Unter dem Zwillingsstern
kriegt ka u m noch amerika n ische Fil m e zu sehen. Zu dekadent, laut dem e i nschlägigen Ministeriu m , und ich dachte immer, das sei ein Vorwand, um die einhei m ische Industrie anzukurbeln. W enn ich überlege, was ich da verpaßt habe…«
Carla versetzte ihm einen Rippen s toß. »Keinen Neid, bitte. Wenn du wirklich nett zu m ir bist, schicke ich dir Jack Pierce über den Atlantik, da m it er dich in eine Mu m ie verwandelt. Sadismus vom Feinsten, unverwässert und rein.« Sie wurde ernster. »Irgendwo liebe ich m ittlerweile m eine Mu m i en, Hexen und Vampire. Ich k önnte s i e nicht spielen, ohne sie zu lieben. Aber diese Rolle jetzt, in diesem Fil m , das ist wie ein frischer W indstoß. Und Eddie Feiton hat recht, es ist m öglicherweise der Sch l üssel z u m Rest der Fil m welt.«
»Nicht zu vergessen zu einem Theaterstück.«
»Ja. Robert, in Los Angeles gibt es kein Theater, und in N e w York neh m en selbst die kleinen Bühnen Fil m schauspieler nicht ernst, wenn sie nicht schon vorher beim Theater waren… beim a m erikanischen Theater, versteht sich. Aber m it einem speziell für m i ch geschriebenen Stück m üßten sie m i ch ernst nehmen, m i r eine Chance geben zu spielen.«
»Ja«, sagte er, wie ein Echo, und dachte, wie sehr er es ver m ißt hatte, m it ihr über die Arbeit zu spr e chen, ihre und seine. »Ich sehe da nur eine Schwierigkeit, und die liegt nicht bei Eddie d e m Poeten. Mit dem w i rst du fertig. Aber d e ine Nancy scheint m ir der Typ, der an Monoga m i e glaubt, und auch wenn du Mr. Feiton zappeln läßt, wird sie anneh m en, du gingst m it ihm ins Bett.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich gl a ube ebenfalls an Monoga m i e, falls du das vergessen hast.«
»Oh, ich habe es nicht vergessen. Das war einer der Gründe, warum du m ich nicht h e ir at en wollt e st.«
»Und ich hatte recht, oder? W enn ich Monika wäre, hätte ich dich entweder umgebracht oder m i ch s c hon längst wieder scheiden lassen. Was Nancy angeht, sie weiß, daß sie m i r vertrauen kann.«
» W ie du m einst. Aber bei dem Blick, den sie m i r vorhin zugewor f en h a t , h e g e i ch d en V e r dac h t , d aß sie dir gerade jet z t nicht zu sehr vertraut.«
Das war ein beunruhigender Gedanke. Nancy wußte, daß Robert ihr bester F reund war, nicht ihr Liebhaber. Sie kannte sogar einige der Geschichten aus Carlas Kindhei t . Eigentlich schien es unwahrscheinlich, daß sie die Begrüßung vorhin m i ßdeutet hatte, doch nach der W oche m it Eddie Feiton war sie e m pfindlich. Besser, sie nicht zu lange a ll e in zu lassen.
Robert hatte eine W oche Zeit, dann mußte er nach Deutschland zurückkehren. Die Dreharbeiten würden über m orgen beginnen, aber es bestand kein Grund, anzuneh m en, daß der britische Regisseur ihm bei dem entsprechenden Einsatz von Überredungskunst nicht gestatten würde, am Set anwe s end zu se i n. Er hatte Carla schon lange nicht m ehr arbeiten gesehen, und eine Woche war ohnehin erbär m lich kurz. Außerhalb der Dreharbeiten würde sie einen W eg finden, die Zeit m it ihm zu verbringen, ohne N a ncys Gefühle zu verletzen. Nancy war von Natur aus großzügig, sie verstand, w as Robert für Carla bedeutete und daß ein Freund, den m an jahrelang nicht gesehen hatte, ein paar kurze Tage lang im Mittelpunkt stehen konnte, ohne deswegen eine andere B eziehung zurückzusetzen.
»B e m üh dich ein bißchen um sie«, sagte Carla zu Robert, als sie endlich ein Hotel gefunden hatten und sie sich von ihm verabschiedete. »Bisher hat es noch nie m anden gegeben, der dich nicht gemocht hat, wenn es dir wirklich darauf ankam. Versprichst du es m ir? «
»Pfadfinderehrenwort. Bis m orgen, Halef.«
»Bis m org e n, S a m .«
Nancy hatte diejenigen von ihren und Carlas Sac h en, welche s ie für morgen benötigen würden, ausgepackt und den Rest bereits wieder verstaut. Sie saß an der Reiseschreib m aschine, die eines von Carlas Geschenken f ür Kathi sein sollte, und tippte energisch. Als der Page für Carla das Zimmer aufschloß, hö r te sie m it dem Schreiben auf, doch sie drehte sich nicht u m . Carla seufzte.
»Nancy, du weißt doch, daß er m ein Freund ist. F r eund, nicht…«
»Darum geht es nicht«, unterbrach Nancy sie ruhig. » W eißt du, es gibt etwas m ehr als körperliche T r eue. Als du ihn begrüßt hast, ist m i r etwas klargeworden, und nicht wegen des Kusses. Es war dein Gesichtsausdruck, als du ihn erkan n t hast. Da stand der eine Mensch, ohne den
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