Unter dem Zwillingsstern
m atort m it einem unaussprechlichen Namen verließ, um Sängerin zu werden, und einen Deutschen na m ens Fehr heiratete. Es klingt zu gut, um wahr zu sein, deswegen frage ich Sie könnte es wahr sein, und wenn ja, würde es Carla m ehr schaden oder nutzen? Ich kann der Frau einfach erklären, daß sie sich irrt, und sie fortschicken. Unabhängig v o m W ahrheitsgehalt ihrer Auss a ge hält sie a m erikanisc h e Fil m stars ver m utlich f ür Millionäre und sich selbst für bedürftig.«
Nancy von ihrer energischen, die Dinge in die Hand neh m enden Seite zu sehen war insofern eine Offenbarung, als es erklärte, wie sie in i h rem Beruf weiter ge kom m en war. Andere r s e its rei h te e s sich unglücklicherweise in die Kette der O m en ein, die Roberts Meinung nach auf einen letztendlichen Bruch zwischen ihr und Carla verwiesen. Er h i elt die plötzlich aufgeta u chte Ta n t e auch für zu gut, um wahr zu sein, und teilte ihre M e inung über das m u t m aßliche Ziel dieser fa m iliären W i edervereinigu n g, ganz abgesehen davon, daß Carla über ihre Mutter so ungern sp r ach wie er über seine. Das ganze Problem m it ihrem Vater würde wie d er aufgerührt werden, genau die Erinnerungen, die sie am liebsten vergessen w o llte. Aber es war an Carla, zu entscheiden, ob sie Mrs. ap Hugh nun glaubte, ob sie die Frau se h en wollte oder nicht. Sie w ar k e in z a r t e s Gewächs, das m an vor jedem unangeneh m e n Luftzug bewahren m u ßte, und sie würde es hassen, so behandelt zu werden.
Er for m ulierte seine Antwort für Nancy etwas taktvoller, und obwohl sie nach wie vor skeptisch d r einblickte, ließ sie sich überzeugen. Carla wirkte, als s i e es ihr erzählten, z u erst ungläubig, dann bestürzt. Sie w ar wie im m e r am Ende e i nes Drehtages ausgepumpt und erschöpft, und ein Teil von Lydia b lieb bei ihr, wollte weiterleben und würde erst beschwichtigt wer d en, wenn sie sich ihm morgen wieder ganz und gar überlassen k o nnte. Nicht der beste Zeitpunkt, um in die V ergangenheit zurückgezerrt zu werden. Aber sie wußte, daß sie es ihr Leben lang bedauern würde, wenn sie diese erste und einzi g e Chance, Verwa n dten zu be g egnen, für die sie nic h t Heinrich Fehrs uneheliche Tochter war, verstreichen ließ. Also ging sie zu dem Portiershäuschen des Anwesens, in dem die Fil m crew zur Zeit lebte und drehte.
»Sie hat ihren Sohn dabei«, sagte N ancy, während sie sich be m ühte, sich von Carla nicht abhängen zu lassen; Carla trug Hosen, weil sie sich nach dem Tag in Korsett und Reifrock so frei wie m öglich fühlen wollte. Doch Nancys Kostüm und ihre geringere Größe m achten es ihr schwer, Schritt zu hal t en. »Und ihre Tochter. Beide älter als du. Ihr Mann hält angeblich n i chts von dem Unternehmen und ist deswegen daheim geblieben.«
Die Frau, die gerade m i t dem Portier schwatzte und still wurde, als Carla sich näherte, sah den Photog ra phien ihr e r Mutt e r, d i e sie k annte, nicht sehr ähnlich, aber das lag mit Sicherheit auch daran, daß es sich nur um Abbildungen von Anghar a d in ihren Opernrollen handelte. W enn es private Porträts gab, hat t e Heinrich Fehr sie alle vernic h tet. Mrs. ap Hugh trug eindeutig ihr Sonntagskleid, doch an ihrer üppigen Figur, den abgearbeiteten Händen und den m ehr grauen als schwarzen Haaren, die streng zu einem Knoten zurückgesteckt waren, erinnerte nichts an die strah l ende junge Fr au in Aschenputtels Ballkostüm f ür La Cenerentola oder die kecke Zofe Susanne in Figaros Hochzeit. Es war ihre Stim m e, die Carla zusam m enzucken ließ. S ie hatte nicht viele Erinnerun g en an ihre Mutt e r, bis auf den Sturz, und die wenigen, die es gab, konnten auch Trau m frag m ente sein; das Gefühl, in den A r m gen o m m en zu werden, schlanke, langfingrige Hände wie ihre eigenen, e i n Parfü m , das ihr nie w i eder begegnet war. Nichts von ihrem Gesic h t, ab e r ihre Stim m e, die sum m te, sang oder sprach, ihren Na m en i n einem bestim m ten Tonfall aussprach. Die gleiche Stimme, nur etw a s rauher, den gleichen Tonfall hörte s ie j e tzt. Tats ä chlich war ihr N a m e das einzige, was sie in dem, das Mrs. ap Hugh von sich gab, aus m achen konnte, denn w as im m er die Frau s p rach, es war nicht Englisch.
»Ma m a«, sagte die junge Frau neben Mrs. ap Hugh nervös. »Sie versteht dich nicht.«
Ihr Bruder wirkte e b e nf alls pei n lich betreten, während Mrs. ap Hugh die Tränen in den Augen standen.
»Es tut m i r
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