würdest. Hedda Hopper interessiert sich nicht besonders für soziale Fragen, deswegen habe ich nicht da m it gerechnet, daß sie dich darauf anspricht.«
    Sie redeten offenbar aneinander vorbei. Allerdings war die Grundfrage nach dem Streik wichtiger. Eins nach dem anderen. Sie m ußte m it Nancy über die Entscheidung sprec h en, die sie zu treffen hatte, und danach würde sich irgendwann der Hinweis einbringen lassen, daß für Carla b estimmte Nachr i chten, ganz gleich, ob gut oder schlec h t, a u ch an Carla weiter g ege b en werden mußten.
    » W enn du weißt, was gut f ür m ich ist«, m einte Carla m it einer kleinen Gri m asse, »dann würde ich gerne deine Meinung zu m einer Streikbeteiligung hören.«
    Nancy setzte sich ein wenig gerad e r; auf eine absurde W eise eri n nerte Carla das an d i e Schule, an Monika als Rau m älteste, wie sie einer der Lehrerinnen Bericht erstatt e te. Das Bild belustigte sie, und ihre Beklemmung löste sich etwas. Sie m ußte Nancy irgendwann ein m al fragen, wo all d ie Naka m uras ihre tadellose Haltung herhatten.
    »Sag ja. Es sind wichtige Forde r ungen, und ich glaube, Mr. Kohner wird es verstehen. W as Para m ount angeht…« Sie m achte eine wegwerfende Handbewegung. »Du brauchst s i e nicht. Du bist bereits ein Star. Du unterschätzt dich, Carla, sie sind m ehr auf dich angewiesen als du auf sie, sie wissen genau, daß du die ideale Besetzung für diese Rolle bist. Außerdem«, schloß sie, »wird die Guild ihre F orderungen m einer Meinung nach durchsetzen können, m it d e m Beschluß des Obersten Gerichtshofs hinter s i ch. Es m a c ht sich gut in deiner Biographie, dabei geholfen zu haben.«
    »Du bist m anch m al eine fürchte r liche Prag m atikerin«, entgegnete Carla a m üsiert, doch dann schwand jede Heiter k eit, als sie w i eder an Europa dachte.
    Karloff und m ehrere der anderen Gewerkscha ft s m itglieder waren ihre Freunde und hatten ein Recht auf ihre Solidarität; die F orderungen waren, wie Nancy gesagt hatte, wichtig und richtig. Aber was sie m it Kathi und Robert verband, rei c hte ein wenig über Freundschaft hinaus, und es ging ihr inzwischen nicht n u r u m ein W i edersehe n . Der Einsatz der Legion Kondor, die Hitler seinem Freund Franco geliehen hatte, führte bei ihr endg ü ltig zu der Überzeugung, die auch in jedem von Kathis Briefen ausgedr ü ckt wurde: Hitler bereitete einen Krieg vor. Die W i e deraufrüstung in Deutschland hatte das Ihre dazu beigetragen, die Arbeitslosigke i t zu bes e iti g en, aber d ie Nationalso z ialist e n würden i h re W af f en auch einsetzen wollen, und wenn sie nicht bald gestürzt wurden, wonach es nicht aussah, würden sie es tun. Sie hoffte, sowohl Käthe als auch Robert überzeugen zu können, zu ihr nach A m erika zu kom m en. Die alten A rgu m ente waren nic h t länger gültig; jetzt hatte sie eine gesicherte Existenz hier, und die Illu s ion, es handle sich bei dem Dritten Reich um ein kurzes Interregnu m , war zerrissen.
    »Deine deutschen Freunde«, sagte Nancy, die gelegentlich ihre Gedanken las, »sind erwachsen. Sie treffen ihre eigenen E ntscheidungen. Ich weiß, daß du sie ver m ißt, aber wenn sie wirklich wollen, dann können sie hierherkom m en, ohne vorher eine Europareise deinerseits nötig zu m achen.«
    Ihre W orte klangen vernünftig, nur war da ein Unterton von… was? Eifersucht?
    »Du m öchtest nicht, daß ich nach Europa fahre«, stellte Carla fest. Nancy stand auf und kniete neben i h r auf der Couch nieder, was sie größer als Carla m achte. Sie nahm

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